Das Life-Science-Unternehmen Angios ist seit kurzem bei der Beraterfirma Cemit beteiligt. Was die zwei Unternehmen sonst verbindet und welche Zukunft sie sich für Tirols Wirtschaft wünschen, erzählen die Geschäftsführer Bernhard Hofer und Gregor Wick im Interview.
Das Interview führte: Haris Kovacevic
Wie kam es denn zur Zusammenarbeit zwischen Ihnen?
Bernhard Hofer: Wir kennen uns schon eine Weile und ich würde sagen, dass wir in vielen Aspekten ziemlich ähnlich ticken. Ich denke dabei vor allem ans Mindset und ans Selbstverständnis. Uns bei Cemit war es immer wichtig, unabhängig, selbstständig und effizient zu sein. Die gleichen Eigenschaften habe ich auch immer bei Gregor (Wick) und Josef (Penninger) beobachtet.
Gregor Wick: Ich kann das Kompliment nur zurückgeben. Cemit ging aus dem Land Tirol hervor und machte unter Bernhard eine erfolgreiche Privatisierung durch. Das hat mir sehr imponiert. Gerade jetzt in Zeiten, wo es wenig Fördergeld gibt, ist es sehr wichtig, auf eigenen Beinen stehen zu können. Eine Zusammenarbeit hat sich förmlich angeboten.
Herr Wick, Angios ist es in der Vergangenheit gelungen, innovative Ideen im Gesundheitsbereich auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen. Wie hat das funktioniert?
Gregor Wick: Gemeinhin gilt das als Widerspruch. Wir bei Angios wissen aber, dass oft das Erstarren in alten Mustern dem wirtschaftlichen Erfolg hinderlich ist. Tierversuche sind ein gutes Beispiel. Medikamente für Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden nach wie vor an Mäusen getestet. Aber sie eignen sich dafür eigentlich gar nicht so gut, weil sie sich physiognomisch doch sehr vom Menschen unterscheiden. Die von uns entwickelten Organoide liefern viel genauere Ergebnisse. Beharrt man also auf der alten Vorgehensweise, nimmt man mangelnde Effizienz in Kauf. Das ist einfach nicht vernünftig.
Bernhard Hofer: Das Thema Effizienz spielt ganz allgemein eine sehr wichtige Rolle. Wir bei Cemit sind ein Team von sieben MitarbeiternInnen. In einer solchen Größe hat man zwar begrenzte Ressourcen, ist aber dem Kunden auch ganz anders zugewandt. Meistens will er eine Dienstleistung schnell haben und er bekommt dies von uns auch so geliefert. Durch das effizienzgetriebene Miteinander entsteht ein ganz anderes Doing.
Wie äußert sich das?
Bernhard Hofer: Wir sind als Berater ganz nah am Kunden und sind daran interessiert, dass unsere Beratung auch wirklich was bewirkt. Passiert das nämlich nicht, wird er unsere Hilfe nicht mehr in Anspruch nehmen.
Gregor Wick: Wir sind auch zu einem guten Teil Dienstleister. Große Pharma-Firmen verwenden unsere Produkte, um Medikamente zu testen. Die Erfahrung, die wir dabei gemacht haben, ist folgende: Je größer ein Unternehmen ist, desto träger wird es, was Innovationen anbelangt. Daher arbeiten große Pharma-Konzerne auch gerne mit Unternehmen wie uns zusammen.
Nun beteiligt sich Angios bei Cemit. Sehen Sie in dem Zusammenhang Möglichkeiten, die sie nutzen wollen und für Tirol in Zukunft auch ausbauen würden?
Gregor Wick: Ich sehe beim Standort Innsbruck und in Tirol allgemein sehr viele Möglichkeiten. Kalifornien und Boston sind heute die größten Life-Science-Center der Welt. Warum? Weil es dort in der Nähe auch die besten Universitäten gibt. Da hat jemand vor 50, 60 Jahren investiert und die richtigen Weichen gestellt — und jetzt sind die Firmen da. Ähnliches passierte in Wien, wo heute am Vienna Bio Center 7.000 Menschen arbeiten. Innsbruck hat vier Unis, die alle auf die ein oder andere Weise mit Life Science zu tun haben. Das Potenzial ist also enorm.
Bernhard Hofer: Genau das ist der Punkt: Es reicht nicht, dass in Innsbruck „nur“ geforscht wird. Es braucht auch eine Plattform, die es ermöglicht, das Know-how vor Ort auch anzuwenden, Unternehmen zu gründen und die Brains hier zu behalten.
Was können Sie tun, um das zu verbessern?
Bernhard Hofer:. Die Cemit vernetzt als zentrale Plattform ForscherInnen, GründerInnen und Unternehmen und bietet praxisnahe Unterstützung – unabhängig von öffentlichen Zuschüssen im laufenden Betrieb. Fördermittel werden gezielt zur Anschubfinanzierung und für das Wachstum neuer Projekte eingesetzt, während sich die Cemit im Alltag ausschließlich durch erfolgreich realisierte Projekte finanziert. Wir haben aber auch weiterführende Ideen, weil wir die Bedürfnisse am Markt kennen. Wir betreuen insgesamt 200 Firmen, Organisationen und Institutionen. Durch die enge Zusammenarbeit wissen wir ganz genau, was gebraucht wird. Das Netzwerk und die Ideen von Wick und Penninger treffen auf eine stabile, vielseitige Infrastruktur.
Gregor Wick: Es ist wichtig, nachhaltig zu denken. Und zwar in der Grundbedeutung des Wortes. Die Langfristigkeit ist sehr wichtig. Setzt man jetzt die richtigen Maßnahmen, wird sich das erst in Jahren oder Jahrzehnten auszahlen — dann aber umso mehr.
Wie wird diese Zusammenarbeit für Wirtschaftsinteressierte und -treibende in nächster Zeit sichtbar?
Bernhard Hofer: Unser Wunsch ist, Leute hier zu behalten. Das heißt, Menschen, die die Uni abschließen, sollen hier gleich eine Firma gründen oder einen Job ergreifen. Nicht alles davon wird erfolgreich sein. Man fängt klein an, bekommt Geld, stellt Menschen an, meldet ein Patent an und so weiter.
Gregor Wick: Tirol soll sich zu einem Technologiestandort entwickeln. Wir wollen neue Projekte und Ideen so schnell wie möglich quantifizieren und umsetzen. Dabei ist es uns wichtig, nicht nur Dinge anzugehen, die die öffentliche Hand gerne hätte, sondern Dinge, bei denen wir einen Nutzen und Erfolg sehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zu den Personen
Bernhard Hofer ist Geschäftsführer von Cemit. Das 2007 gegründete Unternehmen machte in den letzten Jahren eine erfolgreiche Privatisierung durch und berät Firmen und Organisationen zu den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Innovation und vielem mehr.
Gregor Wick ist Geschäftsführer von Angios. Das Life-Science-Unternehmen machte vor einigen Jahren in Sachen Diabetes-Forschung von sich reden. Mittlerweile hat es seinen Tätigkeitsbereich erweitert und stellt unter anderem Organoide und Blutgefäße zur Medikamententestung her.