Wie in vielen Handwerksberufen besteht auch bei den TapeziererInnen Lehrlingsbedarf. Ab kommendem Jahr soll eine neue Ausbildungsstufe zwischen Lehrabschluss und Meisterprüfung den Beruf noch attraktiver machen.
Der Beruf der TapeziererInnen ist alles andere als eintönig: Er reicht vom Tapezieren und Bespannen von Wänden über das Beziehen von Möbeln bis hin zum Polstern in allen Varianten und dem Einbau von Sonnenschutz im Innen- und Außenbereich. Auch das Verlegen von Böden gehört dazu. Wer diesen Weg einschlägt, kann auf eine abwechslungsreiche Karriere hoffen – nicht nur regional, sondern auch international. „Das Wissen, das wir im deutschsprachigen Raum haben, erlaubt es, sich weltweit am Markt zu behaupten“, sagt Josef Miller, Berufsgrup pensprecher der Tapezierer in Tirol. Für ihn sei deswegen klar: „Wenn ich einmal sterbe, knote ich einen Knopf in mein Taschentuch, damit ich weiß: Sollte ich wieder auf die Welt kommen, werde ich erneut Handwerker.“
Lehrlinge gesucht
Trotz vielversprechender Karrierechan cen ist die Lehrlingssituation bei den Ta peziererInnen angespannt. „Wie in vielen Handwerksberufen ist auch unser größtes Anliegen, Lehrlinge zu finden“, so Mil ler. Aktuell gibt es in Tirol nur rund 35 Tapezierer-Lehrlinge, Tendenz fallend. Gründe dafür gibt es viele. Einer davon sind die bislang noch nie dagewesen Mög lichkeiten und die Durchlässigkeit des ös terreichischen Bildungssystems.
TapeziererInnen gestalten längst nicht nur Wände, auch Polstern und Bodenverlegen gehören zu ihrem Berufsbild.
Zwischen Lehrabschluss und Meister
Um diesem Trend ein Stück weit entge genzuwirken, wird innerhalb der Berufs gruppe nun ein neuer Anreiz geschaffen: Zwischen Lehrabschluss und Meister prüfung soll eine neue Ausbildungsstufe eingeführt werden. „Wir möchten eine Karriereleiter anbieten. Wer selbststän dig werden oder den elterlichen Betrieb übernehmen will, strebt in der Regel die Meisterprüfung an. Für die anderen gibt es bislang oft keinen nächsten Schritt mehr“, erklärt Miller die Hintergründe der Initiative.
Vertieftes Wissen
Die neue Ausbildungsstufe richtet sich nach dem Nationalen Qualifikationsrah men (NQR). In diesem System werden Be rufe und Qualifikationen auf einer Skala von 1 bis 8 bewertet, um Kompetenzen und Wissen transparent und internati onal vergleichbar zu machen. Während die Meisterprüfung auf Stufe 6 und die Lehrabschlussprüfung auf Stufe 4 liegen, soll sich die neue Ausbildung in Stufe 5 befinden. Neben vertiefenden fachlichen Herausforderungen stehen dort auch das Planen und Koordinieren, das Erstellen von Angeboten sowie die MitarbeiterIn nenführung auf dem Programm. Die Umsetzung ist bereits für das nächste Jahr geplant.
Die NQR-Stufen
- Stufe 1: Grundqualifikationen
- Stufe 2: Mittelschule, Polytechnische Schule
- Stufe 3: Hauswirt schafts schule
- Stufe 4: AHS-Reifeprüfung, BRP, BMS, Lehrabschluss
- Stufe 5: BHS-Reifeprüfung und Diplom
- Stufe 6: Bachelor, IngenieurIn, Meister
- Stufe 7: Master, Ziviltech nikerIn, BaumeisterIn
- Stufe 8: PhD, Klinische PsychologIn

Zur Person:
Josef Miller ist Innungsmeister-Stellvertreter der Maler und Tapezierer in Tirol sowie Funktionär auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. In Landeck führt er seit über 20 Jahren die Polsterwerkstätten Gitterle & Miller.


