1948 als Sägewerk in Imst gegründet, zählt Pfeifer Holz heute zu den erfolgreichsten Unternehmensgruppen Tirols und zu den größten Pelletsherstellern Österreichs. Michael Pfeifer, Geschäftsführer der Pfeifer Holding, über Holz als Rohstoff der Zukunft, das Überleben der Krise und Investitionspläne.
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür, in der die Leute wieder vermehrt heizen. Wie wichtig sind inzwischen Herbst und Winter für Pfeifer?
MICHAEL PFEIFER: Wir waren 1997 eine der ersten Firmen in Österreich, die ein Pelletswerk gebaut hat. Nebenprodukte wie Sägespäne und Hackschnitzel, die in den Herstellungsprozessen anfallen, werden zu Pellets und Holzbriketts weiterverarbeitet. Bei Pfeifer wird Holz komplett verwertet. Das Geschäft mit Biobrennstoffen wird für uns immer wichtiger. Wir erwirtschafteten knapp 20 Prozent des letzten Gruppenumsatz (630 Millionen Euro, Anm.) im Energiesektor. Wir produzieren in unseren Werken nicht nur Pellets und Holzbriketts, sondern betreiben auch an allen Sägewerks-Standorten Biomasseheizkraftwerke und speisen Strom in das öffentliche Versorgungsnetz ein. Holz ist definitiv einer der bedeutendsten Energieträger der Zukunft. Im Winter wird natürlich mehr geheizt als im Sommer, das heißt, der Hauptabsatz ist von September bis März. Inzwischen greifen aber auch Wellness-Hotels, Autohäuser, Gärtnereien, Gewerbebetriebe bis hin zur Kirche auf Pellets zurück. Ein Großteil unserer Kunden lagert die Pellets im Sommer ein, weshalb wir das ganze Jahr unsere Pellets ausliefern.
Welches sind Ihre wichtigsten Absatzmärkte für Pellets?
Österreich und Italien. In Österreich verkaufen wir ca. 90.000 Tonnen pro Jahr – nach Italien exportieren wir jährlich rund 75.000 Tonnen Pellets. Die Italiener entdeckten Holz als Energieträger zwar erst spät, aber seit dem Jahr 2000 geht die Absatzkurve steil nach oben. Sie verheizen etwa drei Millionen Tonnen an Pellets im Jahr. Österreich verbraucht eine Million Tonnen Pellets im Jahr.
Wo setzt Pfeifer generell seine Produkte ab?
Als Gruppe beliefern wir insgesamt 90 Länder. Unsere Kernmärkte sind Deutschland, Italien, Österreich, die Schweiz, Spanien und Frankreich. In diesen sechs Ländern erwirtschaften wir rund 80 Prozent unseres Umsatzes. Wir beliefern mit unseren Schalungs- und Holzbauprodukten sowie unserem Schnittholz den Holzhandel, Baustoffhandel und Palettenproduzenten. Unsere Pellets und Holzbriketts liefern wir an Baumärkte, den Brennstoffhandel und an Lebensmittelketten. Vor zwei Jahren war die Türkei noch ein sehr interessanter Handelspartner für unsere Schalungsprodukte. Mittlerweile ist das Geschäft dort völlig eingebrochen.
2016 war für Pfeifer generell ein Jahr des Wachstums: Der Umsatz konnte gesteigert werden, ein Werk wurde aufgekauft und Investitionen an verschiedenen Standorten wurden getätigt. Kann man daraus schließen, dass es in der Holzindustrie dzeit gut läuft?
Im Moment kann man sicher sagen, dass die Stimmung positiv ist. Es wird immer mehr mit Holz gebaut. Wir haben aber natürlich auch die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 gespürt. In diesen Zeiten muss man die Produktionen zurücknehmen und Kosten einsparen. Wir bei Pfeifer haben den Vorteil, mehrere Standbeine zu haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir bereits vor der Krise gut aufgestellt waren, wir haben sehr gute und motivierte Mitarbeiter – das ist wichtig für ein Unternehmen. Einige wichtige Märkte sind in den Krisenjahren komplett weggebrochen.
Welche zum Beispiel?
2007 haben wir 1.000 Lkw-Ladungen Schalungsprodukte nach Spanien verkauft, 2009 waren es nur noch 80! Auch Italien war in den letzten Jahren sehr schwierig, dort hatten wir Einbußen von bis zu 40 Prozent. Viele Baufirmen und Baustoffhändler sind in Konkurs gegangen. Deshalb ist es für uns auch so wichtig, verschiedene Länder zu beliefern. Die Märkte in Mitteleuropa, speziell die südlichen Länder, haben in den letzten zwei Jahren wieder angezogen. Es wird wieder mehr gebaut, und das spüren wir. Die Holzbranche ist immer in Bewegung. Einige Unternehmen in der Holzbranche hatten in diesen schwierigen Jahren wirtschaftliche Probleme bekommen. Wir haben in der Krise eine Chance ergriffen und im vergangenen Jahr ein Werk in Tschechien (Chanovice) mit rund 350 Mitarbeitern von einem unserer Mitbewerber übernommen.
Wo sehen Sie die Herausforderungen in der Branche?
Unter anderem im Personalbereich. Es fehlen Facharbeiter. Wir bilden unsere Facharbeiter in den verschiedenen Bereichen selbst aus: in technischen Lehrberufen, wie Holz-, Elektro- und Metalltechniker, aber auch im kaufmännischen Bereich. Derzeit haben wir in unserem Unternehmen 25 Auszubildende beschäftigt. Früher war die Holzbranche durch die Tätigkeit in den Sägewerken geprägt von harter körperlicher Arbeit, heute haben wir hochmoderne Anlagen, die alle mittels EDV-Unterstützung produzieren. Diese zu bedienen, erfordert eine ausgiebige Ausbildung. Weitere Themen sind die hohen Lohnnebenkosten und die zunehmende Bürokratie – Genehmigungsverfahren dauern in Österreich einfach zu lange. Auch flexiblere Arbeitszeiten wären für unsere Branche enorm wichtig. Wir stellen Holzbauprodukte her, viele sind Sonderanfertigungen. Wir produzieren im Winter weniger, da in dieser Jahreszeit weniger gebaut wird. Dafür erhöhen wir unsere Produktionen im Frühjahr und Sommer. Die Mitarbeiter sind dazu bereit, sich danach zu richten. Es müsste ihnen nur auch ermöglicht werden.
Pfeifer verfügt neben den Standorten in Imst und Kundl über zwei weitere in Tschechien und vier in Deutschland. Wo sehen Sie im Vergleich die Stärken des Wirtschaftsstandorts Tirol?
Was für uns branchenbedingt natürlich ein Riesenthema ist, ist der Rohstoff. Pro Sekunde entsteht in Österreich ein Kubikmeter Holz. Der Wald in Österreich wächst um 5.500 Fußballfelder pro Jahr – es wächst somit mehr Holz nach, als geerntet wird. Somit haben wir auch genügend Rohstoff für die nächsten Generationen. Die Verfügbarkeit des Rohstoffs und die kurzen Wege sind sicher von Vorteil. Speziell in der Holzindustrie profitieren wir zudem von der Nähe zu Italien. Die österreichische Holzindustrie ist nach dem Weltkrieg in den fünfziger bis siebziger Jahren mit der italienischen Wirtschaft mitgewachsen. Das liegt daran, dass es in Italien außer in Südtirol sehr wenig Holzindustrie gibt. Was Tirol noch auszeichnet, sind die guten Mitarbeiter. Wir verfügen über sehr fleißige Mitarbeiter, die flexibel und auch bereit dazu sind, einmal länger zu arbeiten, wenn es erforderlich ist. Grundsätzlich kann man auch sagen, dass der gute Branchenmix in Tirol eine Stärke ist: Tirol hat einen starken Tourismus, Handel und eine starke Industrie. Das ist sehr wichtig für die Region.
Wo könnte sich Österreich, speziell Tirol, an den anderen beiden Ländern orientieren?
Im Bereich der Lohnnebenkosten sind wir in Deutschland viel besser aufgestellt. Auch die Genehmigungsverfahren werden in Deutschland viel schneller abgewickelt. Das war nicht immer so. In Österreich waren wir vor 20 Jahren noch schneller als in Deutschland. Da muss Österreich aufholen. Will man als Industriebetrieb wachsen, benötigt man natürlich Fläche, die hierzulande begrenzt und daher teuer ist. Industriegrund in Tirol kostet 180 Euro pro Quadratmeter, in unserem Produktionsstandort in Lauterbach in Deutschland liegen wir unter 20 Euro pro Quadratmeter. Darum haben wir in den letzten Jahren auch in Deutschland investiert.
Sie haben davor die Veränderung der Produktionsanlagen angesprochen. Wie geht Pfeifer mit dem Thema Digitalisierung und können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Das Thema Industrie 4.0 ist in den letzten zwei Jahren verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Wenn ich aber zurückdenke, so hat die Automatisierung schon viel früher Einzug gehalten. In den letzten zwanzig Jahren wurde laufend in technische Anlagen investiert. Was wir vermehrt spüren, ist die digitale Vernetzung zwischen Mensch, Maschine und Produktionsanlage.
Inwiefern?
Ich kann heute zum Beispiel viel schneller auswerten, ob es Stehzeiten in der Produktion gibt, und entsprechend reagieren und die Anlagen noch effizienter aufeinander abstimmen. Um herauszufinden, wie wir die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll nutzen zu können, haben wir eine interne Gruppe „Pfeifer 4.0“ aufgestellt. Sie besteht aus Mitarbeitern aus den unterschiedlichen Abteilungen, die sich zweimal im Jahr treffen, um sich über Chancen und Risiken der Digitalisierung sowie Ideen auszutauschen. Denn jene Mitarbeiter, die die Anlagen auch tatsächlich bedienen bzw. betreuen, haben oft die besten Ideen. Wichtig ist im Umgang mit den großen Datenmengen, Prioritäten zu setzen. Denn wie im Privaten so gibt es auch in der Geschäftswelt eine Informationsflut. Irgendwann sind Datenmengen nicht mehr zu bewältigen. Das ist ein Thema, das die Unternehmen beschäftigt.
Pfeifer hat nicht nur in Tirol, sondern in ganz Österreich und außerhalb starke Konkurrenten. Wie bleibt das Unternehmen wettbewerbsfähig?
Den Konkurrenzdruck hat es in der Holzbranche immer schon gegeben – nicht nur in Österreich, sondern auch von anderen Ländern in Europa. Ich sehe das positiv. Man darf als Unternehmen nie stehen bleiben. Wir betreiben Forschung, Entwicklung sowie Innovation und arbeiten mit Schulen und Institutionen zusammen, zum Beispiel mit Holzforschung Austria in Wien oder dem Holzbaulehrstuhl an der Uni Innsbruck. Man muss immer am Ball bleiben, den Markt beobachten, Trends erkennen und nicht zuletzt laufend investieren.
Ist es da ein Vor- oder Nachteil, als Familienunternehmen geführt zu sein?
Ich sehe es als Vorteil. Man setzt Entscheidungen schneller um. Das ist auch für die Mitarbeiter wichtig. Das Um und Auf sind klare Strukturen und eine klare Aufgabenteilung. Auch Krisenzeiten, glaube ich, bewältigen Familienunternehmen besser, weil es sich um das eigene Unternehmen handelt und man das ganze Herzblut hineinsteckt.
Welche Pläne hat Pfeifer für die Zukunft?
Wir haben in den vergangenen fünf Jahren an unseren Produktionsstandorten kräftig investiert: insgesamt 40 Millionen Euro. In Imst und Kundl werden heuer beispielsweise rund 15 Millionen Euro in die Optimierung der Produktionsanlagen bzw. Infrastruktur investiert. An unserem Standort in Schlitz in Deutschland bauen wir ein neues Brettsperrholzbauwerk, das Ende 2018 in Betrieb gehen soll. Auch für den Produktionsstandort Chanovice ist ein Investitionsprogramm in Umsetzung. Unser Ziel für das Geschäftsjahr 2017 ist ein Gruppenumsatz von 650 Millionen Euro.
Zur Person
Michael Pfeifer wurde 1969 geboren und wohnt in Imst. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters und ließ sich von 1985 bis 1988 zum Holztechniker ausbilden. 1992 hat er die Verkaufsleitung in Imst übernommen. 2001 trat Michael Pfeifer in die Geschäftsführung der Pfeifer Holz ein. Seit der Gründung der Pfeifer Holding im Jahr 2009 ist er in der Geschäftsführung (CEO) der Pfeifer Holding GmbH gemeinsam mit seinem Cousin Clemens Pfeifer (CTO) und Ewald Franzoi (CFO).
Die Pfeifer-Gruppe
- Als Sägewerk im Jahr 1948 von Barbara Pfeifer gegründet und heute von der dritten Generation der Familie geführt
- Insgesamt 8 Standorte in Österreich (Imst und Kundl), Deutschland (Schlitz, Lauterbach, Unterbernbach, Uelzen) und Tschechien (Chanovice, Trhanov)
- 1.800 Mitarbeiter, Gruppenumsatz 2016: 630 Mio. Euro.
- Hauptzentrale: Imst4.000 Kunden in 90 Ländern