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Das öffentliche Österreich

Selbstbedienungsladen der Woche

Öffentliche Gehälter sind vor allem im mittleren Segment übertrieben hoch.
Das öffentliche Österreich

Selbstbedienungsladen der Woche

Öffentliche Gehälter sind vor allem im mittleren Segment übertrieben hoch.

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Die abgelaufene Wirtschaftswoche steht ganz im Zeichen der Budgetrede unseres neuen Finanzministers. Es soll und vor allem muss gespart werden, laut Koalition an den meisten Ecken und Enden, laut Opposition vor allem an den falschen.

Das größte Einsparungspotenzial wurde allerdings vorsorglich ausgespart:

die Fantasiegehälter vieler MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst, in öffentlichkeitsnahen Betrieben und in den Parteien selbst, die allesamt von dem/der SteuerzahlerIn finanziert werden.

Es sind alleine rund 135.000 Menschen, die für den Bund arbeiten, mehr als 10.000 davon direkt in den Ministerien. Dabei ist weder der Teil, der außerordentlich viel, noch der, der wenig verdient, das Problem. Öffentliche Gehälter sind vor allem im mittleren Segment übertrieben hoch. So verdienen die 59 Sektionschefs in den Ministerien zum Beispiel zwischen 75.000 und 110.000 Euro Jahresbrutto – für eine Führungskraft mit Expertise eigentlich fair. Das Problem besteht darin, dass weitaus weniger wichtige Angestellte unwesentlich weniger verdienen. Wie wir seit letzter Woche wissen, beträgt das durchschnittliche Gehalt eines Bediensteten der Stadt Innsbruck 93.000 Euro, man könnte also alleine in Innsbruck von 1.933 Sektionschefs sprechen. 

Wer mit den Gehältern im öffentlichen Dienst trotzdem nicht zufrieden ist, hat zudem mannigfaltige Möglichkeiten, etwaige Gehaltsschemen zu umgehen. Da wären etwa die direkten Beteiligungen von Bund, Stadt und Land. So kann der Staat zum Beispiel noch höhere Gehälter in der Asfinag bezahlen. Das Gehalt des dortigen Vorstandschefs wird vorsichtshalber nicht kommuniziert, liegt aber sicherlich nördlich der 300.000-Euro-Marke. Das Land Tirol leistet sich bei der TIWAG gleich drei Capos. 2015 ging dort Bruno Wallnöfer in Pension. In diesem Zusammenhang wurde auch das Gehalt des damaligen Vorstands bekannt. Mit 23.500 Euro brutto pro Monat – 14 Mal pro Jahr, versteht sich – verdiente Bruno Wallnöfer vor zehn Jahren schon um rund 5.000 Euro mehr im Monat als unser Landeshauptmann heute. Nehmen wir die Innsbrucker Kommunalbetriebe als Beispiel für eine städtische Beteiligung, dann ergibt sich hier ein ähnliches Bild. 2023 verursachte der Dreier-Vorstand über 800.000 Euro Gehaltskosten, der TIWAG-Vorstand übrigens rund 1,25 Millionen Euro.

Doch Beteiligungen sind nicht die einzige Möglichkeit, hohe Gehälter im quasi öffentlichen Dienst zu verdienen. Da wären auch noch die Kammern. Der Direktor der Arbeiterkammer Tirol freut sich über rund 16.000 Euro brutto pro Monat, sein Stellvertreter über mehr als 14.000 Euro brutto. Der Präsident der Arbeiterkammer Erwin Zangerl erhält hingegen vergleichsweise wenig, nämlich 12.000 Euro pro Monat. Hier sieht man den Ursprung des Problems. Öffentliche politische Gehälter sind geregelt und mit einem Maximum versehen, doch wie man am Beispiel der beiden AK-Direktorengehälter sieht, gibt es in den meisten öffentlichkeitsnahen Unternehmen trotzdem Möglichkeiten, diese Obergrenzen zu übertrumpfen. Und auch bei der Wirtschaftskammer Tirol soll die Direktorin Evelyn Geiger-Anker deutlich mehr verdienen als ihre Präsidentin Barbara Thaler.

Parteien und Institutionen geben aber auch Unsummen für ganz normale Jobs in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Controlling oder Recht aus. Damit wird nicht nur Geld verschwendet, sondern auch eine Konkurrenz mit der realen Wirtschaft generiert. Oder anders formuliert: Öffentliche ArbeitgeberInnen bezahlen oft Gagen, die man sich in der Privatwirtschaft gar nicht leisten kann. Mit dem Geld, das UnternehmerInnen an Steuern und anderen Zwangsabgaben zahlen, werden zu viele Jobs geschaffen, die zu gut bezahlt sind. Der Unternehmer finanziert damit seine größte Konkurrenz am Arbeitsmarkt tatsächlich selbst. Dramatischer formuliert: Es verhält sich in diesem Fall so, als würde die Ukraine Russland Waffen liefern. 

16. Mai 2025 | AutorIn: Michael Steinlechner | Foto: Shutterstock

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