… oder warum die fünf Tiroler Banken letztes Jahr nicht viel leisten mussten, um ihr Ergebnis um kumuliert 185,9 Millionen Euro zu steigern.
Eigentlich ist das Bankengeschäft ein simples. Wenn es gut läuft, verhält man sich ruhig und kassiert Millionen wie zum Beispiel derzeit aus Zinserträgen flexibler Kredite. Wenn es schlecht läuft, spricht man von Systemrelevanz und lässt sich im Notfall vom jeweils zuständigen Staat retten.
Der April ist nicht nur der Monat, der macht, was er will, sondern in Tirol auch immer der Monat der Bankenbilanzen. Egal ob Sparkasse, Raiffeisen-Landesbank Tirol, Hypo Tirol, Volksbank oder BTV – alle fünf Tiroler Banken präsentierten gewaltige Zahlen, verdoppelten teilweise sogar das Ergebnis vor Steuern. Viele verwiesen fast schon entschuldigend auf die Entwicklung des Zinssatzes als Mitgrund für die herausragende Leistung. Insgesamt 185,9 Millionen Euro mehr als im Vorjahr erwirtschafteten die fünf Tiroler Banken als Ergebnis vor Steuern, das entspricht einer gemeinsamen Steigerung von 70,8 Prozent.
So freut sich die Raiffeisen-Landesbank Tirol über rund 43,2 Millionen EGT (über 50 % Steigerung gegenüber dem Vorjahr), die Hypo Tirol brachte es auf rund 62,2 Millionen (knapp 40 % Steigerung gegenüber dem Vorjahr) und die Volksbank schrieb überhaupt das beste Jahr ihrer 150-jährigen Firmengeschichte. Bei nur 3,5 Milliarden Bilanzsumme blieben 52 Millionen Euro übrig, eine Steigerung von über 50 % gegenüber dem Vorjahr. Fast schon enttäuschend liest sich im Verhältnis das Ergebnis der Tiroler Sparkasse, das gestern präsentiert wurde. Das EGT steigerte sich um „nur“ 21,8 % von 50,5 auf 61,5 Millionen Euro.
Alleine diese vier Tiroler Banken erwirtschafteten 2023 rund 218,9 Millionen Euro und damit gemeinsam immer noch weniger als der Branchenprimus BTV alleine. Die Bank, der man sich als nicht vermögender Privatkunde besser nicht nähert und als Firmenkunde nur dann, wenn man garantiert erfolgreich ist, verdoppelte ihren Gewinn letztes Jahr sogar. 229,4 Millionen hat die BTV 2023 verdient, davon rund zwei Drittel aus dem klassischen Bankengeschäft, den Rest aus anderen Effekten wie zum Beispiel Gewinnen aus Beteiligungen. Man könnte auch sagen: Die BTV ist als einzige Tiroler Bank so breit aufgestellt, dass sie unabhängig von den Entwicklungen am Zinsmarkt ordentlich Geld verdient. Die anderen Tiroler Banken sind davon extrem betroffen. Um diese Abhängigkeit zu konkretisieren, darf ich hier eine Frage stellen.
Wie profitiert eine Bank eigentlich von der Zinsentwicklung?
Ganz einfach: indem wir TirolerInnen entweder bei privaten Krediten vor ein paar Jahren oder auch bei unternehmerischen Finanzierungen folgende Worte ausgesprochen haben: „Ich möchte jedenfalls die flexible Zinsvariante für meinen Kredit, so schnell werden die Zinsen schon nicht raufgehen.“ Vor nicht allzu langer Zeit fühlte es sich sehr clever an, an ein ewig niedriges Zinsniveau zu glauben, dieses quasi herzuleiten und vorherzusehen. Heute bezahlt man für diese Fehleinschätzung und die daraus resultierenden Kredite doppelt so viel wie vor ein paar Jahren. Den Gewinn heimsen die Banken ein und freuen sich deshalb dieser Tage über schöne Bilanzgewinne und Steigerungen. Kleiner Spoileralarm: Auch im April 2025 werden die Tiroler Banken wieder tolle Zahlen präsentieren. Dann wird man davon sprechen, „dass man das hohe Vorjahresniveau halten und teilweise sogar noch ausbauen konnte“.
Wir können uns derweil merken: Den Gewinn der Banken zahlen immer wir, wahlweise in Form von Zinsen und Gebühren oder im Ernstfall über unsere Steuerabgaben. Bei diesem Gedanken könnte man dem Zitat von Bill Gates aus dem Jahre 1994 fast etwas abgewinnen, der schon damals meinte: Banking is necessary, banks are not.
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