Frauen werden nicht schlechter bezahlt als Männer. Viel schlimmer: Sie werden in schlechter bezahlte Branchen gedrängt.
Gestern war der Tiroler Equal Pay Day, also der Tag, der daran erinnern soll, dass Tiroler Frauen in diesem Jahr 74 Tage gratis arbeiten und weiterhin gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern. Faszinierend dabei ist, wie falsch man eine Statistik interpretieren kann – und wie man dabei ein Problem thematisiert, das es gar nicht gibt, während man die wahren Probleme ignoriert.
Das Bruttojahreseinkommen für Männer beträgt durchschnittlich 54.295 Euro in Tirol, Frauen kommen auf 43.275 Euro – davon leitet die Presse ab, dass Frauen weniger als Männer verdienen und heuer gleich 74 Tage gratis arbeiten. Bullshit! Es ist nicht das Problem, dass Männer in gleichen Berufen mehr Geld erhalten als ihre Kolleginnen, das sind – wenn überhaupt – unrühmliche Ausnahmen.
Das Problem ist, dass Frauen nach wie vor den Hauptteil der Familienarbeit übernehmen und dadurch automatisch in Teilzeitjobs gedrängt werden, die traditionell schlechter bezahlt werden, zum Beispiel im Handel. Frauen verdienen also nicht weniger als Männer, sondern Frauen müssen Jobs machen, die Männer seltener machen müssen. Dieser Tag sollte also nicht „Equal Pay Day“ heißen, sondern „Equal Opportunities Day“.
Ganztagesschulen und mehr Betreuungseinrichtungen, kombiniert mit der Destigmatisierung derer, die diese dann auch nutzen – das ist die Lösung.
Die Ausbeutung der weiblichen Hälfte unserer Bevölkerung wird dann immer gedanklich den bösen Unternehmen umgehängt, dabei liegt die Schuld wohl bei der Regierung, respektive bei der ÖVP, die immer noch das Gesellschaftsbild der 1960er-Jahre propagiert. Ganztagesschulen und mehr Betreuungseinrichtungen, kombiniert mit der Destigmatisierung derer, die diese dann auch nutzen – das ist die Lösung.
Unternehmen können dennoch ihren Beitrag leisten, indem sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Frauen mit Kindern trotzdem einen besser bezahlten Job ausüben können. Das beginnt bei betrieblichen Betreuungseinrichtungen und endet bei der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes.