… oder warum die Innsbrucker Bürgermeisterwahl für Bürgerliche besonders spannend wird.
Der amtierende Bürgermeister Georg Willi scheint sich ziemlich sicher zu sein, Innsbruck auch die nächsten sechs Jahre weiter zu führen oder – wie seine KritikerInnen sagen würden – weiter nicht zu führen. Wie sonst ließe es sich erklären, dass bereits vorgestern dazu ein großflächiges Inserat in der Tiroler Tageszeitung erschienen ist. „Innsbruck für alle“, so der Claim, „Willi wählen. 28.4.“, so die Aufforderung zur Stimmabgabe bei der Stichwahl.
Das vermutlich unabsichtlich inserierte Sujet greift allerdings einem allzu wahrscheinlichen Szenario vor. Denn alle Umfragen und Prognosen zum Ausgang der Wahl haben eines gemein: Der Wahlgewinner wird FPÖ heißen, die meisten Bürgermeisterstimmen wird ihr Chef Markus Lassenberger erhalten. Wer Innsbruck kennt, weiß aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Innsbruck nach der Stichwahl einen blauen Bürgermeister bekommt, ähnlich hoch ist wie die einer Patscherkofelbahnfahrt bei Föhn. Oder anders formuliert:
Wer auch immer gegen Lassenberger in der Stichwahl landet, wird Innsbrucks nächste/r BürgermeisterIn.
Praktisch gibt es hier zwei Kandidaten, die das schaffen könnten, theoretisch immerhin vier KandidatInnen. Amtsinhaber Georg Willi und der umtriebige Johannes Anzengruber sind in den internen Umfragen quasi gleich auf. Doch deutlich dahinter hofft Florian Tursky – trotz ÖVP-Mief und Oppitz-Klotz am Bein – doch noch das Wunder von Innsbruck zu schaffen. Und auch die einzige Herausforderin Elli Mayr von der SPÖ träumt von der Stichwahl, was wohl auch möglich gewesen wäre, hätte sie ihr Profil vor ein paar Monaten und nicht erst vor ein paar Wochen entdeckt.
Bürgerliche Wahlberechtigte haben es schwieriger denn je. Wer taktisch wählt, muss sich für den Kandidaten entscheiden, dem er eher den Einzug in die Stichwahl zutraut. Wer inhaltlich wählt, muss sich zwischen zwei Bürgerlichen entscheiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite der nahbare, extrem engagierte und hemdsärmelige Johannes Anzengruber, dem man sein Engagement für Innsbruck voll abkauft. Auf der anderen Seite der smarte Politstratege Florian Tursky, der politisch zwar ein ganz anderes Kaliber darstellt, aber zugleich mit schlechteren Sympathiewerten und geringerer Glaubwürdigkeit zu kämpfen hat. Sein plötzliches Innsbruck-Engagement fühlt sich mehr wie ein geplanter Zwischenstopp auf dem Weg zum Landeshauptmann an.
Dass bürgerliche WählerInnen und/oder UnternehmerInnen überhaupt in die Situation gebracht werden, sich zwischen zwei so unterschiedlichen Charakteren entscheiden zu müssen, sollte ohnehin bestraft werden. Zusammen hätten die beiden locker 30 Prozent, wären Wahlgewinner und verlässlich auf dem Bürgermeistersessel. Zu viel Ego, Testosteron und alte Muster haben dies aber verunmöglicht. Sollte es keiner der beiden in die Stichwahl schaffen, wäre ein „Geschieht euch recht“ mehr als angebracht, für Innsbruck würde dies aber wohl kaum etwas zum Positiven verändern.
Dabei würden sich die beiden so gut ergänzen. Der eine könnte notwendige Verwaltungsreformen durchführen, der andere den repräsentativen Part übernehmen. Dafür müssten sich die beiden nicht einmal verstehen oder gar sehen. Tursky dürfte das Rathaus einfach nicht verlassen und Anzengruber dasselbe nicht betreten.
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