Seit Anbeginn des Fremdenverkehrs ringt das Land mit der Tourismusgesinnung. Auf der einen Seite steht der Tourismus als schlichtweg wichtigster wirtschaftlicher Faktor in Tirol. Das hört die Industrie zwar nicht gerne und rechnet das auch anders vor, vergisst aber dabei, dass im Tourismus Millionen an Umsatzsteuer anfallen. Diese werden zumeist von ausländischen Gästen ins Land gebracht und die Betriebe führen diese im Idealfall wiederum an das Finanzamt ab. Auf der anderen Seite stehen die genervten TirolerInnen, die sich über Staus, hohe Preise und zu viele Menschen im Land beschweren. Jetzt habe ich an dieser Stelle unlängst bereits erörtert, dass es nur einen Weg geben kann, die Tourismusgesinnung zu steigern, und das funktioniert auf keinen Fall dadurch, dass man sie, so wie ich es gerade versuche, erklärt.
Erklärungen oder gar Fakten helfen nämlich nichts, denn der Mensch ist ein Egoschwein.
Erst wenn er spürt, dass der Tourismus ihm persönlich etwas bringt, hat man die Chance, dass er diesen auch mag oder zumindest akzeptiert. Es braucht also Maßnahmen, die man dem Tourismus zuschreiben kann und von denen die heimische Bevölkerung direkt profitiert. Stichwort: kostenloser Nahverkehr oder günstige oder gar kostenlose Nutzung der touristischen Infrastruktur.
In der Realität geht es grad mit Anlauf in die völlig gegengesetzte Richtung: Unlängst am Stubaier Gletscher durfte ich nicht nur live erleben, dass die osteuropäischen Staaten in den letzten Jahren offensichtlich gut gewirtschaftet haben, um doch eine erhebliche Menge an Menschen zu produzieren, die sich einen Skiurlaub in Tirol leisten können. Ich durfte auch das genaue Gegenteil von Tourismusgesinnung erleben, nämlich die totale Gleichstellung mit dem ausländischen Gast. Dank dem europäischen Gesetz zur Gleichstellung von UnionsbürgerInnen durfte ich erstmals gleich viel wie Karl-Uwe vor mir, Szymon neben mir und Eliska hinter mir für ein Tagesticket bezahlen – 59,30 Euro übrigens, falls von Interesse.
Damit sich die Diskussion nicht in die falsche Richtung entwickelt, möchte ich an dieser Stelle sofort festhalten: Es war jeden Cent wert, in Amerika kostet das Ticket das Dreifache und überhaupt ist es unglaublich, was unsere Bergbahnen leisten. Aber eine Frage quält mich seitdem trotzdem. Und die richtet sich vor allem an die Tiroler Landesregierung: Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass genau so etwas für noch mehr Unmut in der Bevölkerung sorgen wird? Und ist euch wirklich nichts eingefallen, um dieses Gesetz elegant auszuhebeln? Ich denke da spontan an ein Gutscheinsystem für alle, das aber ausschließlich Leistungen enthält, die nur den TirolerInnen nützen. 10-Euro-Tiwag-Gutschein zu jedem Skiticket? VVT-Tickets gratis vielleicht? Karl-Uwe, Szymon und Eliska könnten mit dem Tiwag-Gutschein nichts anfangen und fahren dank Gästekarte zynischerweise vermutlich ohnehin schon kostenlos mit den Öffis.
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