Mit der „Zukunftsstrategie 2030" legen die Gemeinde Oetz und der Tourismus im Vorderen Ötztal einen gemeinsamen Masterplan vor. Aufbauend auf dieser Strategie werden die Interessen aller beteiligten Gruppen (Einheimische, Gäste und MitarbeiterInnen) sowohl auf kommunaler als auch touristischer Ebene berücksichtigt. Mit ersten Schritten (Stopp von Freizeitwohnsitzen, Begrenzung von Beherbergungskapazitäten, kapazitätsorientierte Ortsentwicklung) hat die Gemeinde bereits wichtige Rahmenbedingungen definiert.
Im Februar 2020 startete die Initiative für die Zukunftsstrategie 2030 mit Beteiligung der Gemeinde Oetz sowie den touristischen Ortsausschüssen von Oetz, Sautens und Haiming-Ochsengarten. Auslöser dafür war das Spannungsfeld zwischen der negativen Tourismusgesinnung in weiten Bevölkerungsteilen und der unbestrittenen Tatsache, dass der Tourismus eine der Leitbranchen im Vorderen Ötztal ist. „Unser Ziel war es daher, die Anliegen und Erwartungen von BürgerInnen, MitarbeiterInnen und Gästen zu berücksichtigen und Lösungen zu finden, die eine möglichst hohe Zustimmung auf breiter Ebene erhalten", so Hansjörg Falkner, Bürgermeister von Oetz. Auf Basis von mehr als 1.300 persönlich-mündlichen Befragungen wurde erhoben, was die Menschen bewegt.
Ja zu Familienbetrieben
Rote Karten gab's von den UmfrageteilnehmerInnen etwa für Themen wie Investorenmodelle oder das rasche Anwachsen von Freizeitwohnsitzen. Darauf hat die Gemeinde Oetz – im Rahmen ihrer gestalterischen Möglichkeiten – bereits entsprechend reagiert. Die Richtlinien für die Widmung von Freizeitwohnsitzen wurde vom Oetzer Gemeinderat im September 2021 einstimmig aufgehoben. Zudem verabschiedete der Oetzer Gemeinderat im Dezember 2021 einstimmig die Richtlinie zur Genehmigung von Beherbergungsgroßbetrieben und legte die Bettenobergrenze bei 200 Betten fest, also 100 Betten unterhalb der von der Landespolitik anvisierten 300 Betten. „In Abstimmung mit den touristischen Akteuren hat der Gemeinderat Oetz damit den Erwartungen der Bevölkerung entsprochen, ohne die etablierten Betriebe in ihrer Entwicklung einzuschränken", so Lois Amprosi, Initiator der Zukunftsstrategie. Denn die klare Botschaft lautet, dass den OetzerInnen der Erhalt von Beherbergungsbetrieben in einheimischer Hand ein Anliegen ist. Weiters auf der Agenda stehen neun definierte Zukunftsfelder, welche sich kommunalpolitischen Themen wie Infrastruktur, Bevölkerungs- und Wohnraumentwicklung oder Regionalität widmen.
Nachhaltige touristische Entwicklung
Im Gleichklang zur Zukunftsstrategie Oetz 2030 verläuft auch die künftige touristische Entwicklung im Vorderen Ötztal (Haiming-Ochsengarten, Sautens, Oetz). Diese fußt auf drei Säulen. Erstens soll der Tourismus als zentraler Wirtschaftsfaktor in der Region auch in Zukunft seinen Stellenwert behalten. Gleichermaßen kommt die Branche ihrer gesellschaftlichen Rolle nach. Etwa in der Schaffung von Ganzjahresarbeitsplätzen und der Bereitstellung von attraktiven Freizeitangeboten sowohl für die Bewohnerinnen und die Bewohner als auch für die Gäste. Auf ökologischer Ebene steht der Erhalt der Natur im Fokus für Einheimische und Gäste. Erreicht werden soll dies durch das Etablieren als Ganzjahresdestination mit dem Leitmotiv Qualität vor Quantität. Dies und das Bekenntnis zu Regionalität, Mobilität, Natur und Landschaft soll über das Bewusstmachen die positive Tourismusgesinnung der BewohnerInnen stärken. Ähnlich wie auf kommunaler Ebene wurden auch für den Tourismus zehn Zukunftsfelder erarbeitet. Diese greifen Themen wie regionalen Einkauf, das Unterstützen von familiengeführten Betrieben und Kooperationen auf betrieblicher und regionaler Ebene auf. „Wir möchten Hochoetz zu einem Erlebnisberg weiterentwickeln und das Angebot unter anderem mit stimmigen, alternativen Wintersportaktivitäten ergänzen. Das reicht von Schneeschuhtrails bis hin zu Pistenskitouren-Möglichkeiten", so Christoph Rauch, Destinationsleiter Vorderes Ötztal bei Ötztal Tourismus.
Nächste Generation als Erfolgsfaktor
Wesentliche Voraussetzung für das Gelingen von derartigen Zukunftsstrategien sind transparente Kommunikation und das Einbeziehen aller betroffenen Gruppen, insbesondere der Vertreter der Gemeinden und der touristischen Akteure. „Darüber hinaus ist das aktive Mitwirken der Nachfolgegenerationen zukunftsentscheidend. Damit wird sichergestellt, dass die Maßnahmen mitgetragen und umgesetzt werden", so Clemens Westreicher, Experte für Strategieentwicklung.
Der Teil der Zukunftsstrategie Oetz 2030 ist ein Leader-Projekt und wird unterstützt von Bund, Land und der Europäischen Union. Die touristische Zukunftsstrategie Vorderes Ötztal 2030 wird zur Gänze aus Mitteln von Ötztal Tourismus und der jeweiligen Ortsausschüsse aufgebracht.
Weitere Informationen: www.strategie2030.info