Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant. Zuletzt sorgte das neueste KI-Modell von Deepseek aus China für Aufsehen. Was dahinter steckt, erklärt Ivan Dukic vom Innsbrucker KI-Unternehmen Localmind.
Deepseek hat in den letzten Wochen für Furore gesorgt - und das aus mehreren Gründen: Zum einen bekommt OpenAI aus den USA ernsthafte Konkurrenz, und zwar aus China. Zum anderen bringt Deepseeks neues Modell R1 eine spannende Fähigkeit mit: „Reasoning“ – also die Fähigkeit, argumentativ zu denken und Schlussfolgerungen zu ziehen. Anders als herkömmliche KI-Modelle liefert R1 nicht einfach nur eine Antwort, sondern geht das Problem in mehreren Denkschritten an. „Solche Modelle machen dort Sinn, wo ein Problem komplex wird – zum Beispiel bei der Planung einer Japanreise, beim Programmieren oder bei mathematischen Aufgaben“, erklärt Dukic.
„Die beiden liegen in ihrer Leistung ziemlich nah beieinander. OpenAI hat vielleicht minimal die Nase vorn."
Allerdings ist Deepseek nicht allein mit dieser Technologie. Auch ChatGPT beherrscht „Reasoning“ in mehreren Modellen. „Die beiden liegen in ihrer Leistung ziemlich nah beieinander. OpenAI hat vielleicht minimal die Nase vorn“, meint Dukic. Der große Unterschied: Deepseeks Modell ist lizenzfrei nutzbar und gewährt damit auch Einblicke in die Programmierstruktur – ein entscheidender Vorteil für Entwickler und Forscher.
Eine Frage der Sicherheit
Die eigentliche Frage sei weniger, welches KI-Modell besser sei, sondern wem man mehr vertraue, meint Dukic: „Es geht darum, wem man zutraut, eine neutrale, demokratische KI zu betreiben. Bei China weiß man, dass der Staat erheblichen Einfluss hat.“ Grundsätzlich gilt aber für beide Anbieter: Wer die kostenlose oder Online-Version nutzt, gibt seine Daten preis. Diese werden dann genutzt, um die KI weiter zu trainieren.
„Es geht darum, wem man zutraut, eine neutrale, demokratische KI zu betreiben."
Gerade bei sensiblen oder firmeninternen Informationen ist daher Vorsicht geboten – hier sind hausinterne KI-Systeme und lokale Server gefragt. In Europa sorgen Datenschutzgesetze dafür, dass Datenmissbrauch erschwert wird. „Server müssen in Europa datenschutzkonform betrieben werden. Man kann sich einen Server auch selbst ins Haus holen – aber das fängt bei 30.000 Euro an“, erklärt Dukic.
Was kommt noch?
Wer glaubt, dass KI bald an ihre Grenzen stößt, liegt nur zum Teil richtig. Das Niveau der Intelligenz ist bereits beeindruckend hoch. „Die ersten 80 bis 90 Prozent der Leistungsfähigkeit wurden extrem schnell erreicht“, sagt Dukic. „Jede weitere Verbesserung ist nun deutlich schwieriger. Während sich der Fortschritt bei der Kernintelligenz verlangsamt, entwickeln sich die Anwendungsmöglichkeiten rasant weiter. Ein spannendes Thema sind derzeit sogenannte KI-Agenten: „Dabei werden mehrere KI-Modelle so miteinander verknüpft, dass sie miteinander kommunizieren und gemeinsam zu neuen Erkenntnissen kommen“, erklärt Dukic. Eine weitere Entwicklung sind KI-Systeme, die selbstständig Computer bedienen können. „Das wird bereits getestet, ist aber noch extrem teuer, weil es enorme Rechenleistung erfordert“, sagt Dukic.