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AMS-Vorstand klärt auf

Die leichten Zeiten sind vorbei

Der AMS-Vorstand Johannes Kopf sieht noch Potenzial im österreichischen Arbeitsmarkt.
AMS-Vorstand klärt auf

Die leichten Zeiten sind vorbei

Der AMS-Vorstand Johannes Kopf sieht noch Potenzial im österreichischen Arbeitsmarkt.

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AMS-Vorstand Johannes Kopf stellte bei einem Treffen der Tiroler Adlerrunde die veränderte Arbeitswelt in den Mittelpunkt. Er thematisierte Potenziale und unternehmerische Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderung.

„Der Fachkräftemangel bremst das Wachstum und gefährdet den sozialen Wohlstand im Land“, beschreibt Christian Handl, der Präsident der Adlerrunde, die aktuelle Lage in Österreich und teilt damit wohl die Sorge vieler Tiroler UnternehmerInnen. Antworten auf diese Herausforderung fand der aus Wien angereiste AMS-Vorstand Johannes Kopf beim Treffen der Tiroler Adlerrunde am Firmenstandort von MS Design in Roppen.

Unter dem Titel „Vorbei sind die leichten Tage der Personalarbeit: Der Arbeitsmarkt in Bewegung“, berichtete der Arbeitsmarktexperte den Mitgliedern der Adlerrunde und den erstmals bei einer Adlerrunde anwesenden VertreterInnen der Presse über die aktuelle Lage, noch versteckte Potenziale und Zukunftsaussichten, aber auch über mögliche Strategien für UnternehmerInnen, in schwierigen Zeiten MitarbeiterInnen zu finden.

Ost-West Gefälle

Ein aktuelles Problem in Österreich ist laut dem Experten vor allem die schwierige überregionale Vermittlung, etwa von Wien nach Tirol. Dies führt dazu, dass das Bundesland Wien die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote des Bundes hat, da dort die Zuwanderung am stärksten ist. Zum Vergleich: In Tirol liegt die Arbeitslosenquote 2023 bei 3,9 Prozent, in Wien bei 10,6 Prozent und im Österreichschnitt bei 6,4 Prozent. „Diese massiven Unterschiede sind eine große Herausforderung“, erklärt Kopf.

Tiroler Adler Begrüßung Christian Handl cFranz Oss

Christian Handl, Präsident der Alderrunde, teilt die Sorge vieler UnternehmerInnen um stagnierendes Wachstum durch den Fachkräftemangel.

Potenzial vorhanden

Positiv seien paradoxerweise aber die Versäumnisse der Vergangenheit. So gäbe es in Österreich noch Potenzial, Arbeitskräfte zu generieren, beispielsweise wie es durch die Anhebung des Frauenpensionsalters mit Beginn des Jahres 2024 geschehen ist. Auch im Ausbau der Kinderbetreuung sieht der AMS-Vorstand eine große Chance: „Wenn ich eine einzige Maßnahme setzen könnte, dann wäre es die flächendeckende ganztägige Kinderbetreuung.“ Weitere Potenziale seien darüber hinaus: längeres Arbeiten, mehr Frauenbeschäftigung, mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland, Integration von Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Höherqualifizierung der eigenen Belegschaft, Lehrlingsausbildung sowie Automatisierung und künstliche Intelligenz.

ArbeitnehmerInnen finden

Diese Potenziale gelte es als Unternehmen zu nutzen, betont Kopf. Etwa, indem Stellenausschreibungen auf die Bedürfnisse von alleinerziehenden Frauen zugeschnitten werden. „Wer ausschließlich Vollzeitstellen ausschreibt oder die Ausschreibungen nicht mit Kinderbetreuungszeiten vereinbar sind, werden sich Frauen nicht bewerben“, verdeutlicht er seinen Standpunkt. Auch bei der ungewollten Altersdiskriminierung müssen sich Unternehmen an die eigene Nase fassen. In einem fiktiven Bewerbungsverfahren des AMS konnte nachgewiesen werden, dass ältere Arbeitssuchende deutlich seltener die Chance auf ein Vorstellungsgespräch erhalten. „Die meisten Unternehmen suchen inländische Männer unter 50 Jahren mit Berufserfahrung und ohne gesundheitliche Einschränkungen“, weiß Kopf. Diese Beschreibung treffe aber nur auf rund acht Prozent der BewerberInnen beim AMS zu.

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Der AMS-Vorstand schätzt die zukünftige Entwicklung am Arbeitsmarkt leicht positiv ein.

Arbeit von morgen

„Die Schlussfolgerung, dass alle Jugendlichen faul sind, ist falsch“, räumt Kopf auf. Die aktuelle Situation zugunsten der ArbeitnehmerInnen sei zudem „eine reine Frage des Marktgleichgewichts“. Für die Zukunft der Arbeit nennt der AMS-Vorstand vier Schlagworte: flexibler, digitaler, internationaler und ökologischer. Zudem gehe es um eine Sinn-Ökonomie: „Wir haben verlernt, den Sinn einer Arbeit zu vermitteln. Hier muss wieder mehr investiert werden“, ist er überzeugt.

Auch Christian Handl zeigt sich überzeugt, dass es neben sinnvollen politischen Entscheidungen auch auf die Initiative jedes einzelnen Unternehmens ankommt und plädiert: „Und ja, auch die Arbeitgeber müssen flexibler und innovativer werden. Jammern bringt uns nicht weiter.“

22. Mai 2024 | AutorIn: Barbara Kluibenschädl | Foto: Franz Oss, Barbara Kluibenschädl

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