Die Nacht des Unheils, des Gruselns und des Grauens steht vor der Tür. Um Halloween in einer möglichst sinnvollen Weise Rechnung zu tragen, möchten wir die gruseligsten Realitäten der heimischen Wirtschaftslage noch einmal in Erinnerung rufen – ganz im Sinne der Einsicht, die ja bekanntermaßen der erste Schritt zur Besserung ist.
Der perfekte Ort, um unsere Gruselrunde zu starten, ist die „Geisterbaustelle“ in Igls, die aktuell symbolisch für die Baubranche steht. Was ist da passiert? 2022 suchte ein Innsbrucker Architekt InvestorInnen für ein Projekt. „Trés Chic“ sollte ein Komplex mit 24 Wohnungen in Igls werden. Dahinter steckte die Firma „Umfeld“. Es fanden sich InvestorInnen und auch KäuferInnen. Im März dieses Jahres meldete die Badhausstraße 31 Projektentwicklungs GmbH Insolvenz an. Zuvor ließ sich bereits die Holding in die Liste eintragen und die Umfeld Object GmbH auch. Es folgten die Umfeld Architectur ZT GmbH und diesen Monat auch die Umfeld Concept GmbH. Die im Rohbau befindliche Baustelle wird einstweilen von der Natur zurückerobert: Ratten und Mäuse ziehen in die Gemäuer ein.
Die Umfeld-Pleite gilt als die größte in Tirol – abgesehen von jener von Benko natürlich.
Doch allein auf weiter Flur ist die Umfeld-Gruppe nicht. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete Tirol ganze 220 Unternehmensinsolvenzen, ein Anstieg um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen: Handelsbetriebe und die bereits erwähnte Baubranche. Laut Prognosen dürfte die Zahl bis Ende des Jahres auf 450 ansteigen.
Durch die Gassen schleichen gleichzeitig verschleierte Monster namens Schulden: Allein der Bund vermeldet dieses Jahr eine Gesamtverschuldung von 412,6 Milliarden Euro. Das entspricht einer Quote von 85 Prozent des BIP. Das Land Tirol mit seinen 1,175 Milliarden Euro an Schulden sieht demgegenüber finanziell solide aufgestellt aus. Der Gruselfaktor bleibt aber auch hier erhalten. Denn für 2025 ist eine weitere Nettoneuverschuldung von 147,6 Millionen Euro geplant.
Und trotz kleiner Lichtblicke gibt’s kaum Grund zum Jubeln: Das Wachstum bleibt dünn – laut IV Tirol prognostiziert man für 2025 lediglich 0,8 bis 1 Prozent reales Wachstum. Was nach einem Lichtblick klingt, ist nach drei Jahren Rezession nicht einmal ein schwacher Trost.
Hinzu kommen hemmende Regulierungen, steigende Kosten und unsichere Rahmenbedingungen – UnternehmerInnen berichten von Auftragsrückgängen, Standortzweifeln und Investitionslähmung.
Ganz so erdrückend wie zu Halloween muss die Welt aber nicht aussehen: Auf Dunkelheit folgt bekanntermaßen Licht, und auf Saures dementsprechend Süßes. So gab es vergangene Woche beispielsweise gute Nachrichten aus Igls. Das anfangs erwähnte „Trés Chic“ habe tatsächlich einen Käufer gefunden, der das Projekt fortführen möchte. Nun warten wir ab, wie sich die anderen heute noch düster anmutenden Themen so entwickeln werden