Clemens Schmid fährt seit zwei Jahren in der Deutschen-Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) und ist Instruktor bei Lamborghini. Die Welt des Motorsports hat der gebürtige Grieser bereits mit neun Jahren im Kart betreten. Heute fährt der Wipptaler auf den berühmtesten Rennstrecken der Welt und hat trotzdem noch Träume.
Clemens Schmid, als gebürtiger Wipptaler würde man Sie mehr dem Skisport zurechnen. Wie kam es denn zum Motorsport?
CLEMENS SCHMID: Meine Mutter wollte sogar, dass meine Schwester und ich Skirennläufer werden. Bei kalten Temperaturen und Schlechtwetter war ich allerdings nicht besonders motiviert. Da kam es gerade recht, dass es in Tirol damals eine Kart-Serie gab, in der mein Vater jemanden kannte, dessen Sohn dort fuhr. Von da an nervte ich meine Eltern so lange, bis ich auch einmal fahren durfte. Das war der Startschuss für meine Motorsportkarriere.
Was fasziniert Sie am Motorsport?
Seit meiner Kindheit bin ich Auto- und Motorsport begeistert - besonders Ferrari faszinierte mich schon immer. Deshalb war es immer mein Wunsch, beruflich irgendwas mit Autos zu machen. Ich dachte da eher an Autos verkaufen, als wie an Rennen fahren. Besseres konnte mir also nicht passieren, dass ich heute Rennfahrer und Instruktor bin.
Ist es ein Vor-, oder Nachteil, als Tiroler in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) am Start zu sein?
Sowohl als auch. Ein großer Vorteil ist schon, dass wir mit unserem Tiroler Schmäh und Dialekt bei den deutschen Nachbaren ganz gut ankommen. Auf der anderen Seite fährt mit Lukas Auer ein zweiter Tiroler in der DTM, dessen Name oft mit seinem Onkel, Gerhard Berger, in Verbindung gebracht wird und deshalb viel Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Aber die Vorteile, als Tiroler in Deutschland, überwiegen schon.
Sie fahren seit zwei Saisonen in der DTM für das Grasser Racing Team auf einem Lamborghini Huracan GT3 EVO. Als Laie würde man den Lamborghini stets als das schnellste Auto im Feld halten. Warum ist das nicht automatisch so?
Es gibt die „Balance of Performance“. Eine aufwändige Formel, die sicherstellt, dass alle Fahrzeuge in der Theorie gleich schnell sind. Deshalb fahren wir im Rennen statt 640 PS, mit 570 PS. Das funktioniert in der Praxis recht gut und so haben alle Autos im Feld eine faire Chance, vorne mitzufahren.
Was sind denn Ihre Ziele in der DTM?
Mein Ziel ist es, dass wir am Ende der Saison unter den besten zehn sind. Dazu sollte auch das ein, oder andere Podium möglich sein. Dass der Lamborghini sehr konkurrenzfähig ist, haben wir kürzlich in Oschersleben gesehen.
Welche Ziele in Ihrer persönlichen Laufbahn?
Nächstes Jahr nimmt Lamborghini am 24 Stunden Rennen von Le Mans teil. Das wäre schon ein großer Traum von mir, dort einmal zum Fahreraufgebot zu gehören. Le Mans ist nämlich – abgesehen von der Formel 1 – das Rennen mit der größten Bedeutung. Ich denke, meine Chancen stehen nicht ganz schlecht.
Sie sind schon viele Rennautos in unterschiedlichen Serien gefahren. Welche macht Ihnen am meisten Spaß?
Das ist sehr unterschiedlich. Der Lamborghini ist von seinem Fahrverhalten sicher das Auto mit dem meisten Rennfeeling, aber auch das schwierigste, aller GT-Autos die ich bisher gefahren bin. Die DTM ist für mich schon jene Serie mit der größten Herausforderung.
Autorennfahrer zu werden, ist für viele ein Traum. Welchen Tipp würden sie jemanden mit diesem Traum geben?
Der Kartsport ist extrem teuer geworden, deshalb würde ich jemanden mit diesem Traum das Simracing (Rennsimulation am PC) empfehlen, um in die Szene reinzukommen. Einen Fahrer in der DTM gibt es bereits, der es über Simracing geschafft hat.
Darüber hinaus bedarf es viel Konsequenz und Opferbereitschaft. Gerade in der Jugendzeit zwischen 16- und 20 Jahren muss man auf vieles verzichten, weil man kaum zu Hause ist und selten dazu kommt, mit Freunden auszugehen.
Wie sehen sie die Zukunft des Motorsports im Zeichen der Klimakrise?
Der Motorsport hat Zukunft, davon bin ich überzeugt. Besonders synthetische Kraftstoffe werden dazu beitragen, dass die Vernunft - in diesen schwierigen Zeiten - wieder Einzug hält.