Letzte Woche stellte ich an dieser Stelle die Frage, ob es im Tiroler Kulturbetrieb noch mit gerechten Dingen zugeht. Sind 38,5 Millionen Euro an öffentlichen Geldern in Zeiten wie diesen zu viel für ein Landestheater, das weder die breite Masse erreicht noch mit Auslastungszahlen glänzen kann? Diese Frage wurde von der Politik auch diese Woche nicht beantwortet, stattdessen wurde am Dienstagnachmittag eine Neufassung von William Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufgeführt. In den Hauptrollen Bürgermeister Johannes Anzengruber und Landeshauptmann Anton Mattle, die den beiden Streithähnen – der Intendantin Irene Girkinger und dem kaufmännischen Leiter Markus Lutz – einen Friedensvertrag verordneten. Recht erwartbar, aber deshalb keineswegs glaubhafter, kam es am Ende der Schmierenkomödie zu einem Happy End: Markus und Irene sind jetzt beste Buddys, und wer’s noch nicht gewusst hat: Auch die Auslastung am Landestheater ist plötzlich und wie von Zauberflötenhand total zufriedenstellend.
Es ist also wohl doch kein Zufall, dass sich die Worte Versöhnung und Verhöhnung nur durch einen Buchstaben voneinander unterscheiden. Vermutlich total zufällig hingegen ist, dass die neu kolportierte Auslastung von 80 Prozent an diesem Wochenende nicht bestätigt werden kann. Wie der Sitzplan aus dem Landestheater-Ticketshop zeigt, waren gestern Nachmittag nämlich noch über 400 Tickets für die Semi-Oper King Arthur morgen Abend im Großen Haus verfügbar. Oder andersrum: Die Stichprobe zeigt eine Auslastung von nicht einmal 50 Prozent.
Während die Politik die Causa jedenfalls als beendet ansieht, steht diese für mich aber erst am Anfang. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, in denen wir darüber diskutieren, ob sich das Schulschwimmen noch budgetär ausgeht, ist es einfach unverantwortlich, völlig am Interesse der Bevölkerung vorbeizusubventionieren. 38,5 Millionen Euro beanspruchen einen großen Teil der Kulturbudgets von Stadt und Land. Man könnte diese effektiver und gerechter einsetzen, anstatt sich dafür abzufeiern, dass man zwei gut bezahlte Führungskräfte davon überzeugt hat, ihren Job zu machen.