… oder warum man sich Innsbruck in seinen kühnsten Träumen auch ohne Flughafen vorstellen darf.
Da mag eine einzelne Fluglinie nicht mehr in Innsbruck landen, und schon fühlt es sich an, als wären wir mitten in Europa vom Rest der Welt abgeschnitten. Erst wird die Frankfurt-Verbindung eingestellt, jetzt wackeln auch noch die Flüge in die Bundeshauptstadt. Wie soll das bloß weitergehen? Schlaue Ratschläge und Drohungen aus der Politik dürften den deutschen Luftfahrtriesen dabei so sehr interessieren wie die sprichwörtlichen Reissäcke, die anscheinend immer wieder in China umfallen.
Die Tiroler Wirtschaft will das natürlich nicht hören und der Tiroler Tourismus dürfte jetzt laut aufschreien. Trotzdem muss man sich angesichts der jüngsten Ereignisse zwangsläufig die Frage aller Fragen stellen, das Unaussprechliche artikulieren, das Undenkbare formulieren:
Braucht Innsbruck überhaupt einen Flughafen?
KlimakleberInnen würden diese Frage vermutlich schnell mit einem klaren „Nein“ beantworten, viele Regionen, die besonders auf Gäste aus dem Norden Europas setzen, vehement bejahen, die Tiroler Wirtschaft mit ihren wichtigen Businesstrips nach Frankfurt oder Wien vermutlich auch.
Nichtsdestoweniger wage ich das Gedankenspiel: Was wäre also, wenn es den Innsbrucker Flughafen nicht mehr gäbe?
- Nach Wien kann man inzwischen wunderbar mit dem Zug fahren. Das dauert nur unwesentlich länger als mit dem Flugzeug und hilft vermutlich auch der Umwelt.
- Ein Leben ohne Frankfurt-Flug kennen wir bereits. Zum nächsten Hub nach München ist es aber bekanntermaßen auch nicht so weit.
- Und auch das Totschlagargument „Incoming“ darf zumindest hinterfragt werden. Natürlich ist es bequem, direkt in Innsbruck zu landen und von dort aus gleich in den Skiurlaub zu starten. Aber würden wir wirklich so viele TouristInnen verlieren, wenn sie von München, Memmingen oder Verona zu uns shutteln müssten? Ist man das nicht sowieso längst von den großen Flughäfen der Metropolen gewöhnt, die meist weit außerhalb der eigentlichen Städte liegen?
- Bleibt der Verzicht, als TirolerIn von Innsbruck aus direkt in den Urlaub fliegen zu können. Das ist zwar schmerzlich, aber letztendlich auch verkraftbar und über einen benachbarten Flughafen zu kompensieren.
Man könnte also durchaus zum Schluss kommen, dass Innsbruck ohne Flughafen zwar unbequem wäre, aber nicht zwangsläufig das Ende der Tiroler Wirtschaft und des Tiroler Tourismus bedeuten würde.
Damit stellt sich in der Folge gleich die nächste, noch viel spannendere Frage: Wohin mit all den freigewordenen Kapazitäten? Wie könnten die Umwelt und damit auch der Tourismus und die Wirtschaft profitieren? Wir könnten ein klares Bekenntnis zur ökologischen Anreise abgeben und das Land völlig neu denken – vom riesigen freigewordenen Flughafenareal ganz zu schweigen. Innsbrucks Wohnungsnot wäre mit einem Schlag gelöst, das Preisniveau stabilisiert, und plötzlich gäbe es Platz für einen ganz neuen Lebens- und Wirtschaftsraum.
Es gibt Momente im Leben, da braucht es radikale Schritte. Vielleicht ist das so einer.
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