Am 25. Oktober 2025 ist Equal Pay Day in Österreich. In Tirol zeigt sich: Frauen verdienen im Schnitt deutlich weniger als Männer – mit einer Lohnlücke von über 12 %.
Der Equal Pay Day macht jährlich sichtbar, wie groß die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen tatsächlich ist. In Tirol fällt dieser symbolische Tag im Jahr 2025 auf den 25. Oktober – acht Tage später als im österreichischen Schnitt. Das bedeutet: Tirolerinnen arbeiten heuer rechnerisch 68 Tage unbezahlt, bis sie auf das durchschnittliche Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen kommen. Die Lohnschere klafft damit im Bundesländervergleich weiterhin deutlich auseinander.
Die aktuellen Zahlen unterstreichen diese Ungleichheit. Während Männer in Tirol im Schnitt ein Bruttojahreseinkommen von 60.957 Euro erzielen, liegt das durchschnittliche Einkommen von Frauen bei lediglich 49.646 Euro. Die Differenz von 11.311 Euro entspricht einer bereinigten Lohnlücke von 18,6 % – ohne Teilzeiteffekte. Damit ist klar: Selbst bei vergleichbarer Arbeitszeit und Qualifikation besteht ein erheblicher Einkommensunterschied, der sich Jahr für Jahr aufsummiert.
Warum Tirol besonders betroffen ist
Der Equal Pay Day basiert auf den aktuellen Lohnstatistiken von Statistik Austria und bildet die durchschnittliche Einkommensdifferenz aller unselbstständig Beschäftigten ab. Während die landesweite Lücke 2023 bei 12,18 % lag, zeigt sich in Tirol ein deutlich höheres Gefälle. Gründe dafür liegen in der nach wie vor starken geschlechtsspezifischen Aufteilung des Arbeitsmarkts: Frauen sind häufig in schlechter bezahlten Branchen wie Pflege, Einzelhandel oder Bildung tätig, seltener in Führungspositionen vertreten und übernehmen zusätzlich den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit.
Diese strukturellen Ungleichheiten wirken sich direkt auf Einkommen, Karrierechancen und langfristige soziale Absicherung aus. Besonders deutlich wird dies etwa bei der Altersvorsorge: Geringere Erwerbseinkommen bedeuten automatisch auch geringere Pensionsansprüche – mit erhöhtem Risiko für Altersarmut, vor allem bei Alleinerziehenden oder alleinlebenden Frauen.
Sichtbare Aktionen gegen unsichtbare Ungleichheit
Auch in diesem Jahr wurde die Lohnungleichheit in Tirol nicht nur statistisch, sondern auch öffentlich sichtbar gemacht. In Innsbruck wurde mit Informationsmaterial und Gesprächen auf die anhaltende Benachteiligung aufmerksam gemacht. Dabei stand besonders die Forderung nach mehr Lohntransparenz und einer gerechteren Verteilung unbezahlter Sorgearbeit im Zentrum. Der Hinweis ist klar: Solange zentrale Aufgaben wie Kinderbetreuung und Pflege überwiegend von Frauen übernommen werden – oft unbezahlt –, bleiben faire Erwerbsmöglichkeiten und Einkommen außer Reichweite.
Ein Hoffnungsschimmer kommt aus Brüssel: Die neue EU-Lohntransparenzrichtlinie soll mehr Offenheit bei Gehaltsangaben schaffen und Unternehmen verpflichten, geschlechtsspezifische Unterschiede offenzulegen. Das Ziel: gleiche Bezahlung für gleiche oder gleichwertige Arbeit – ein Prinzip, das in Tirol bislang noch zu oft Theorie bleibt.
Fazit: Der Equal Pay Day bleibt ein notwendiger Gradmesser
Der Equal Pay Day 2025 zeigt einmal mehr: In Tirol ist die Gleichstellung am Arbeitsmarkt noch lange nicht erreicht. Mit einer Lohnlücke von 18,6 % zählt das Bundesland zu den Schlusslichtern in Österreich. Die Ursachen sind bekannt – nun braucht es konkrete Maßnahmen, um die Schere nachhaltig zu schließen.
Wer gleiche Leistung erbringt, muss auch gleich bezahlt werden. Der 25. Oktober ist daher nicht nur ein symbolischer Tag, sondern ein Aufruf zum Umdenken – in Betrieben, in der Gesellschaft und in der Politik.