Tirol ist eines von sechs Bundesländern, die sich an dem EU-LIFE-Projekt AMooRe beteiligen. Im Rahmen des auf zehn Jahre ausgelegten Projekts sollen Moorflächen in ganz Österreich erhalten und revitalisiert werden. Dafür stehen bundesweit mehr als 44,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Pünktlich zum letztwöchigen internationalen Tag der Feuchtgebiete gibt es erfreuliche Nachrichten für den Moorschutz in Tirol. Das von den sechs Bundesländern Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark eingereichte EU-LIFE-Projekt „AMooRe – Austrian Moor Restoration” wurde genehmigt. Damit stehen mehr als 44,2 Millionen Euro, davon 60 Prozent EU-Fördermittel – für den Zeitraum 2024 bis Ende 2033 zur Verfügung, um die rund 3.000 vorhandenen Moorflächen in Österreich zu erhalten und weitere Standorte zu revitalisieren und zu renaturieren. „Wir arbeiten in Tirol schon intensiv an zahlreichen Moorschutzprojekten und können nun in den nächsten zehn Jahren rund 2,3 Millionen Euro zusätzlich investieren. Ein besonderer Fokus liegt neben der Renaturierung auch auf dem Thema Bewusstseinsbildung. Die gemeinsame Finanzierung durch so viele Partner unterstreicht unsere gute Zusammenarbeit und auch die Bedeutung, Biodiversität zu erhalten und das Klima damit zu schützen”, zeigt sich Naturschutzlandesrat René Zumtobel erfreut.
Kartierung – Revitalisierung – Management
Das EU-LIFE-Projekt „AMooRe” stellt sicher, dass bereits laufende Revitalisierungsmaßnahmen und Monitoringprojekte fortgesetzt und neue Projekte in Angriff genommen werden können. Denn aktuell gibt es bei über 90 Prozent der Moore in Österreich Handlungsbedarf. Neben der Wiederherstellung von gestörten Wasserhaushalten durch den Rückbau bestehender Entwässerungsgräben fallen auch Gehölzentfernung und Weidemanagement-Maßnahmen in die Revitalisierungsbemühungen. Zudem sollen mit den Mitteln für die Natura 2000-Gebiete „Sinesbrunn” (Bezirk Imst) und „Schwemm” (Bezirk Kufstein) Maßnahmenpläne für das künftige Gebietsmanagement erstellt werden. Auch am Piller Moor im Naturpark Kaunergrat werden heuer weitere Maßnahmen zur Renaturierung und zur besseren Lenkung der BesucherInnen gesetzt. In Tirol wurden in den Jahren 2022 und 2023 bereits rund neun Hektar Moorflächen revitalisiert – eine Fläche so groß wie fast 13 Fußballfelder. „Was mich besonders freut ist, dass immer mehr Menschen an uns herantreten und konkrete Vorschläge für Revitalisierungsprojekte auf ihren Grundstücken machen. Ein Beispiel dafür ist etwa ein Hochmoor auf einer landwirtschaftlichen Fläche in St. Johann, das wir auf einer Fläche von einem Hektar wiederherstellen konnten. Zudem gibt es laufend Gespräche vonseiten des Landes mit ausgewählten Projektgemeinden, in denen mit den nun zur Verfügung stehenden Mitteln auch größere Projekte in Angriff genommen werden sollen”, so LR Zumtobel. Das Projekt „AMooRe” bietet nun weitere finanzielle Unterstützung zur Umsetzung der Österreichischen Moorschutzstrategie 2030+ und des Maßnahmenkonzepts „Tiroler Moorschutzstrategie”.
Moore – ein oft unterschätzter Landschaftstyp
Während die Bedeutung von Auwäldern, Flusslandschaften, Gletschern und Hochgebirgslandschaften für die Artenvielfalt und das Klima für viele Menschen auf der Hand liegt, werden Moore oft unterschätzt. Dabei haben intakte Moorlandschaften einerseits für den Klimaschutz und andererseits für die Artenvielfalt einen mindestens ebenso großen Stellenwert. „Die Vielfalt macht’s”, ist LR Zumtobel überzeugt. „Jede Landschaftsart ist Heimat hochspezialisierter Tiere und Pflanzen, auch Moore. Noch dazu haben sie einen großen Einfluss auf das regionale Klima.” 30 Prozent des weltweit erdgebundenen Kohlenstoffs werden in Mooren gespeichert – und das obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. Somit binden Moore global betrachtet doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammen. Intakte Moore leisten damit und durch die kühlende Verdunstungswirkung einen wichtigen Beitrag zum lokalen und regionalen Klima. Im Gegensatz dazu haben trockengelegte Moore negative Folgen für Umwelt und Klima: Trocknet der Torfkörper aus und kommt mit Luft in Berührung dreht sich der Prozess um und aus einem CO2-Speicher wird ein CO2-Produzent. Torfmoose, Wollgräser, Heidekraut, verschiedene Seggen und Simsengewächse oder der seltene ‚Rundblättrige Sonnentau’ sind Beispiele für die vielfältige Flora in Feuchtgebieten. Das Moor ist zudem Heimat zahlreicher Insektenarten wie beispielsweise verschiedener Heidelibellenarten, der Hochmoor-Mosaikjungfer, dem Sumpfgrashüpfer oder zahlreichen Schmetterlingsarten wie dem Hochmoor-Perlmutfalter oder dem Hochmoorbläuling.
Neben den sechs Bundesländern sind auch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) als wichtige Projektpartner des EU-LIFE-Projekt „AMooRe” zu nennen. Weitere Kooperationspartner sind die Universitäten Wien und Kiel. Die Bundesländer Kärnten, Burgenland und Wien sind assoziierte Projektpartner.