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Das AUA-Paradoxon

Über eine sehr einseitige Beziehung …

Obwohl die AUA eine Milliarde an Steuergeld bekam, gibt es keinerlei Einflussnahme und Verbindlichkeiten.
Das AUA-Paradoxon

Über eine sehr einseitige Beziehung …

Obwohl die AUA eine Milliarde an Steuergeld bekam, gibt es keinerlei Einflussnahme und Verbindlichkeiten.

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… oder warum die AUA ständig Steuergeld bekommt und dafür nichts leisten muss.

Die Geschichte der Austrian Airlines ist eine Geschichte voller Missverständnisse. VerliererInnen dieser eigenartigen Beziehung sind stets die österreichischen SteuerzahlerInnen, denn ein Muster ist klar erkennbar: Geht es der AUA schlecht, braucht sie Hilfe vom Staat. Geht es der AUA gut, ist ihr Österreich egal – sie streicht Verbindungen, die ihr nicht rentabel genug sind (Innsbruck–Frankfurt), reduziert ihr Angebot (Innsbruck–Wien) oder streikt überhaupt.

Und während die Politik die Wichtigkeit der AUA (6.000 MitarbeiterInnen) und die des Flughafen Schwechat (23.000 MitarbeiterInnen) betont, stelle ich Ersteres schon lange in Frage. Schon 2009 vollbrachte die österreichische Politik eine Meisterleistung, die bis heute ihresgleichen sucht. Damals bezahlte sie (oder eigentlichen wir) der deutschen Lufthansa knapp 500 Millionen Euro, damit sie die angeschlagene Austrian Airlines überhaupt übernimmt. Schon damals schaffte man es nicht, die 500-Millionen-Euro-Zahlung an Bedingungen zu knüpfen. Nicht einmal eine Standort­garantie konnte man verhandeln.

Gut zehn Jahre später, im Jahr 2020, hatte Österreich rein gar nichts dazugelernt. Die inzwischen deutsche Austrian war wieder einmal angeschlagen, diesmal wegen Corona. 450 Millionen Euro bekam sie deswegen als österreichische Unterstützung, 300 Millionen in Kreditform und 150 Millionen Zuschuss aus Steuergeld, die herkömmlichen Kurzarbeit- und Corona-Ausgleichszahlungen nicht mit eingerechnet. Und wieder schaffte man es nicht, diese Zahlungen an Bedingungen zu knüpfen. Empfehlenswert wäre hier zum Beispiel gewesen, die Austrian im Gegenzug dazu zu verpflichten, das für die österreichischen Bundesländer relevante Streckennetz zu bedienen.

Vielleicht wäre es besser gewesen, den 6.000 Leuten pro Kopf 1,5 Millionen Euro auszuhändigen und den Laden einfach zuzumachen.

2024 geht es der Lufthansa nun besser denn je, für letztes Jahr hat sie einen Gewinn von 1.670 Millionen Euro ausgewiesen. Von Dankbarkeit für die Hilfe in schweren Zeiten ist wenig zu spüren. Vor der Einstellung der Strecke Innsbruck–Frankfurt bot man dem Land Tirol die Rettung ebendieser an – für eine völlig überzogene Zahlung in zweistelliger Millionenhöhe, versteht sich. Bekanntermaßen schickte der Landeshauptmann die AUA-Männer wieder zurück nach Wien, der Frankfurt-Flug wurde eingestellt, das Wien-Angebot reduziert.

Über eine Milliarde an Steuergeld für die AUA verschafften uns also keinerlei Einflussnahme oder gar Verbindlichkeiten. Am Ende dienten sie vor allem dazu, den 6.000 MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz zu vermitteln. Vielleicht wäre es besser gewesen, den 6.000 Leuten pro Kopf 1,5 Millionen Euro auszuhändigen und den Laden einfach zuzumachen. Dann müsste man sich jetzt weniger ärgern und nicht wundern, dass die MitarbeiterInnen der Austrian Airlines offenbar sehr schnell von der Konzernmutter gelernt haben. Denn die Lufthansa sieht den österreichischen Staat gerne als Selbstbedienungsladen und fühlt sich derzeit – konfrontiert mit den Forderungen des Gewerkschaft – wohl selbst wie ein solcher.

05. April 2024 | AutorIn: Michael Steinlechner | Foto: Shutterstock, Grafik: Bucher Thomas

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