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Gut gewappnet

Schutz vor Falschmeldungen

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Es gibt mehr Fake News denn je. Doch wer sie als solche erkennt, ist noch lange nicht von ihrer Wirkung befreit. Wie das geht, haben Jana und Johannes Siebert am MCI Innsbruck untersucht.

Was sind Fake News und seit wann gibt es sie?
Jana Siebert: Fake News sind gezielt verbreitete Falschinformationen, die dazu dienen, Entscheidungen von Menschen zu manipulieren. Allerdings sind sie kein neues Phänomen – absichtliche Falschinformationen wurden schon immer bewusst eingesetzt, um Interessen durchzusetzen.

Warum ist das Thema dann in letzter Zeit so aktuell?
Jana Siebert: Fake News haben durch Social Media massiv an Einfluss gewonnen, weil sie heute mit nur wenigen Klicks verbreitet werden können. Früher gab es eine stärkere Filterung durch traditionelle Medien, aber heute können Falschmeldungen viel leichter die Öffentlichkeit erreichen.

Können Sie ein Beispiel für eine Fake News und ihre Wirkung nennen?
Johannes Siebert: Eine der bekanntesten Fake News war die um den sogenannten „Boris-Bus“. Der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson behauptete vor dem Brexit-Referendum, Großbritannien zahle 350 Millionen Pfund pro Woche an die EU – Geld, das besser in das nationale Gesundheitssystem investiert werden sollte. Diese Zahl war jedoch völlig falsch. Johnson ließ diese irreführende Botschaft groß auf einen Bus drucken und fuhr damit durchs Land. Möglicherweise hat das einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Abstimmung des Vereinigten Königreichs zum Austritt aus der EU.

In welchen Bereichen sind Fake News relevant?
Johannes Siebert: Grundsätzlich überall dort, wo Individuen oder Organisationen versuchen, die Meinung und Entscheidung anderer zu beeinflussen. Insbesondere die Politik ist der größte Bereich, weil sich unsere Gesellschaft gerade verändert. Wir haben eine Polarisierung der Gesellschaft und Fake News tragen dazu bei, dass diese Extrempositionen gestärkt werden.  

Was geschieht, wenn Fake News als solche entlarvt werden?
Jana Siebert: Angenommen, man hat eine Meinung zu einem bestimmten Thema und dann kommt eine Fake News. Dies kann dazu führen, dass man seine Meinung ändert – manchmal im Kleinen, manchmal im Großen. Wenn dann die Presse oder eine Faktenprüfungsorganisation die Fake News als solche entlarvt, könnte man erwarten, dass man zu seiner ursprünglichen Meinung zurückkehrt. Es bleibt jedoch eine gewisse Meinungsabweichung – ein Phänomen, das als „Belief Perseverance Bias“ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass selbst widerlegte Fake News, insbesondere wenn sie oft wiederholt werden, Spuren hinterlassen und die Meinung von Menschen beeinflussen.

Wie kann man den Einfluss von Fake News reduzieren?
Jana Siebert: Wir haben zwei Methoden entwickelt und getestet. Eine effektive Methode besteht darin, den EmpfängerInnen von Fake News Gegenargumente zu präsentieren, warum diese Information falsch ist und was dagegen spricht. Eine zweite Methode ist, sich bewusst zu machen, der „Belief Perseverance Bias“ funktioniert, insbesondere in Bezug auf Fake News. Allein dieses Wissen kann bereits dazu führen, dass die Wirkung abgeschwächt wird. Durch die Kombination beider Ansätze wird die Wirkung sogar noch weiter abgeschwächt.

Was kann sonst noch helfen?
Johannes Siebert: Wer sich nur wenig und unreflektiert mit seinen Entscheidungen auseinandersetzt, ist anfälliger für Fake News, da die Widersprüche der Fake News weniger klar werden. Daher ist die grundsätzliche Empfehlung, die eigene Entscheidungskompetenz zu stärken. Um gute Entscheidungen zu treffen, muss man klar definieren, worum es in der Entscheidung geht, sich die eigenen Ziele bewusst machen und gezielte attraktive Handlungsoptionen entwickeln.

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Zu den Personen

Jana Siebert, im Projektzeitraum an der Palacky-Universität Olomouc in Tschechien tätig, und Johannes Siebert vom MCI Innsbruck untersuchten in ihrem gemeinsamen Forschungsprojekt zwei von ihnen entwickelte Methoden zur Reduktion des Einflusses von Fake News auf Meinungen. Diese wurden in zwei Experimenten mit zahlreichen TeilnehmerInnen getestet und optimiert. Die Ergebnisse liefern nun einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden für den Umgang mit Fake News.

04. November 2024 | AutorIn: Barbara Kluibenschädl | Foto: Shutterstock

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