Warum bloß sind so viele so empört, dass Donald Trump die Wahl gewonnen hat? Man erklärte mir das unlängst so: Wir glauben, dass uns die USA sehr ähnlich sind, unser großer Bruder quasi, und fühlen uns deshalb persönlich angegriffen, wenn dort etwas passiert, was uns nicht gefällt, obwohl es uns im Grunde rein gar nichts angeht.
Dieses Bild von der scheinbaren Brüderlichkeit darf ich gleich eingangs zerstören: Amerika ist kein bisschen Europa. Mit Ausnahme der Bibliothek von New York vielleicht oder einem Fünf-Uhr-Tee in Boston treffen für fast jeden amerikanischen Raum die folgenden zwei Dinge zu: Eine erstaunlich hohe Dichte an Männern trägt einen Cowboyhut auf dem Kopf und noch mehr Menschen haben einen Rosenkranz in der Hand. Letzteres gilt übrigens auch in der Bibliothek.
Was mich selbst allerdings an der US-Wahl stört, ist weniger ihr Ausgang.
Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich halte Donald Trump für eine stets skurrile, meist schräg-befremdliche und oft auch widerliche Person. Mich stört viel mehr die Arroganz Europas im Allgemeinen und die der europäischen Medien und PolitikerInnen im Speziellen. Wie anmaßend ist es, den Fokus der Berichterstattung allein darauf zu setzen, dass Trump auf keinen Fall gewählt werden darf und dann noch ganz offen darauf zu hoffen, dass die AmerikanerInnen wohl hoffentlich nicht abermals so dumm sein werden, ihn zu wählen!
Die klassischen Medien haben damit einmal mehr eindrücklich gezeigt, warum viele von ihnen recht zeitnah verschwinden werden und das trotzdem kein Grund zur Sorge ist. Der Leser, die Leserin will informiert und nicht bevormundet werden. Ich brauche keinen weiteren Geiwi-Alumnus, der mir aufgrund seiner jahrelangen Büro-Erfahrung erzählt, wie die Dinge in Amerika wirklich laufen und was ich darüber zu denken habe. Trump ist bei seinem Sieg jedenfalls – als wahrscheinlich erster US-Kandidat überhaupt – ohne die etablierten Medien ausgekommen. Während Europa über seine Niederlage in einem amerikanischen TV-Duell tagelang gespottet hat, hat dieses wohl kaum ein(e) Trump-WählerIn überhaupt gesehen.
Im Grunde ist es mehr als logisch, dass sich Menschen denjenigen zuwenden, die ihnen am glaubwürdigsten versprechen, das bestehende System zu verändern und ihre Lebensumstände zu verbessern. Die Frage aller Fragen ist dabei aber: Warum muss dieser Zufluchtsort immer rechtspopulistischer Natur sein? Warum schaffen es auch die Demokraten in Amerika nicht, einen vernünftigen Kandidaten und die richtige Erzählung dazu zu finden?
In Österreich können sich Trump-HasserInnen jedenfalls in Sicherheit wähnen. Unser Präsident würde so oder so einfach Kamala Harris mit der Regierungsbildung beauftragen.