Im heutigen Arbeitsmarkt bleiben Arbeitnehmer in der Regel kürzer in einem Job tätig. Um eine übermäßige Wechselbereitschaft zu verhindern, sollten Unternehmen bereits bei der Einstellung ansetzen. Das Konzept eines lebenslangen Jobs gehört der Vergangenheit an.
Im Vergleich zu früher wechseln Mitarbeiter nun häufiger ihren Arbeitsplatz und Arbeitgeber. Diese Entwicklung wurde im neuen Hernstein-Management-Report untersucht, in dem 1.500 österreichische und deutsche Führungskräfte befragt wurden. Das Ergebnis zeigt, dass zwei Drittel der Führungskräfte der Ansicht sind, dass Unternehmen davon profitieren, wenn Mitarbeiter Erfahrungen aus verschiedenen Berufen und Unternehmen mitbringen. Viele Führungskräfte sehen in häufigen Jobwechseln eine Möglichkeit zur Erweiterung des Horizonts. 19 Prozent stimmen dieser Sichtweise voll und ganz zu, während weitere 34 Prozent eher zustimmen. Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts für Management und Leadership, erklärt: "Neue Perspektiven, interessante Kontakte und erlernte Arbeits- oder Prozessabläufe aus früheren Tätigkeiten können äußerst wertvoll sein."
Besonders aufgeschlossen gegenüber Jobwechseln sind Führungskräfte mit bis zu drei Jahren Führungserfahrung, von denen 69 Prozent zustimmen, im Gegensatz zu ihren Kollegen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung, bei denen der Zustimmungswert bei 58 Prozent liegt. In Bezug auf Branchen wird das Wechseln von Arbeitsplätzen und Unternehmen in der IT- und Telekom-Branche am meisten akzeptiert (74 Prozent), während die geringste Zustimmung in der Transportbranche zu finden ist (54 Prozent).
Einige Führungskräfte sehen jedoch auch Nachteile: Rund ein Drittel der Befragten stimmt der Aussage, dass man "durch häufige Jobwechsel in keinem Job wirklich gut wird", voll und ganz oder eher zu. Die Meinung der Führungskräfte ist jedoch zurückhaltend, wenn es um die Frage geht, ob häufige berufliche Veränderungen insgesamt nachteilig für die Karriere der Mitarbeiter sind: 16 Prozent vertreten diese Meinung vollkommen, 26 Prozent eher. Im HR-Bereich, also bei den Personal-Experten, ist diese Ansicht mit 36 Prozent unterdurchschnittlich verbreitet. Kreitmayer empfiehlt: "Um eine übermäßige Wechselbereitschaft zu verhindern, ist es wichtig, dass die Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen der Mitarbeiter zur Unternehmenskultur passen. Dies sollte bereits im Einstellungsprozess berücksichtigt und in regelmäßigen Entwicklungsgesprächen weiterentwickelt werden."
Neue Arbeitsformen
Mehr als die Hälfte der Führungskräfte gibt an, dass neue Führungskonzepte im Hinblick auf Arbeitsformen wie Remote Work und Homeoffice notwendig sind. 19 Prozent stimmen dieser Aussage voll und ganz zu, 36 Prozent eher. Diese Meinung ist vor allem bei Befragten unter 40 Jahren verbreitet.
Die Umfrage zeigt auch, dass Shared Leadership, also geteiltes Führen, im Aufwind ist. 39 Prozent der Befragten geben an, dass diese Führungsform bereits in ihrem Unternehmen angewendet wird. Diese Aufteilung erfolgt einerseits unter teilzeitbeschäftigten Führungskräften und andererseits entlang der Trennlinie zwischen fachlicher und disziplinärer Führung. In Österreich ist diese Praxis jedoch weniger verbreitet (37 Prozent) als in Deutschland (40 Prozent). Genau die Hälfte der Befragten hält das Konzept des Shared Leadership für zielführend. Projektbezogenes Führen erhält eine höhere Zustimmung von 72 Prozent und ist als nichtkonventionelle Führungsform bereits länger und stärker etabliert.