Gebärmutterhalskrebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Neueste Entwicklungen eines österreichisch-schwedischen Forschungsteams lassen hoffen.
Das Eutops-Institut der Tirol Kliniken und der Universität Innsbruck, unter der Leitung von Martin Widschwendter, hat gemeinsam mit dem Karolinska Institut in Stockholm einen neuen Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs entwickelt.
Der DNA-basierte Test übertreffe laut Fachzeitschrift Nature Medicine herkömmliche Methoden an Genauigkeit. Zusammen mit einem im Herbst 2023 veröffentlichten und bereits erhältlichen Test lassen sich jetzt nahezu alle bösartigen Krebserkrankungen der gesamten Gebärmutter mittels DNA-Testung früh erkennen.
Objektive Analyse
Bisher diente zur Früherkennung der sogenannte PAP-Abstrich. Dabei werden Zellen entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt. Die Ergebnisse sind also abhängig vom Betrachter. Der neu entwickelte WID-qCIN-Test basiert wie HPV-Tests auf objektiven Analysen der Probe – und ist somit weniger fehleranfällig.
„Der WID-qCIN-Test analysiert ausgewählte DNA-Regionen in einem Gebärmutterhalsabstrich und folgt dabei einem hochdurchsatzfähigen, automatisierbaren und objektiven Probenauswertungssystem“, erklärt Martin Widschwendter, Leiter des European Translational Oncology Prevention and Screening Institute (EUTOPS) an der Universität in Innsbruck.
Testverfahren zugänglich
Bereits im Herbst 2023 konnte das Forschungsteam um Widschwendter in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology einen weiteren Test zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs vorstellen. Der WID-qEC Test ist seit März 2024 in Österreich verfügbar.
Anhand dieser beiden Testverfahren hofft das Team, zukünftig einen Großteil aller bösartigen Tumore mit Ursprung in der Gebärmutter noch früher zu erkennen. Aggressive Therapien sollen so weitestgehend vermieden werden.
Status quo der Krankheitserkennung
- Weltweit werden jährlich 660.000 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, rund 350.000 sterben an dieser Erkrankung.
- Entwickelt in den 1960er Jahren, zählen die bisher verwendeten Methoden zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses zu den Paradebeispielen medizinischer Erfolgsgeschichten.
- Die Forschungsarbeit, in der Humane Papillomaviren (HPV) als Hauptverursacher des Gebärmutterhalskrebses beschrieben wurden, wurde 2008 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Dies führte vielerorts zur erfolgreichen Anpassung der Früherkennungsstrategien.
Schon gewusst?
Eutops ist ein vom Land Tirol gefördertes Forschungsinstitut an den Tirol Kliniken und der Universität Innsbruck, das von Martin Widschwendter geleitet wird. Der Forschungsschwerpunkt von Eutops liegt auf der Entwicklung modernster Methoden zur primären und sekundären Prävention, also der gänzlichen Verhinderung oder Früherkennung von Erkrankungen.