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Tourismuskonflikt

Gesinnungsfrage der Woche

Tourismus: Fluch oder Segen?
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Tourismus: Fluch oder Segen?

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Hinter dem sperrigen Wort Tourismusgesinnungskonflikt verbergen sich eigentlich zwei ganz einfache Wahrheiten, die sich zum Glück nicht gänzlich widersprechen: einmal die Wahrheit derer, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben und anerkennen, dass dieser Tirols wertvollste Ressource darstellt und unserem Land zu Wohlstand verholfen hat; und einmal die Wahrheit derer, die nicht vom Tourismus leben oder dies zumindest nicht so wahrnehmen und von den negativen, dem Tourismus zugeordneten Nebeneffekten genervt sind:  

Stichwort Stau, Stichwort Teuerung,
Stichwort Scheißdeitsche!“

Jetzt wäre es in der Theorie recht einfach, dieses Dilemma aufzulösen: Bislang versuchte man vor allem, der einheimischen Bevölkerung zu erklären, was der Tourismus in diesem Land ermöglicht: dass er Infrastruktur, Freizeitangebote und Wohlstand schafft, die es ohne ihn nicht gäbe. Was wäre, wenn man es der Bevölkerung zudem einfach beweisen würde, indem man zum Beispiel einen Teil des durch Tourismusabgabe und Ortstaxe eingenommenen Geldes dafür hernimmt, allen TirolerInnen den Zugang zu unseren Bergen kostenlos zu ermöglichen (Gratis-Skitickets für alle) und den Weg dorthin oder sonst wohin im Land (Gratis-Öffitickets für alle) ebenso? Diese gewaltige Maßnahme könnte recht einfach für jeden spürbar veranschaulichen, dass Tourismus gut für unser Land ist. Wer diesen dann immer noch nicht mag, dem lege ich generell ans Herz, über einen Wohnortswechsel zum Beispiel in den Ruhrpott nachzudenken. 

Mit so konkreten und anschaulichen Maßnahmen hat es unsere Politik leider nicht so. Stattdessen feiert sich unser Land derzeit dafür, dass es die Tourismusabgabe revolutioniert hat. Dabei kassiert man jetzt statt knapp 140 Millionen nur noch knapp 130 Millionen pro Jahr aus der heimischen Wirtschaft. Betriebe, die bisher nicht gewusst haben, warum sie diese Abgabe bezahlen müssen, obwohl sie nichts mit dem Tourismus zu tun haben, zahlen jetzt im Schnitt rund ein Viertel weniger. Warum sie überhaupt zahlen müssen, wissen sie aber immer noch nicht. 

Während die Schwarzen in der Landesregierung die neue Tourismusabgabe feiern, als ob es tatsächlich was zu feiern gäbe, fällt dem roten Koalitionspartner, konkret Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer, plötzlich ein, dass ja irgendwo immer Wahlkampf ist und man ja generell gegen den bösen Tourismus wettern kann. Auch Innsbrucks Neo-Bürgermeister Johannes Anzengruber hat nicht nur erkannt, dass die Stadtkasse leer hinterlassen wurde, sondern auch, dass es der Durchschnittswähler recht lässig findet und es die allgemeine Gesinnungslage trifft, wenn man TouristInnen zugunsten der Einheimischen abzockt. Er fordert demnach eine Erhöhung der Ortstaxe in Innsbruck auf 4 Euro. 

Ich für meinen Teil fordere an dieser Stelle einfach mehr Selbstbewusstsein ob unserer touristischen Identität und mehr echte Reformen. Ein Gast, der 300 Euro pro Nacht ausgibt, kann ruhig 15 Euro Ortstaxe zahlen. Ein Gast, der für 50 Euro nächtigt – gibt es das überhaupt noch? –, könnte vermutlich 4 Euro als viel empfinden. Jedenfalls sollte man vielleicht gerechter und jedenfalls mehr kassieren und dieses Geld zumindest teilweise wirklich zweckgebunden Projekten zuführen, die den Alltag der einheimischen Bevölkerung merklich verbessern. 

Und bevor in den nächsten Wochen die ganze Klima-Skifahren-Nachhaltigkeitsdiskussion wieder losgeht: Wir können Tourismus richtig gut und 25 Millionen Nächtigungen pro Jahr könnten durchaus als Indiz gewertet werden, dass diese Aussage einen objektiven Charakter hat. Hören wir doch einfach auf, uns ständig dafür zu entschuldigen! Es wäre ähnlich bizarr, wenn sich das Silicon Valley dauernd dafür erklären müsste, dass sich in ihm nur Techunternehmen ansiedeln wollen, oder Italien sich für seine Pasta schämen würde, weil die so viele Kohlenhydrate enthält. 

Ganz ohne Song geht es natürlich auch diesmal nicht. Damit die hohe Politik nicht alles lesen muss, findet sich hier die dementsprechende Gebrauchsanweisung in musikalischer Form:

20. September 2024 | AutorIn: Michael Steinlechner | Foto: Shutterstock

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