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Georg Spazier im Interview

„Crankworx ist Teil unserer alpin-urbanen DNA“

Der Crankworx Slopestyle im Bikepark Innsbruck.
Georg Spazier im Interview

„Crankworx ist Teil unserer alpin-urbanen DNA“

Der Crankworx Slopestyle im Bikepark Innsbruck.

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„Crankworx“ lockt heuer vom 12. bis 16. Juni Gäste aus aller Welt in die Landeshauptstadt – vorerst zum letzten Mal. Mit knapp 500 Starts in mehreren Disziplinen, rund 20.000 ZuschauerInnen aller Altersklassen und zahlreicher Side Events zählt das Mountainbike-Event zu den wenigen Radsport-Veranstaltungen auf internationalem Niveau. Welche Wertschöpfung die Großveranstaltung im Bikepark Innsbruck für die Region mit sich bringt und welche Änderungen anstehen, verrät Organisator Georg Spazier exklusiv im Top Tirol-Interview:

 

Herr Spazier, das internationale Sportevent Crankworx ist 2004 in Whistler geboren und erfreut sich seit 2017 auch hierzulande großer Beliebtheit. Wie ist die Veranstaltung nach Innsbruck gekommen?

Wir wollten den deutschsprachigen Raum besetzen und fühlen uns sehr wohl zwischen den anderen Stopps in Neuseeland, Australien und Kanada – als einziger Standort in Europa.

Dazumal war die treibende Kraft Innsbruck Tourismus, damals noch in Persona von Karin Seiler. Das Thema Bike und Mountainbike ist prinzipiell nicht neu. Aber es gibt in diesem Bereich wenige Veranstaltungen mit einer internationalen Strahlkraft. Das ist der Weltcup auf der einen und Crankworx auf der anderen Seite. Dieses Event erzeugt über alle Altersklassen Faszination und ist eine Triebfeder für das Thema Mountainbiken in der gesamten Region. So hat Crankworx definitiv dazu beigetragen, das Radangebot in der Bike-City Innsbruck schneller zu entwickeln. Beispielsweise gibt es heute, acht Jahre nach Beginn der Veranstaltung, rund sechsmal so viele Trails wie damals und es wird immer noch weiter ausgebaut.

Im Ballungsraum der Alpen mit einer Vielzahl an Studierenden und aktiven Menschen wollte man anhand des Sportevents einen Schwerpunkt auf das Segment Sommer setzen. Hand in Hand hat sich dieser Mountainbike-Boom auch in der Industrie sowie in der touristischen und einheimischen Nutzung über die Jahre super entwickelt. Ich glaube, wir haben da wirklich Boomjahre für eine Veranstaltung wie diese aufgegriffen.

 

Was bringt die Veranstaltung für die Region? Lässt sich die Wertschöpfung in Zahlen fassen?

Die letzte Studie dazu, die in Kooperation mit der Universität Innsbruck umgesetzt wurde, liegt ein bis zwei Jahre zurück. Damals hat man von einer Wertschöpfung von 3,5 Millionen Euro pro Veranstaltung gesprochen. Tendenziell wird das aufgrund der Teuerungseffekte etwas höher sein. Allein das Organisationskomitee, das TV-Team und die FahrerInnen generieren im Rahmen der Veranstaltung hunderte Übernachtungen. In der Eventwoche ist Crankworx mit allen Gästen für einige tausend Übernachtungen in der Region verantwortlich. Auch Bars, Restaurants, Nachtlokale, Taxiunternehmen und Geschäfte sind Teil der Wertschöpfungskette.

Wir wissen, dass unser Crankworx-Gast im mittleren beziehungsweise höheren Haushaltseinkommen einzuordnen und durchschnittlich 27 Jahre alt ist. Wir haben einen sehr großen Kleingruppenmix. Auch Familien der ersten Generation von Mountainbikern, die jetzt mit ihren Kindern kommen, sind eine sehr beliebte Gästegruppe. Rund 50 Prozent der BesucherInnen kommen aus dem Ausland. Es ist also sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen gleichermaßen beliebt und das ist das Großartige. 

On top kommt natürlich der immense Werbewert auf Online-Kanälen und in den Sozialen Netzwerken hinzu, den wir gar nicht mehr erfassen können. Die Internationalität, die über das Livesignal in 30 Länder hinausgetragen wird und Millionen von ZuschauerInnen vor die Bildschirme lockt – über Brands, Industriepartner, AthletInnen und ihre Teams –, generiert einen Multiplikator im Werbe- und Imagebereich. Da gibt es nichts Vergleichbares. Neben der Entwicklung der Bikeparks zielt die Veranstaltung auch darauf ab, die schönen Bilder von Innsbruck und Umgebung in die Welt hinauszutragen – mit hoffentlich viel Sonnenschein.

Diese Clips laufen die ganze Saison über. Das heißt, es kommen nach dem Event ungefähr noch einmal 50 Prozent an Gästen hinzu. Darum ist die Platzierung des Events auch am Anfang der Bikepark-Saison angesiedelt – sozusagen als Startschuss für die ganze Branche innerhalb Tirols.

 

  • CWX19KidsworxFlorian-Breitenberger
  • CWX22Whip-Offby-Clint-Trahan

Wie viele TeilnehmerInnen gehen heuer an den Start?

Die Maximalkapazität liegt bei knapp 400, aber die teilen sich auf mehrere Disziplinen auf. Es gibt um die 500 Starts in den Erwachsenen- und Hauptbewerben, denn manche starten in mehreren Disziplinen.

Wir machen auch viel im Nachwuchsbereich, haben eigene Schulinitiativen wie „Schoolworx“. Das heißt, da kommen mindestens noch einmal so viele Kinder und Jugendliche als TeilnehmerInnen dazu, die für uns ganz wichtig sind, da sie die Zukunft des Mountainbikens repräsentieren.

Die TeilnehmerInnen stammen aus aller Welt, es gehen rund 30 Nationen aus allen Kontinenten an den Start. Eine interessante Entwicklung ist bei den heimischen TeilnehmerInnen zu verzeichnen: In den ersten paar Jahren hatten wir nur in einer Disziplin ÖsterreicherInnen. Jetzt gibt es in fast allen Disziplinen österreichische TeilnehmerInnen, rund 10 Prozent davon stammen aus Tirol.

 

Welche Neuerungen stehen in diesem Jahr an?

Jedes Jahr gibt es Neuerungen. Sehr erfreulich ist eine Entwicklung, die im ganzen Mountainbikesport über die Jahre stetig passiert ist: der Women’s Slopestyle. Damit werden nun erstmals alle Disziplinen von Damen und Herren gefahren.

Weiters bieten wir im Veranstaltungsgebiet auf der Muttereralm eineinhalb neue Kurse an. Der Pumptrack wird von Clemens Kaudela, einziger Red Bull Rampage Starter aus Österreich und selbst Fahrer, neu geshaped. In der Stadt gibt es neue Locations und Programmpunkte für die Afterpartys.

 

Eine Sportveranstaltung dieser Größe ist ein sehr komplexes Konstrukt. Wie viele Leute arbeiten da zusammen?

In unserem Kernteam sind wir 25 bis 30 Personen, externe DienstleisterInnen noch nicht ganz miteingerechnet. Wir haben um die 150 freiwillige HelferInnen, ohne die würde eine derartige Großveranstaltung nicht funktionieren. Die unterstützen uns in allen Bereichen: von Shuttlefahrten über Essensausgabe bis hin zu Security und TV.

Schlussendlich sind bis zu 350 Personen bei uns im Einsatz. In der Stadt kommen parallel noch 30 bis 40 Side Events dazu, ebenso die Liveübertragungen auf einer großen Leinwand. 

 

  • CWX-2022by-Fanz-Oss-25
  • Pumptrack-Crankworkx-Muttereralm

Wie schaut es in Bezug auf Nachhaltigkeit aus? Ist das möglich bei Veranstaltungen dieser Größenordnung?

Nachhaltigkeit ist und war von Anfang ein Fokus des Events, hat aber viele Facetten. Etwa die soziale Nachhaltigkeit: Was macht man im Nachwuchs? Wie geht man mit den freiwilligen HelferInnen um? Gibt es Schulprogramme? Da setzen wir viel um.

Auch die infrastrukturelle Nachhaltigkeit ist ein Thema, so ist zum Beispiel der Pumptrack auch nach der Veranstaltung für die Bevölkerung gratis nutzbar. Wir versuchen zudem, die Menschen vom Auto wegzubekommen: Die Stubaitalbahn fährt zweimal in der Stunde und wir schalten im Viertelstundentakt gratis Shuttlebusse vom Bahnhof, um die Leute direkt zum Veranstaltungsgelände zu bringen.

Wir setzen viele Akzente, auch bei den Themen Verpflegung und Mülltrennung. Doch es bleiben Dinge, die schwer umsetzbar sind, darunter ein nachhaltiger Strom-Backup-Plan für die TV-Liveübertragungen.

 

Braucht es überhaupt Großveranstaltungen in Tirol?

Ich glaube, Innsbruck hat im Allgemeinen eine besondere Geschichte und Tirol eine besondere Beziehung zu Sport und Veranstaltungen. Braucht man sie? Ja, ich glaube, sie erfüllen einen sehr wichtigen Zweck, nicht nur im Sport- sondern auch im Kulturbereich. Natürlich ist ein großer Teil Unterhaltung, und genau das ist wichtig: die Leute können abschalten, kommen ein bisschen aus dem Alltag raus und lernen neue Erlebnisse, Leute und Input kennen.

Bei Veranstaltungen wie diesen geht es auch immer darum, sportliche Leistung und das Können in den Vordergrund zu stellen. Das ist für den Nachwuchs sehr interessant: Die sehen dort ihre Idole und was alles möglich ist. Es soll motivieren, selbst aktiv zu werden – ob auf dem Fahrrad oder in anderer Form. 

Die Alternative, keine Veranstaltung zu haben, ist jedenfalls keine, die zu Innsbruck oder Tirol passt und in der ich mich persönlich wohlfühlen würde. Ganz im Gegenteil, wo sollten solche Sportveranstaltungen stattfinden, wenn nicht hierzulande? Das Angebot und die Vielfalt machen die Gesellschaft aus. Ohne Events würde ein großer Teil unserer alpin-urbanen DNA fehlen.

Tirol braucht auf jeden Fall – auch mit Blick auf die Zukunft des Mountainbikens – weitere Veranstaltungen, auch in dieser Größenordnung. Wie der Name sagt, macht es schon Sinn, dass der Sport in den Bergen eine Heimat findet. 

 

Eine Frage zum Schluss: Der Vertrag läuft aus und am aktuellen Areal sollen künftig Hotelflächen umgewidmet werden. Wie geht es weiter mit Crankworx? Gibt es eine Hintertür oder bereits einen neuen Veranstaltungsort?

Hintertüren und Ideen gibt es natürlich immer. Es sind Gespräche am Laufen und das Interesse, die Veranstaltung in irgendeiner Form zu behalten, ist auf jeden Fall von vielen Seiten gegeben. 

Die bisherigen Flächen haben für Crankworx sehr gut funktioniert. Dass jetzt der Vertrag ausläuft und das Areal auf der Muttereralm in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung steht, ist eine Koinzidenz. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Veranstaltung neu zu evaluieren und zu schauen, wie sie in weiterer Folge für Innsbruck und Tirol adaptiert werden kann.

Ich spreche aber auf jeden Fall von einer schöpferischen oder künstlerischen Pause. Denn da wir jetzt noch keine unterschriebenen Verträge haben, werden wir für das nächste Jahr einmal eine Pause einlegen müssen. Die Zeit ist hier zu knapp, um Crankworx als Gesamtprodukt neu aufzuschlagen. Die Veranstaltung ist Teil einer World Tour, es gibt dafür ein eigenes Reglement, Punktesystem, Auflagen und Multidisziplinen: ob Speed & Style, Slopestyle, Dual Slalom, Pumptrack oder Downhill. Auf jeden Fall wäre es möglich, Einzeldisziplinen stattfinden zu lassen. Man könnte auch mehrere kleinere Veranstaltungen verteilt über Tirol organisieren. Da bekommt man allerdings sicherlich nicht die internationale Aufmerksamkeit und es würde ein bisschen dieses Event- und Festivalfeeling fehlen, das die Veranstaltung einzigartig macht.

Das Know-how und die Kontakte sind da, genauso wie die PartnerInnnen. Man muss am Ball bleiben. Deshalb sind wir mit beiden Ohren am Markt und hoffen, in den nächsten Monaten oder im nächsten Jahr mit konkreten Plänen aufwarten zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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Zur Person:

Georg Spazier ist in Wien, London, Karlsruhe und Kufstein aufgewachsen. Er hat Sportwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre studiert und ist Geschäftsführer von der Firma ITS GREAT. Zahlreiche Eventprojekte und Großveranstaltungen in Innsbruck und Tirol tragen seine Handschrift, darunter die Rad-WM, Youth Olympics und Masters Games. Nach Crankworx arbeitet Spazier für das IOC in Paris bei den Olympischen Spielen. In seiner Freizeit reist und surft das Organisationstalent gern und hat ein Faible für gutes Essen.

 

Kuriose Crankworx-Fakten aus 2023:

- 20 Kilometer an Absperrband wurden verwendet

- 650 Poster waren in Shops, Bars und Unis der Stadt

- 1.300 Äpfel und Birnen wurden während der Veranstaltungstage verteilt

- 500 Stunden benötigte die Crew, um die Kurse zu shapen

- 1,9 Millionen TV-Online Live-Views wurden erzielt

- 18 Kilometer Kabel und 5 Kilometer Zäune werden für das diesjährige Crankworx benötigt

12. Juni 2024 | AutorIn: Michaela Ehammer | Foto: Florian Breitenberger (3); Clint Tarzan; Franz Ost; ITS GmbH

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