Das EU-Parlament hat gestern endlich heiße Eisen angegriffen: Veggie-Burger und Gemüse-Schnitzel dürfen nicht mehr so heißen, weil es den Menschen an Mündigkeit fehlt, den Unterschied zu erkennen – oder so.
Am 8. Oktober 2025 sprach das EU-Parlament allen KonsumentInnen in europäischen Supermärkten jeglichen Menschenverstand ab: Veggie-Burger und Gemüse-Schnitzel dürften, wenn es nach der Meinung eines Großteils der EU-ParlamentarierInnen geht, in Zukunft nicht mehr so heißen. Die Begriffe sollen ausschließlich jenen Produkten vorbehalten bleiben, die tatsächlich Fleisch enthalten. Alles andere würde zu Verwirrungen und Missverständnissen führen. So könnte bei der ein oder anderen Kundschaft ein Produkt im Einkaufskorb landen, auf dem zwar beispielsweise Schnitzel draufsteht, aber kein Schnitzel drin ist. Gott bewahre!
Sieht man nun mal von der Tatsache ab, dass das Verbot aus jener Ecke gestützt wurde, die sich meistens, teilweise berechtigt, gegen jede Sprachregelung sträubt, ist man zumindest verwundert darüber, dass die Maßnahme als Schutz der heimischen Landwirtschaft kaschiert wird. Was wird sich ein heimischer Bauer denken, der Soja oder Hafer produziert und dem ursprünglich gesagt wurde, dass sich das lohnen wird, weil daraus Hafer-Milch oder ein Soja-Schnitzel hergestellt werden?
Sprachliche Verwirrung
Sei’s drum: Das einzige Argument, das stichhaltig bleibt, ist jenes der Sprachverwirrung. Ein Veggie-Burger ist kein Burger, weil kein Fleisch. Gemüse-Schnitzel ein Widerspruch in sich, weil kein Schnitzel. Ist doch klar.
Was sollen die oben erwähnten KonsumentInnen aber in Zukunft in der Warteschlange an der Kassa von der WC-Ente denken? Dürfen sie ihre Kinder mit Katzenzungen oder Gummibärchen überraschen? Schweineohren zubereiten? Handschuhe stricken? Ein Taschenbuch kaufen – was soll das denn bitte sein? Das könnte ja zu Kopfkino führen. Und da haben wir noch gar nicht über Fruchtfleisch und Fleischkas gesprochen oder die vermutlich verwandte Fleischtomate. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Die ersten Schritte sind aber bekanntlich die schwersten.