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Kaufhaus-Tyrol-Verkauf

Profiteure der Woche

Wer profitiert eigentlich vom Besitzerwechsel des Kaufhauses Tyrol?
Kaufhaus-Tyrol-Verkauf

Profiteure der Woche

Wer profitiert eigentlich vom Besitzerwechsel des Kaufhauses Tyrol?

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Es war eines der ersten Prestigeprojekte des gefallenen Immotycoons René Benko und es steht seit 2010 mitten in Innsbruck. Gut eineinhalb Jahre nach der Signa-Pleite 2023 soll das Kaufhaus Tyrol jetzt tatsächlich den Besitzer wechseln. Aber wer profitiert eigentlich davon?

1.) Der Masseverwalter Norbert Abel

Die Rechtsanwaltskanzlei von Norbert Abel darf den Konkurs der Signa Prime und ihrer Töchter abwickeln. Die Kanzlei am Wiener Schubertring zählt generell zu den wenigen Gewinnern der Signa-Pleite. Gut 20 Millionen Euro soll sie bisher schon für ihre Mühen erhalten haben. Die eine oder andere Million dürfte jetzt hinzukommen, diese werden allerdings vom neuen Eigentümer des Kaufhaus Tyrol bezahlt werden müssen. Für einen Kaufvertrag von über 100 Millionen Euro wäre ein Anwaltshonorar von 1 Million Euro übrigens schon als Freundschaftspreis zu werten.

Wer das als zu viel oder gar als ungerecht empfindet, dem sei die Netflix-Doku über den Untergang von Bernie Madoff ans Herz gelegt bzw. der Abspann ebendieser. Dort erfährt man nämlich, wie viel die Kanzlei von Madoff-Masseverwalter Irving Picard erhalten hat: rund 1 Milliarde Dollar. Der Vollständigkeit halber sei aber auch gesagt, dass er es wenigstens schaffte, auch Geld für die GläubigerInnen und Opfer aufzutreiben: nämlich über 7 Milliarden.

2.) Die Bayerische Versorgungskammer

Seit 2015 ist das Kaufhaus Tyrol mit einem Pfandrecht in der Höhe von 180 Millionen Euro belastet. Dieses hält die Bayerische Versorgungskammer, die zahlreiche Vorsorge- und Pensionskassen in Deutschland verwaltet. Die lange Liste umfasst unter anderem die „Bayerische Ärzteversorgung“, die „Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen“ oder auch die „Versorgungsanstalt der Kaminkehrergesellen mit Pensionskasse des Schornsteinfegerhandwerks“. Wenn man so will, ist die Versorgungskammer seit 2015 die Schatten-Eigentümerin des Kaufhaus Tyrol gewesen.

Vermutlich wurden in den letzten zehn Jahren Zinsen und Raten bezahlt und das Pfandrecht ist nicht mehr im vollen Umfang relevant. Man munkelt aber, dass trotzdem nur ein verhältnismäßig kleiner Betrag aus dem Verkauf in die Verfügungsgewalt des Masseverwalters kommen wird und somit nur ein Bruchteil den GläubigerInnen zugeführt werden kann. Die Rede ist je nach tatsächlichem Kaufpreis von 0 bis 30 Millionen Euro, der Löwenanteil geht Richtung Bayern.

3.) Patrick Cloppenburg

Es ist davon auszugehen, dass es sich beim Käufer um einen Immobilienexperten und jedenfalls einen grenzenlosen Optimisten handelt, entstammt er doch der erfolgreichen Modedynastie Peek & Cloppenburg und weiß demnach bestens Bescheid über das aktuelle Leid des stationären Handels. Pessimistisch formuliert, könnte man meinen, dass Patrick Cloppenburg mit Geld, das in den guten Zeiten des Handels verdient wurde, jetzt eine Ansammlung an stationären Handelsproblemen erwirbt. Optimistisch betrachtet, besitzt er bald jedenfalls eine Top-Immobilie in allerbester Lage – oder anders formuliert: Das Kaufhaus Tyrol funktioniert im schlimmsten Falle auch als Büro, Gesundheitszentrum oder als Heimat einer anderen Alternatividee für den stetig sterbenden stationären Handel.

Fun Fact: Peek & Cloppenburg schloss 2019 seine Filiale im Kaufhaus Tyrol und fristet sein Dasein seitdem im Sillpark-Exil. Grund war ein neuer Mietvertrag, den man nicht akzeptieren wollte. Ein Jahr später zog der P&C-Konkurrent Kastner & Öhler im Kaufhaus Tyrol ein. Fünf Jahre später, nämlich letzten Dezember, verkündete Martin Wäg, seines Zeichens Vorstand bei Kastner & Öhler dann via Presseaussendung – vermutlich um Schließungsgerüchten entgegenzuwirken –, dass er langfristig im Kaufhaus Tyrol bleiben möchte. Mal sehen, ob der neue Eigentümer diesen Wunsch teilen wird.

13. Juni 2025 | AutorIn: Michael Steinlechner | Foto: Franz Brück

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