„Über Geld wird ungern gesprochen”, weiß Bernhard Moritz, Paartherapeut und Unternehmensberater aus Telfs. In einer Beziehung sollte man das aber machen. Und noch eine Reihe weiterer Fehler tunlichst vermeiden.
Bernhard Moritz ist Paar- und Sexualtherapeut, Unternehmensberater und Coach aus Telfs. Moritz hat sich in seiner Arbeit auf Unternehmerpaare spezialisiert. Geld spielt eine wichtige Rolle in unseren Leben — und auch in unseren Beziehungen. Fünf Fehler, auf die Bernhard Moritz aufmerksam machen will, begehen viele Paare:
1. Individuelle Wertvorstellungen ignorieren
„Gerade wenn man eine rosarote Brille aufhat, vermag man nicht zu sehen, welche Eigenschaften einen am Gegenüber irgendwann stören könnten. Und bei Geld meint man, dass einige einfache Formeln bereits jeden Konflikt im Keim ersticken werden. Ist man selbst beispielsweise eher sparsam und der Partner eher das Gegenteil, dann birgt das im Laufe der Beziehung ein latentes Konfliktpotenzial. Am Geld machen sich unterschiedliche Wertvorstellungen sichtbar. Das gemeinsame Budget mit klaren, fairen und gerechten Regeln zu „hinterlegen“ verhindert das Streiten ums Geld oder das Gefühl einer latenten ungerechten Behandlung.“
2. Jeder kocht sein eigenes Süppchen
„Erstaunlich ist, dass man über nahezu alle Bereiche aus dem Leben seines Partners oder seiner Partnerin Bescheid wissen möchte: Gefühle, Gedanken, Ängste, sogar geheime Vorlieben. Die individuellen Finanzen (Einkommen, Erspartes etc.) werden aber sehr oft als „großes Geheimnis“ behandelt. Die Paradoxie besteht darin, dass man sich vom Partner Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit selbst bei intimsten Themen wünscht, bei den eigenen Finanzen hört dies aber auf. Doch gerade in einer Partnerschaft sollte man transparent sein und offenbaren, wie die individuelle Budgetsituation aussieht. Das schafft Freiheit und Entscheidungsmöglichkeiten. Das bedeutet natürlich nicht, dass man unbeschränkten Zugriff auf das Konto des jeweils anderen hat.“
3. Zusammenwerfen und vermischen
„Die Idee des gemeinsamen Kontos wird oft als finanzielles Zeichen der Verbundenheit betrachtet. Womöglich arbeiten Paare sogar in der gleichen Firma, führen diese sogar zusammen und sehen in den fehlenden Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem überhaupt kein Problem. Geld ist aber, ob man will oder nicht, gerade wenn es schwierig wird in der Beziehung, ein gern verwendetes Machtinstrument. Unsere individuelle Freiheit und Unabhängigkeit werden durch ein solches Vorgehen eingeschränkt — ob implizit oder offen spielt keine Rolle. Ein gemeinsames Konto mit klar definierten und beschlossenen Aufwendungen ist vernünftig, getrennte Girokonten für jeden einzelnen aber auch.“
4. Alles fifty-fifty
„Steckt man sich gemeinsame Ziele und möchte da hinarbeiten, sollten sich auch beide Parteien daran beteiligen. Es ist aber falsch, immer die Fifty-fifty-Regel anzuwenden. Vor allem, weil diese oft die unbezahlte Care Arbeit von Frauen (Haushalt, Kinder) überhaupt nicht berücksichtigt. Man könnte sagen, Haushalt und Kindererziehung sind ja „geldwerte“ Leistungen, die ein Partner einbringt und dies müsste man ja auch berücksichtigen in der Aufteilung des finanziellen Beitrags zur Finanzierung der Beziehung. Verdient eine Seite weniger (oft viel weniger) als die andere, ist das in einer Beziehung meistens nicht fair und kann zu Konflikten führen. Gerade bei größeren privaten Investitionen sind Beteiligungen nach Proporz sinnvoller.“
5. Jetzt geht es uns gut — jetzt müssen wir nicht über Geld sprechen
„Gerade in harmonischen Zeiten sollte man das heiße Eisen Geld anfassen: Über Geld zu reden, die finanziellen Aspekte einer potenziellen Trennung anzusprechen hat nichts mit Misstrauen oder dem Glauben an die große Liebe zu tun, sondern schafft eine gute Regelung in einer Zeit, in der beide Partner sich wohlgesonnen sind. Und in emotional schwierigen Zeiten entgeht man dann der Falle, gekränkte, verletzte Liebe mit Geld ausgleichen zu wollen. Dieser „Buchhaltungsansatz“ funktioniert nämlich nicht. Ob es darum geht, wie man alles aufteilen möchte, wenn die Beziehung einmal endet oder einer von beiden stirbt: Materielle Fragen sollten möglichst emotionslos geklärt werden.“
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Drei Tipps vom Profi:
1. Reden
„So banal es klingt: Über Geld sollte man, gerade in einer Beziehung, reden. Dabei lernt man seinen Partner kennen und erfährt auch viel über seine oder ihre Wertvorstellungen. Schließlich lebt man in einer Gemeinschaft und möchte wissen, welche Ressourcen einem zur Verfügung stehen. Eine gute Kommunikation verhindert auch etwaige Machtspiele und sorgt für Transparenz. Wenn die finanziellen Belange geklärt sind, schafft das emotionale Freiheit.“
2. Rechnen
„Um fair zu bleiben, sollte man sich ausrechnen, wer wie viel ins Budget hineinträgt und wer wie viel Belastung zu stemmen vermag. Wie gesagt, ist die Halbe-halbe-Regel nicht unbedingt fair. Eine prozentuelle Aufteilung je nach Einkommen ist gerechter. Daher sollte man einen Weg finden, wie beide Seiten sich an den gemeinsamen Zielen beteiligen können, ohne dass es für eine Seite zur Belastung wird.“
3. Differenzieren
„Die Finanzen sollten möglichst von Emotionalem getrennt werden. Ein erster Schritt ist auf jeden Fall, Privates privat bleiben zu lassen und Berufliches beruflich. Führt man gemeinsam eine Firma oder arbeitet zusammen und beruflich besteht ein Hierarchiegefälle, muss man dafür sorgen, dass dieses keine Rolle im Privaten spielt und das die finanzielle Frage geklärt ist.“