Wenn im Sommer die Gläser klirren, ist ihre Farbe meist leuchtend orange.
Der Aperol Spritz hat sich in Italien und im gesamten deutschsprachigen Raum zum Inbegriff des modernen Aperitivo entwickelt – ein Drink, der nach Urlaub, Leichtigkeit und mediterraner Lebensfreude schmeckt. Gleichzeitig ist er ein Milliardenprodukt mit klaren wirtschaftlichen Konturen.
Spritzkultur aus dem Habsburgerreich
Seinen Ursprung hat der Spritz im 19. Jahrhundert: In der habsburgischen Provinz Venetien mischten österreichische Offiziere dem kräftigen italienischen Wein Wasser bei – der „Spritz“ war geboren. 1919 entwickelten die Brüder Luigi und Silvio Barbieri in Padua den Aperitiflikör Aperol. Die Kombination mit Prosecco und Soda wurde Jahrzehnte später zum ikonischen Sommerdrink.
Vom Piazza zur Piste – Aperol als globaler Marktführer
Seit der Übernahme durch die Campari Group im Jahr 2003 wurde Aperol systematisch internationalisiert. Die Markenformel – drei Teile Prosecco, zwei Teile Aperol, ein Teil Soda – wurde weltweit zum Standard. Der Erfolg ist messbar:
- Über 9 Millionen 9-Liter-Kisten Aperol wurden 2023 weltweit verkauft – ein Rekordwert.
- Der Jahresumsatz der Marke liegt bei rund 700 Millionen Euro.
- Aperol macht inzwischen etwa 24 Prozent des Gesamtumsatzes von Campari aus, der 2023 bei 2,9 Milliarden Euro lag (Campari Group, 2024).
Besonders im deutschsprachigen Raum – von Innsbruck bis Hamburg – gehört Aperol Spritz heute zur Grundausstattung der Gastronomie. Auch auf Wintersportorten wie Kitzbühel oder Lech wird der Drink ganzjährig serviert.
Konkurrenz im Glas – Hugo und Limoncello Spritz
Doch Aperol ist nicht mehr allein auf weiter Flur. Der Hugo Spritz, ein Mix aus Holunderblütenlikör, Soda, Minze und Prosecco, erlebt eine Renaissance. Laut The Times stieg der Umsatz mit Holunderlikören im Jahr 2025 beim britischen Onlinehändler Ocado um 107 Prozent. Der Drink spricht insbesondere jüngere Zielgruppen an, die süßere, florale Alternativen suchen.
Auch der Limoncello Spritz entwickelt sich zur festen Größe in Bars und bei Events. Laut dem Fachmedium Barfly wuchs der globale Markt für Limoncello von 2021 bis 2022 um acht Prozent, Premiumvarianten sogar um elf Prozent. Marken wie Pallini steigerten ihren Absatz in nur vier Jahren um 66 Prozent.
Trends und Ausblick
Der Spritz-Boom ist Teil eines größeren Trends: Laut dem Marktforschungsinstitut IWSR wächst der Markt für Aperitifs jährlich um acht Prozent, im Premiumsegment sogar zweistellig. Der Wunsch nach leichteren, aromatischen Getränken mit moderatem Alkoholgehalt prägt die Getränkekarten von München bis Wien.
Fazit
Der Aperol Spritz bleibt die Ikone unter den Sommerdrinks – wirtschaftlich wie kulturell. Doch Hugo und Limoncello Spritz holen spürbar auf. Gemeinsam spiegeln sie den Wandel in der Getränkekultur wider: weg vom Hochprozentigen, hin zum aromatisch-leichten Genuss. Mit Aperitifgläsern als Bühne – und Milliardenpotenzial im Hintergrund.