Rudolf Flunger ist Inhaber und Geschäftsführer von Innspire Ventures. Heimischen Start-ups steht er sowohl als Berater als auch als Investor zur Seite. Wir haben nachgefragt, worauf es dabei ankommt.
Herr Flunger, welche Kriterien sind für Sie wichtig, um in ein Start-up zu investieren?
Ich glaube, für fast alle InvestorInnen sind sowohl die Idee als auch das Team dahinter die wichtigsten Kriterien. Persönlich setze ich dann noch einen speziellen Fokus auf digitale und technologische Lösungen mit möglichst hohem Skalierungspotenzial.
Welche Rolle spielen Sie dabei?
Im Idealfall ist es kein reines finanzielles Investment. Ich bin sehr daran interessiert, auch meine Erfahrungen in Strategie und Management sowie meine Kontakte weiterzugeben. Dabei empfinde ich einen offenen gegenseitigen Austausch auf Augenhöhe als sehr inspirierend.
Worin liegen dabei die größten Herausforderungen?
Als Manager ist man gewohnt, den Gewinn als Kompass zu nutzen. Bei frühphasigen Start-ups gibt es aber oft nicht einmal einen Umsatz oder ein fertiges Produkt. Sondern es geht zunächst einmal darum, einen sogenannten „Produkt-Market Fit“ zu entdecken. Herauszufinden, wie gut ein Produkt die Bedürfnisse eines bestimmten Marktes erfüllt, ist eine Reise mit offenem Ausgang, in der man als eine Art Forschungsabteilung agiert. Die kritischen Kennzahlen am Beginn von Start-ups lauten dabei: Wie viel gibt man monatlich aus und für wie viele Monate reicht das Geld? Dieses Umfeld war für mich als Investor neu und bedingt eine hohe Resilienz bei GründerInnen.
Gibt es Warnsignale, auf die man achten kann, soll oder muss?
Da würde ich zwei Dinge nennen: Zum einen jene GründerInnen, die nicht bereit sind, vollstes Risiko einzugehen und das Start-up als einen Nebenjob sehen. Zum anderen wiederum GründerInnen, die zu produktverliebt sind und sich scheuen, Kundenfeedback zu suchen, bevor das Produkt zu 100 Prozent ausgereift ist. Da ist die Gefahr sehr groß, dass man am Markt vorbei entwickelt. Zusammenfassend würde ich sagen, es braucht GründerInnen mit hundertprozentigem Engagement und gleichzeitig mit einer ausgeprägten 80/20-Mentalität.
Was ist Ihr bisher größtes Learning?
Meine ursprüngliche Idee war es, vor allem regional zu investieren. Aber sehr schnell wurde mir klar, dass es für meine Intentionen unausweichlich war, auch international zu investieren. Gleichzeitig habe ich mich aber auch immer gerne bei regionalen Initiativen engagiert – denn ich möchte mithelfen, die regionale Start-up Szene weiter zu stärken.
Welche Ratschläge haben Sie für (angehende) UnternehmerInnen, die Angel-Investments suchen?
- In Zeit investieren, um sich mit bestehenden Netzwerken vertraut zu machen. Dazu sind auch verschiedene Events in Tirol (z. B. Skinnovation in Innsbruck oder Business Angel Summit in Kitzbühel) sehr lohnend.
- Als Einstieg ins Investieren sind Investmentclubs oder auch Venture Capital Funds eine gute Möglichkeit.
- Nie vergessen: Es handelt sich um eine Anlageform mit höchstem Risiko. Totalausfälle sind Teil des Spiels und daher würde ich immer zu einer überlegten Risikostreuung raten.
Sehen Sie Potenzial in der Tiroler Gründerszene oder ist da noch Luft nach oben?
Ich denke, in den letzten fünf Jahren konnte man viele tolle Start-ups und auch Erfolgstories sehen. Auch mit den Universitäten und Fachhochschulen bietet sich ein guter Nährboden für Innovationen. Für meinen Geschmack war in der Vergangenheit da aber zu viel der Aufbauarbeit einiger weniger großartiger Initiativen geschuldet. Beispielhaft würde ich hier Hermann Hauser und die IECT Summer School, das pioneer:impact Programm vom Impact Hub, das MAD Accelerator Lab und das TBA Netzwerk nennen. Mit dem Health Hub Tirol sehe ich jetzt einen guten und interessanten neuen Ansatz, bei dem das Land Tirol gezielt Unterstützung für Start-ups bündelt. Ich würde mir wünschen, dass es im Sinne der Zukunft Tirols noch mehr solcher Initiativen gibt.
Zur Person:
Rudolf Flunger ist nach vielen Jahren des Aufenthalts im Ausland und bei globalen Unternehmen zurück in Innsbruck und Inhaber sowie Geschäftsführer von „Innspire Ventures“. Seit 2020 ist Flunger zudem als Investor in Start-ups tätig und nimmt zugleich auch eine beratende Rolle ein. Sein letztes Investment floss in das Tiroler Start-up „Crqlar“, das sich smarten Softwarelösungen im Hospitality Bereich verschrieben hat.