An der Medizinischen Universität Innsbruck wird seit längerem daran geforscht, wie Stoßwellen nach Herzoperationen helfen können, besser und schneller zu genesen. Eine Studie belegt nun, dass die Therapie nicht nur die Heilung beschleunigt, sondern auch inaktive Herzmuskeln wiederbeleben kann.
Der Einsatz von Stoßwellentherapie während Operationen am offenen Herzen wird an der Innsbrucker Universitätsklinik für Herzchirurgie seit einer Weile mit überaus vielversprechenden Ergebnissen erforscht. Dabei wird der Herzmuskel nach der Operation und bevor die Brusthöhle geschlossen wird, für einige Minuten mit Stoßwellen in einer bestimmten Frequenz und Stärke behandelt, um die Selbstheilung des Organs anzuregen.
Neue Ergebnisse
Wie eine gerade abgeschlossene Studie des Teams von Michael Grimm, dem Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie Innsbruck, zeigt, hat die Therapieform noch mehr Potenzial. Unter der Leitung des Herzchirurgen Johannes Holfeld konnte nachgewiesen werden, dass die Stoßwellen nicht nur die Heilung maßgeblich positiv beeinflussen. Sie können auch die Herzfunktion von PatientInnen mit Herzschwäche deutlich verbessern.
Weckruf
Die sogenannte Herzinsuffizienz, unter der weltweit rund 1,4 Millionen Menschen leiden, kann als Folge von Herzinfarkten auftreten. Betroffene leiden an Kurzatmigkeit und eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit. Denn bei Infarkten sterben Herzmuskelzellen teilweise ab und fallen teilweise in eine Art „Winterschlaf“. Dadurch verliert der Herzmuskel an Leistungsfähigkeit. Bislang konnte die Blutversorgung des Herzens durch eine Bypass-Operation zwar verbessert werden. Die „ruhenden“ Zellen blieben aber inaktiv. Wie die Studie, die im European Heart Journal veröffentlicht worden ist, belegt, sind Stoßwellen in der Lage, sie wieder aufzuwecken. „Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substanziell und anhaltend zu verbessern”, bestätigt Michael Grimm.
Einsatzbereit
Im Rahmen der Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck wurde zudem das Unternehmen Heart Regeneration Technologies gegründet. Das Spin-off entwickelt ein eigenes, als Medizinprodukt zertifiziertes Stoßwellen-Therapiegerät, das direkt am Herzen eingesetzt werden kann. Johannes Holfeld erwartet, dass das Gerät bereits Anfang 2025 auf den Markt kommen und im klinischen Alltag eingesetzt werden wird. Den ExpertInnen zufolge werden mehr als ein Drittel aller Herzschwäche-PatientInnen von der Entwicklung aus Innsbruck profitieren.