Digitalisierung, Ausbildung, Nachwuchsarbeit – die Themen, die die Tiroler Tischler bewegen, sind vielfältig. Mit Helmuth Hehenberger als Landesinnungsmeister will die Fachgruppe nicht nur Tradition bewahren, sondern auch die Weichen für die kommenden Jahre stellen.
„Man arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien und Formen. Der Beruf ist unglaublich vielseitig – vom Möbelhersteller über den Treppenbauer bis hin zum Bodenleger und Fensterhersteller“, beschreibt Helmuth Hehenberger seine Leidenschaft für das Tischlerhandwerk. Seit Herbst 2024 steht er als Landesinnungsmeister an der Spitze der Tiroler Tischler und Holzgestalter – einer Branche, die derzeit viel Bewegung erlebt.
Struktur und Digitalisierung
Da sich die strukturelle Situation der Tischlerbetriebe hierzulande von der in den übrigen Bundesländern unterscheidet, fallen dementsprechend die digitalen Anforderungen anders aus. „Wir haben viele Kleinbetriebe, die häufig familiengeführt sind. Da braucht man oft keine CNC gesteuerten Maschinen – oder kann sie sich schlicht nicht leisten“, weiß der Branchenkenner. Dennoch sieht der Experte beim Stand der technischen Ausstattung keinen Nachholbedarf.
„Vor zehn Jahren waren CNC-Maschinen, Computerplanung oder fotorealistische Darstellungen noch Spezialisten vorbehalten. Heute gehören diese Standards zum Alltag.“ Von der Planung über die Vermessung bis hin zur Produktion sei inzwischen nahezu jeder Arbeitsschritt digitalisiert.
Ausbildung im Umbruch
Ein zentrales Anliegen ist für Hehenberger die Ausbildung. „Wir wollen die bestehenden Strukturen stärken und noch mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern. Gleichzeitig müssen wir mit der Zeit gehen“, räumt er ein. Dazu zählt auch eine Reform der Lehre: Derzeit gibt es in der vierjährigen Tischlereitechnik-Ausbildung die Schwerpunkte „Planung“ und „Produktion“. Diese sollen künftig zusammengeführt werden, um sie an veränderte technische Anforderungen und neue Möglichkeiten anzupassen.

Übergabe Innungsmeister Oktober 2024 (v.l.): Alt Innungsmeister Steixner Georg, Bundesinnungsmeister Gerhard Spitzbart, Innungsmeister Helmuth Hehenberger, Innungsmeister Vorgänger Klaus Buchauer.
Nachwuchs im Fokus
Besonderes Gewicht legt die Fachgruppe zudem auf die Förderung junger Talente und eine stärkere öffentliche Präsenz. Mit der Kampagne „Ich bin Tischler. Und was macht dich glücklich?“ sollen Lehrbetriebe und Auszubildende ins Rampenlicht rücken. Im Mittelpunkt stehen Lehrlinge, die durch Wettbewerbe oder herausragende Leistungen auffallen. „Sie erzählen, was ihnen Freude bereitet und warum der Beruf so besonders ist. Das ist die neue Linie unserer Werbung“, erklärt Hehenberger. Die Kampagne läuft über Kino, Print, Online und Radio – mit dem Ziel, viele Jugendliche für das Handwerk zu gewinnen.
Und auch an den Berufsschulen setzt man auf Motivation und praktische Erfahrung. Bei der „Tischler Trophy“, die alle zwei Jahre stattfindet, gestalten SchülerInnen gemeinsam mit regionalen Betrieben ein Möbelstück. Daneben gibt es den Gestaltungspreis für Gesellenstücke sowie einen Holzfachberater, der Schulen besucht und direkt über Ausbildungswege informiert.
„Wir wollen die bestehenden Strukturen stärken und noch mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern.“
Helmuth Hehenberger, Landesinnungsmeister Tischler und Holzgestalter
Ein Beruf im ständigen Wandel
Für Hehenberger ist klar: Der Tischlerberuf ist einer der schönsten überhaupt. „Man lernt ständig dazu. Es gibt immer neue Materialien, die Hersteller von Beschlägen bringen uns neue Lösungen. Ebenso entwickeln sich Fertigungstechniken und maschinelle Ausstattungen laufend weiter. Der Beruf verändert sich kontinuierlich und wir passen uns flexibel an.“ Am erfüllendsten sei jedoch der Moment, wenn auf der Baustelle ein fertiges Werkstück eingebaut wird und KundInnen zufrieden und glücklich sind – sei es eine Küche, ein Wohn- oder ein Schlafzimmer.
Zahlen:
- 1250 Tischlereigewerbe in Tirol
- Circa 625 produzierende Tischlerbetriebe
- 130 Ausbildungsbetriebe
- 329 Lehrlinge in allen 4 Jahren