Viele Start-ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen GründerInnen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: Atemlust.
Offiziell gibt es das Start-up Atemlust noch gar nicht. Die Gründung stehe aber unmittelbar bevor, erklären Martin Lechner und Carina Mayr gegenüber top.tirol. Sie bilde die Grundlage für den Einstieg in die Serienproduktion und die strategische Skalierung. Das langfristige Ziel sei es jedenfalls, ein System zu etablieren, das auf verschiedenste Düfte zurückgreifen sowie jederzeit „mitdenken“ oder „mitfühlen“ kann und dementsprechend den Duft an die Umgebung anpasst.
Beim Startup.Tirol Demo Day im Februar 2025 hatte Atemlust seine Innovation erstmals einem breiten Publikum präsentiert – mit durchweg positiver Resonanz und vielversprechenden neuen Kontakten in der Branche, berichtet Lechner.
Martin Lechner (li.) und Carina Mayr (re.) wollen mit Atemlust frischen Wind in die Welt der smarten Raumbeduftung bringen.
Problem
In Hotels, Spas und Wellnessbereichen spielt das Raumklima eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden der Gäste – dabei wird ein entscheidender Aspekt oft unterschätzt: der Duft. Zwar gibt es zahlreiche Systeme zur Raumbeduftung, doch viele davon sind wartungsintensiv, schwer zu integrieren oder liefern nur unbeständige Ergebnisse.
Hinzu kommt, dass in der Praxis meist keine sinnvolle Verbindung zwischen der Lüftungsanlage und der Duftverteilung besteht. Die Folge: Unregelmäßige Duftverteilung, hoher Personalaufwand und keine echte Kontrolle über das Raumerlebnis.
Lösung
Genau hier setzen Lechner und Mayr – beide seit über 20 Jahren in der Lüftungsbranche aktiv – an. Sie wollen smarte Duftsysteme entwickeln, die sich gezielt in bestehende Lüftungskonzepte integrieren lassen – mit minimalem Wartungsaufwand und maximaler atmosphärischer Wirkung.
Kernstück ist eine elektronische Duftsäule mit LED-Farbbeleuchtung, die mit einer eigens entwickelten Duftdatenbank vernetzt werden soll. Diese könnte dann dafür sorgen, , dass sich das System automatisch an Raumklima, Nutzung und Füllstand anpasst – für ein gleichbleibendes Dufterlebnis über bis zu ein Jahr, ganz ohne manuelle Justierung. Beduftet werden können Räume zwischen 20 und 200 Quadratmetern, je nach Luftstrom und Positionierung.
Im Einsatz in Tiroler Hotels: Eine Atemlust-Säule sorgt für stimmungsvolle Atmosphäre und angenehmen Raumduft.
Die Säule misst 48 Zentimenter in der Höhe bei einer Grundfläche von 14,5 Mal 14,5 Zentimenter, wiegt ca. drei Kilogramm (ohne Duftstoff) und kommt inklusive Stromadapter, Gravurabdeckung und einem Duftstoff (0,4 Liter). Zur Auswahl stehen Sorten wie Zirbe, Energie, Blutorange, Vanille und Lavendel. Der Preis liegt je nach Duft zwischen 980 und 1.400 Euro netto, zudem arbeite das Team aktuell an einem Abo-Modell.
Die bisherigen Geräte werden in Kleinserien mit einem hauseigenen 3D-Drucker produziert, der mit Solarstrom betrieben wird. Ziel sei es, so das Team, Produktionswege zu verkürzen, Lieferaufwand zu minimieren und gleichzeitig ein hochwertiges Dufterlebnis zu gewährleisten.
Simon Fuger von Inncubator Innsbruck (re.) unterstützt das Gründerteam von Atemlust bei der Weiterentwicklung ihrer Idee.
„Durch die additive Fertigung und unsere technische Erfahrung konnten wir neue Ideen umsetzen“, erklärt Lechner. Die Kombination aus Industrie 4.0, Digitalisierung und energieeffizienter Produktion sei jedenfalls ein zentrales Merkmal des Unternehmens.
Ausblick
Der nächste große Entwicklungsschritt sei laut Lechner bereits in Arbeit: eine Beduftungssäule, die direkt an die Zuluftleitung einer Lüftungsanlage angeschlossen wird. Diese Version soll nicht nur funktional, sondern auch dekorativ sein – als sichtbares Raumelement. „Wir fangen dort an, wo andere aufhören – direkt am Zuluftauslass“, heißt es auf der Website des Unternehmens.