Wenn es um die Ausbildung oder die Karriere geht, fallen Entscheidungen schwer. Wie man dennoch die richtige Wahl trifft, erklärt Entscheidungswissenschaftler Johannes Siebert im Interview.
Kann man sich bei der Wahl für eine Ausbildung oder eine Karriere falsch entscheiden? Selbstverständlich kann man das. Damit meine ich aber nicht, dass man sich für die falsche Option entscheidet, sondern dass Fehler am Weg dorthin passieren. Und die führen dann zur falschen Wahl. Denke ich intensiv und vor allem „richtig“ über eine Entscheidung nach, werden alle Optionen, die am Schluss übrig bleiben, „gut“ sein. Für welche ich mich dann entscheide, macht manchmal gar nicht mehr den großen Unterschied aus.
Gibt es Dinge, von denen man sich bei seiner Entscheidung nicht beeinflussen lassen sollte?
Viele Menschen orientieren sich daran, was gut für ihre FreundInnen oder ihre Familie ist. Das ist gefährlich. Was gut für die ist, muss nicht zwangsläufig gut für einen selbst sein. Man muss sehr klar trennen und für sich sehr genau erkennen, was einem persönlich wichtig ist, und nicht Traditionen oder den Lebensvorstellungen anderer folgen. Das heißt nicht, dass man sich nicht inspirieren lassen kann. Aber man muss immer darauf achten, ob die Wahl wirklich zu einem selbst passt.
Sollte man auf sein Bauchgefühl hören? Und wenn ja, wann sollte das ins Spiel kommen? Das Bauchgefühl spielt eine elementare Rolle. Aber wer nur unreflektiert auf seinen Bauch hört, wird eine schlechte Entscheidung treffen. Wir empfehlen bei wichtigen, also lebensverändernden Entscheidungen, dass man erst sauber durchdenkt und die Handlungsempfehlung dann noch mit einem „Bauch-Check“ bestätigt. Und wenn es da Differenzen gibt, muss die kognitive Analyse noch einmal durchlaufen werden. Denn das ist ein Warnzeichen, dass man dort Fehler gemacht hat.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das ganze Interview lesen Sie hier.
Zur Person
Johannes Siebert lehrt und forscht als Entscheidungswissenschaftler und Verhaltensökonom am MCI.
Die sechs Schritte zur richtigen Entscheidung:
#01
Definition
Worum geht es?
#02
Zielsetzung
Was soll erreicht werden?
#03
Handlungsoptionen abwägen
Welche Möglichkeiten habe ich, dorthin zu gelangen?
#04
Informationen finden
Welche Konsequenzen sind mit den unterschiedlichen Handlungsoptionen verbunden?
#05
Ausbalancieren
Wenn mehrere Aspekte berücksichtigt werden sollen, müssen Prioritäten festgelegt werden
#06
Durchsetzen
Eine Entscheidung wird erst dann „gut“, wenn sie auch umgesetzt wird
Dabei muss immer beachtet werden, dass eine Entscheidung nur so gut ist wie das schwächste Glied der Kette. Fällt ein Schritt besonders schwer, lohnt es sich, die vorangegangenen Schritte noch einmal zu überprüfen, um dort Fehler zu vermeiden.