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David Narr über die Lehre

Dual zum Erfolg

David Narr ist Fachkräftekoordinator bei der Wirtschaftskammer Tirol.
David Narr über die Lehre

Dual zum Erfolg

David Narr ist Fachkräftekoordinator bei der Wirtschaftskammer Tirol.

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Welche Chancen und Möglichkeiten die duale Berufs­ausbildung, also die parallele Lehrausbildung in Betrieben und Berufsschulen, bietet, weiß David Narr. Er ist Fachkräftekoordinator bei der Wirtschaftskammer Tirol und hat selbst eine Lehre absolviert.

 

Wie sieht es aktuell am Lehrstellenmarkt in Tirol aus? In welchen Branchen werden Lehrlinge gesucht?

Lehrlinge werden in fast allen Branchen dringend gesucht. Fachkräfte mit einer berufspraktischen Ausbildung sind das Rückgrat jedes Betriebes und der Gesellschaft. Besonders im Tourismus und in den Sparten Gewerbe und Handwerk, Handel und Industrie gibt es einen sehr hohen Bedarf an gut ausgebildeten jungen Leuten. Aber auch in der IT-Branche und in den Sparten Verkehr und Transport sowie Banken und Versicherungen werden Lehrlinge gesucht. Ende Dezember waren bei 544 Lehrstellensuchenden 1.660 freie Lehrstellen beim AMS gemeldet. Die Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten für Lehrabsolvent:innen sind daher besonders gut.

Welche Rolle spielt die duale Berufsausbildung für die Tiroler Wirtschaft?

Gut ausgebildete Fachkräfte mit hohem Praxisbezug sind für die Tiroler Wirtschaft unverzichtbar. In vielen Berufsfeldern sind die Ansprüche in den letzten Jahren enorm angestiegen. Sowohl in der Technik als auch im Dienstleistungssektor wird von den Kund:innen höchste Qualität erwartet. Die Umsetzung neuer Ideen und Konzepte erfordert Fachkräfte, die in der Lage sind, diese auch in die Realität umzusetzen. Vor allem auch die angestrebten Klimaziele können nur mithilfe von praktisch versierten Fachleuten erreicht werden.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen und Unternehmen?

Die duale Ausbildung erfordert ein sehr gutes Miteinander der beiden Ausbildungsstätten Lehrbetrieb und Berufsschule. Dabei können wir in Tirol auf modern ausgestattete Fachberufsschulen mit engagierten Schulleitungen und Lehrer:innen bauen. Sowohl vonseiten der Tiroler Fachberufsschulen als auch vonseiten der Fachvertretungen in der Wirtschaftskammer und der Bildungsdirektion im Land Tirol gibt es ein ständiges Bemühen um Verbesserungen in der Ausbildung. In einigen Lehrberufen ist es aufgrund niedriger Schülerzahlen notwendig, die Beschulung in anderen Bundesländern durchzuführen. Hier müsste im Sinne einer Gleichbehandlung mit den Berufsschüler:innen in Tirol eine Freifahrtregelung geschaffen werden.

Mit welchen Herausforderungen ist die duale Berufsausbildung konfrontiert und wie kann diesen konkret entgegengewirkt werden?

Vor allem haben wir mit den demografischen Auswirkungen zu kämpfen. Der Mangel an Jugendlichen trifft alle Bildungsanbieter und verschärft den Verteilungskampf. Die duale Ausbildung kann in diesem „Match“ vor allem durch Qualität in der Ausbildung, flächendeckende Information über die Vielfalt der Berufe und das Aufzeigen der Karrierechancen punkten. Wichtig ist auch, dass keine Unterschiede in der Bildungslandschaft gemacht werden. Besonders wichtig ist, dass die duale Ausbildung innerhalb der Politik, aber auch der Gesellschaft als Ausbildung wahrgenommen wird. Es dürfen oder sollten keine Unterschiede in der Bildungslandschaft entstehen. Alle Ausbildungssysteme sollten auf einer Treppe stehen.

Welche Auswirkungen haben die aktuell wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auf die Lehre?

Wir stecken in einer Rezession, deren Fortgang und Auswirkungen gar nicht abschätzbar sind. Der Lehrlingsmarkt orientiert sich am Arbeitsmarkt und wird folglich in einigen Branchen nachgeben. Dies ist insofern gefährlich, als beim nächsten wirtschaftlichen Aufschwung wieder Fachkräfte fehlen werden. Daher appellieren wir an unsere Betriebe, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter Lehrlinge auszubilden.

Wird die Höhere Berufliche Bildung langfristig für mehr Ausgeglichenheit zwischen der dualen Berufsausbildung und dem rein akademischen Ausbildungsweg sorgen?

Ja, das ist das Ziel. Ein Blick nach Deutschland und in die Schweiz, wo die Höhere Berufliche Bildung seit Jahren etabliert ist, zeigt, dass dieses Ziel erreicht werden kann.

Welche weiteren Maßnahmen können gesetzt werden, um die Attraktivität der Lehre zu steigern und den Fachkräftemangel zu bekämpfen?

Wir setzen seit Jahren viele Maßnahmen. Die wichtigsten habe ich schon erwähnt. Als weitere Maßnahmen kann man beispielhaft anführen: die Umsetzung eines neuen Wordings in allen Bereichen der Fachkräfteausbildung und die Fortsetzung professionellen Marketings.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Zur Person

David Narr ist Fachkräftekoordinator in der Bildungsabteilung der Wirtschaftskammer Tirol. Er absolvierte selbst eine Lehre zum Installateur und ist nun Prokurist bei Holly Kaffeesysteme GmbH. Narr war auch für Veranstaltungen des Tiroler Lehrlingswettbewerbs „TyrolSkills“ verantwortlich.

10. Februar 2025 | AutorIn: Markus Wechner | Foto: Die Fotografen