Es ist zumindest befremdlich, was die Tiroler ÖVP in den letzten Tagen abgeliefert hat.
Hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, scheint die ÖVP die neue Devise „jeder gegen jeden“ ausgegeben zu haben. Zuerst der viel gefeierte Zusammenschluss mit „Für Innsbruck“ in der Landeshauptstadt: Gefangen in der eigenen Bubble, freuen sich Florian Tursky und Christine Oppitz-Plörer über die neue Allianz, die Bürgermeister Willi endlich stürzen soll.
Dass der hinausbugsierte Johannes Anzengruber wohl mit seiner eigenen Liste antreten wird und dem neuen Dreamteam wichtige Prozente nehmen könnte, wird dabei ebenso ignoriert wie der Umstand, dass Oppitz-Plörers Beliebtheitswerte – freundlich formuliert – auch schon mal besser waren und dass Tursky zwar ÖVP-intern beliebt ist, ihn aber der gemeine Innsbrucker kaum kennt und daher erst mögen lernen muss. Oder anders formuliert: Würde morgen gewählt werden, wäre Willi wieder Bürgermeister.
Streit in der ÖVP: Der Landeshauptmann schaut zu.
Nicht weniger bizarr ist die öffentliche Schlammschlacht diese Woche im Wirtschaftsbund. Tirols „Trump light“ Franz Hörl will nicht nur weiter Nationalrat bleiben, sondern auch Chef des Wirtschaftsbunds. Wirtschaftslandesrat Mario Gerber ließ daraufhin schnell und öffentlichkeitswirksam wissen, dass er das für keine gute Idee hält, und kündigte seine eigene Kandidatur an. Jetzt darf man als logisch denkender Mensch schon davon ausgehen, dass der Landesrat hier leicht im Vorteil sein könnte. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser – bekannt für Alternativmeinungen – sieht das nicht so und schlug sich demonstrativ auf Hörls Seite.
Noch befremdlicher war dann nur die Reaktion von Landeshauptmann Toni Mattle: Er möchte sich in diese Debatte nicht einmischen. Wo kämen wir auch hin, wenn der Chef jetzt schon Personalentscheidungen treffen müsste?