Kann man als Tiroler Wirtschaftsnewsletter René Benko diese Woche ignorieren? Vermutlich nicht. Kann man dem Wirtschaftskrimi vielleicht einen neuen Denkansatz verleihen? Ein Versuch.
René Benko hat sich über die Jahre hinweg ein verschachteltes, kaum zu durchblickendes Firmengeflecht geschaffen, dessen Erfolg vor allem darauf basierte, dass es Immobilien laufend höher bewertete und diese neuen Bewertungen auch monetisierte – ein Schneeballsystem könnte man auch sagen. Je früher man Teil dieses Systems wird, desto mehr verdient man daran. Die spät Eingestiegenen verlieren ihr Geld genauso wie sorglose Banken und Staaten, die Beihilfen leisten und als Dankeschön Steuerforderungen abschreiben müssen. Am Ende bezahlen das wir SteuerzahlerInnen.
Stets gut vernetzt mit Politik und Banken, gelangen Benko Deals, die anderen nicht gelingen konnten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Warum wurde zum Beispiel Alfred Gusenbauer mit Millionen entlohnt? Wirklich wegen seiner Leistung als Aufsichtsrat? Aus heutiger Sicht wohl kaum, denn mehr kann Kontrolle eigentlich nicht versagen. Oder warum wird Sebastian Kurz mit dem Siebenfachen eines Bundeskanzlerjahresgehalts beglückt? 2,4 Millionen Provision fakturierte Kurz für einen eingefädelten Investorendeal. Dass Benko nur 750.000 Euro davon bezahlt hat und der Rest jetzt als Konkursforderung auftaucht, kann mancherorts Schadenfreude auslösen. Eine echte Männerfreundschaft wird das schon aushalten.
Milliardär oder nicht, das ist hier die Frage
Wie lässt sich dieses Wirrwarr überhaupt auflösen, wer soll dieses Netzwerk durchblicken und wie kommt René Benko am Ende dabei heraus? Hat er damit wirklich privat so viel Geld verdient, wie man glaubt, oder sind seine Firmenanteile der Wert seines Vermögens? Fest steht, dass die Banken ängstlich und die Investoren sauer sind und beide wohl kaum diese Pleite einfach so auf sich sitzen lassen werden.
Kann man Benko strafrechtliche Verfehlungen nachweisen, kommt man auch an sein Privatvermögen oder darf man zumindest feststellen, ob er wirklich Milliardär ist oder auch hier nur eine zu hohe Bewertung angesetzt hat? Einen Rekord hat das Wunderkind aber jetzt schon gebrochen: Die Firmenpleite seiner Signa ist die größte in der österreichischen Geschichte und wird diese Bestmarke vermutlich auch für längere Zeit halten können. Für den Durchschnitts-Unternehmer mit nur einer Firma bleibt einstweilen nur ein Trost: Die Zeichen stehen gut für die erste Netflix-Doku aus Tirol.
Verpassen Sie ab sofort keinen Newsletter mehr!
Jeden Freitag liefert Ihnen top.tirol insights spannende Wirtschaftsnachrichten. Um den vollständigen Newsletter zu genießen, abonnieren Sie ihn jetzt gleich!