Tiroler Landwirtschaft
Direktvermarktung als Existenzsicherung
Tiroler Landwirtschaft
Direktvermarktung als Existenzsicherung
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Der erste Genussgipfel 2025 der Tiroler-Direktvermarkter stand im Zeichen der Mitglieder und ihre Leistungen. Dabei wurde klar: Der Verkauf bäuerlicher Produkte hat längst einen festen Platz in der kleinstrukturierten Landwirtschaft Tirols.
Die heimische Landwirtschaft zählt rund 12.000 Betriebe – etwa 4.000 davon sind auch in der Direktvermarktung aktiv. „Unsere bäuerlichen Betriebe sichern damit nicht nur Einkommen und regionale Wertschöpfung, sondern stehen auch für Stabilität und Zukunftsfähigkeit in der Lebensmittelversorgung“, so Wendelin Juen, Fachbereichsleiter der Tiroler Landwirtschaftskammer. Ein Blick auf den Jahresumsatz zeigt: Mit 126 Millionen Euro hat sich die Direktvermarktung zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor gemausert. „Der wichtigste Sektor ist dabei sicher der Milchbereich und die Milchveredelung.“ Auch der Fleischbereich sei sehr stark, gefolgt von Gemüse, Obst, Apfelsaft, Eier, Erdäpfel – bis hin zu Schnaps und Honig.
Diese Vielfalt trägt zur wirtschaftlichen Stabilität vieler Höfe bei: Etwa 1.000 Betriebe erwirtschaften bereits mehr als die Hälfte ihres Einkommens durch Direktvermarktung – einige bestreiten sogar ihren gesamten Lebensunterhalt damit. Die regionale Vermarktung stärkt die Wertschöpfung direkt am Hof und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung bäuerlicher Existenzen. Das zeigt Wirkung: In Tirol ist die Zahl der Hofauflösungen deutlich niedriger als in anderen Regionen – etwa im östlichen Österreich oder im benachbarten Bayern.
Qualität als Verkaufsargument
Für den Kauf bäuerlicher Produkte aus Tirol spreche vieles, wie Michael Jäger, Landesobmann des Verbandes der Tiroler-Direktvermarkter betont: „Im Vordergrund steht die Qualität unserer Produkte: Wir wollen diese transparent herstellen und dadurch Vertrauen schaffen.“ Ein Anspruch, der in einer zunehmend globalisierten Welt stark an Bedeutung gewinne. Gerade in unsicheren Zeiten sei es für KonsumentInnen ein großer Vorteil, zu wissen, woher ein Produkt stammt und wie es hergestellt wurde. „Ich glaube genau das ist ein wesentlicher Punkt, warum wir in diesem Markt auch eine große Zukunft haben“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.
Dass Tirols DirektvermarkterInnen nicht nur regional, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich sind, zeigt sich seit der Gründungsveranstaltung am 15. Mai 2023. „Nach zweieinhalb Jahren zählen wir mittlerweile 512 Mitglieder“, so Jäger, der selbst als Direktvermarkter tätig ist. Beim ersten Genussgipfel wurden nun jene Betriebe vor den Vorhang geholt, die in den letzten zwei Jahren bei nationalen und internationalen Wettbewerben besonders erfolgreich waren: Insgesamt waren es 35 heimische Betriebe und 230 Produkte aus Tirol – darunter Martin Grüner von der Goas-Käserei in Obergurgl, Wulf Ligges vom Ligges-Obstbau in Flaurling sowie Renate und Johannes Kammerlander vom Oberfasser in Westendorf.
Nachhaltiger Trend mit Zukunft
Die Direktvermarktung entwickelt sich stetig weiter – nicht nur bei den Produkten, sondern auch in der Art, wie sie angeboten und vertrieben werden. „Die Absatzkanäle sind vielfältiger geworden. KonsumentInnen kommen heute viel leichter an das Angebot“, erklärt Juen. Klassische Hofläden, Bauernmärkte und Verkaufsautomaten bilden nach wie vor das Rückgrat der Vermarktung. Gleichzeitig gewinnen aber auch Zustellservices und digitale Vertriebsformen zunehmend an Bedeutung. Mit der Plattform „entdecke.at“ wurde darüber hinaus ein digitales Schaufenster geschaffen, das gezielt auf DirektvermarkterInnen in der Umgebung aufmerksam macht.
Trends zeichnen sich aber auch beim Einkaufsverhalten ab: Die Zielgruppe reicht heute über alle Altersgruppen hinweg, besonders aber junge Familien würden verstärkt zu regionalen Produkten greifen. „Sie haben oft ein knappes Budget, legen aber großen Wert auf Ernährungsbewusstsein – und kaufen daher umso bewusster bei den Direktvermarktern ein“, sagt Juen. Und während vor allem im städtischen Raum – insbesondere entlang der Inntalfurche – der Absatz bisher sehr gut funktioniere, rücken verstärkt auch Gastronomiebetriebe den Fokus auf regionale Produkte: „Es gibt durchaus Betriebe, die bis zu 100.000 Euro im Jahr für Erdäpfel, Fleisch, Käse, Wurst und andere Erzeugnisse aus der Direktvermarktung ausgeben."





