Staat mit Kurzsicht: Viel Nachfrage und kein Angebot

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Ausgabe‍ 12/2024


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Russland_Pipeline_2403 - Staat mit Kurzsicht: Viel Nachfrage und kein Angebot

Über Angebot und Nachfrage ...

 

… oder warum die Politik ständig etwas beschließt, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

 

Die letzten Jahre haben es eindrucksvoll gezeigt. Es gibt viele Bereiche, in denen sich der Staat besser nicht einmischt. Ein paar Themen jedoch können staatliche Einflussnahme durchaus vertragen. Vor allem in der Grundversorgung darf der Staat eine Rolle spielen, vorausgesetzt er tut das mit Bedacht. Wer das für selbstverständlich erachtet, wird derzeit eines Besseren belehrt. Immer öfter scheint sich die Republik Österreich der Konsequenzen, die ihr Handeln auslöst, nicht bewusst. Drei Beispiele, bei denen Nachfrage generiert wurde, ohne das Angebot im Blick zu haben:

 

1.) Raus aus Gas!

 

Der Kriegsbeginn lieferte der Politik einen medienwirksamen Anlass, die jahrelang gepflegte Abhängigkeit vom russischen Gas abrupt zu beenden. Neben großen Worten, viel Gas-Bashing, Förderung für Wärmepumpen und Solar­anlagen, ist aber vor allem eines nicht passiert: der Ausstieg aus dem Gas-Liefervertrag mit Russland. Die Politik spricht nicht gerne darüber, aber natürlich beziehen wir einfach weiterhin russisches Gas, weil es schlichtweg an Alternativen fehlt.

 

Die Botschaft: Wir müssen raus aus der russischen Gasabhängigkeit!

Die Realität: Fast alle europäischen Länder beziehen Gas oder Flüssiggas aus Russland, viele davon sogar mehr als vor dem Krieg.

 

2.) Rein in Elektro!

 

Ein Paradebeispiel für das Nichterfassen des Prinzips Angebot und Nachfrage ist der künstlich erzeugte Elektroboom der letzten Jahre, der unlängst ein jähes Ende fand. Die Idee: Teils doppelt so teure Autos werden massiv vom Staat gefördert, damit man die Produktion von Verbrennungsmotoren 2035 einstellen und sich komplett auf Elektroantrieb fokussieren kann. Der Umstand, dass es weder genügend Infrastruktur noch genügend verfügbare Stromkapazitäten bei einer Vollumstellung gäbe, wurde dabei ebenso ignoriert wie die Tatsache, dass auch Elektroautos Umweltsünder sein können – wie in Deutschland zum Beispiel, wo der Strom bekanntermaßen immer noch gerne aus dem Braunkohlekraftwerk kommt.

 

Die Botschaft: Verbrenner sind böse, Elektroautos sind gut. Wir steigen um!

Die Realität: Aufgrund der hohen Strompreise und der mangelnden Infrastruktur geht die Nachfrage nach Elektroautos massiv zurück. Preisnachlässe und Aktionen sollen den Trend umkehren. ExpertInnen sprechen aber schon davon, dass sich die Technologie vielleicht überhaupt nicht durchsetzen wird.

 

3.) Wir fahren öffentlich!

 

Österreich auf Schiene oder in den Bus zu bringen, darf man ja prinzipiell als löbliche Idee bewerten. Das Klimaticket und der attraktive Preis desselben haben für eine unglaublich große Nachfrage gesorgt. Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern aus ganz banal monetären setzen immer mehr Menschen auf Bus und Bahn. Einziges Problem: Der Staat hat vergessen, das Angebot anzupassen. Es gibt nicht nur zu wenige Zuggarnituren und Busse, es fehlt auch massiv an Personal. Die Nachfrage kann nicht bewältigt werden, und so ärgert sich Österreich mittlerweile täglich über Verspätungen, Ausfälle und überfüllte Öffis.

 

Die Botschaft: Österreich fährt öffentlich! 

Die Realität: Viel zu wenig Personal, zu spät oder gar nicht bestellte Garnituren treffen auf zu viele Menschen, die das günstige Klimaticket ausnützen wollen und sich stattdessen ständig ärgern müssen und zu spät oder gar nicht ans Ziel kommen.



Standort-Stärker der Woche

Saynor

Die Niederlassung von Sandoz in Kundl freut sich über eine nachhaltige Entwicklung. Über 200 Millionen Euro wurden in den letzten beiden Jahren in den Standort investiert. 50 Millionen davon flossen in eine neue Produktionsanlage zur Herstellung von Penicillinen, die gestern feierlich von Sandoz-CEO Richard Saynor eröffnet wurde. Auch geopolitisch ist die Investition des Pharmariesen erfreulich: Lebensrettende Medikamente „made in Europe“ sind in Zeiten von Inflation, hohen Energie- und Personalkosten keine Selbstverständlichkeit.

 

Dauersieger der Woche

Parth

Der Auszeichnungsreigen für den Ischgler Gourmetkoch Benjamin Parth setzt sich auch in diesem Jahr fort. In der neuen Falstaff-Wertung konnte er mit 98 von 100 Punkten wieder den Tirol-Sieg für sich und sein Restaurant Stüva beanspruchen. Spannend wird, mit wie vielen Sternen der Guide Michelin das Tiroler Ausnahmetalent dekorieren wird. Für die Antwort auf diese Frage müssen wir uns allerdings noch bis Januar 2025 gedulden.

 

Tipps

Was Sie diese Woche noch lesen sollten:

 


Zahl der Woche‍

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Diese Woche feiert top.tirol seinen neunten Geburtstag. Tirols größtes Wirtschaftsmagazin erscheint seit März 2015 regelmäßig als Beilage zur Tiroler Tageszeitung und hat sich seitdem den unternehmerischen Leistungen in unserem Land verschrieben. Mit rund 100.000 Stück Druckauflage pro Ausgabe ist top.tirol das reichweitenstärkste Wirtschaftsmedium des Landes.

Seit inzwischen drei Jahren gibt es top.tirol auch online, letztes Jahr durften wir uns über rund 750.000 Seitenaufrufe freuen. Auch unser wöchentlicher Newsletter, den Sie dankenswerterweise gerade lesen, entwickelt sich seit zwei Jahren erfreulich: Über 5.600 Wirtschaftsinteressierte haben diesen inzwischen abonniert.


Und zum Schluss

tt

Teures Pflaster

Dass es günstigere Wohnorte als Innsbruck gibt, ist allgemein bekannt. Aber dieses Inserat auf immo.tt.com ist sogar für die Landeshauptstadt rekordverdächtig. Für 1.199 Euro wird hier ein Zimmer mit 13 Quadratmetern angeboten. Wer sich Sorgen um die Verpflegung oder den Hygienezustand der potenziellen MieterInnen macht: Küche, Bad und WC stehen separat als Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Wer sich für den üppigen Preis eine zentrale Lage erwartet, muss an dieser Stelle übrigens enttäuscht werden: Das 1.200-Euro-Zimmer liegt in der Mentlbergsiedlung, am südwestlichen Rand der Stadt.

 

Vielen Dank fürs Lesen! Nächste Woche am Karfreitag zelebriert unser Newsletter den Osterfrieden und ersteht dann am 5. April wieder auf!


 

Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann bitte jederzeit gerne:
michael.steinlechner@target-group.at


IMPRESSUM

 

Target Group Publishing GmbH
Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck‍

Fotocredits: Shutterstock, Sandoz Group AG, Jan Hetfleisch, immo.tt

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