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Bernhard Aichner im Interview

„Es braucht Herz, nicht nur Bytes“

Mit der Thriller-Trilogie „Totenfrau“ gelang Bernhard Aichner 2014 der internationale Durchbruch.
Bernhard Aichner im Interview

„Es braucht Herz, nicht nur Bytes“

Mit der Thriller-Trilogie „Totenfrau“ gelang Bernhard Aichner 2014 der internationale Durchbruch.

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Bernhard Aichner zählt mit einer Million verkaufter Exemplare zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Thrillerautoren. Im Interview spricht er über das Potenzial heimischer Geschichten, künstliche Intelligenz und das Verlagswesen.

Wie viele Geschichten stecken in Tirol?

Bernhard Aichner: Unzählige wahrscheinlich. Ich bin ja überzeugt davon, dass wirklich jeder Mensch eine aufregende Geschichte zu erzählen hat. Täglich erleben wir erstaunliche Dinge, das Schicksal meint es gut mit uns oder beutelt uns. Würde man alles aufschreiben, was sich in Tirol an Spannendem zuträgt, würden sich wohl Tausende Bücher füllen. Eingebettet in dieser herrlichen Landschaft findet sich Fesselndes ohne Ende.

Was braucht es, um sie ans Licht zu bringen?

Als Autor muss man gut zuhören können, beobachten, sich in bestimmte Situationen hineinfühlen, nachfragen, empathisch sein. Und man muss einen bestimmten Riecher haben, die eigene Kreativität sprudeln lassen, die richtigen Fragen stellen. Auch wenn die Geschichten auf der Straße liegen, muss man auf sie aufmerksam werden und mit Sprache zum Leben erwecken. Als Autor nehme ich mir zusätzlich noch die Freiheit, meine eigene Fantasie miteinzubringen und die Wirklichkeit zu verwässern. Das Schöne am Schriftstellersein ist ja, dass alles erlaubt und nichts verboten ist. In jeder noch so schönen Idylle kann gemordet werden.

Mord und Totschlag sind gewissermaßen Ihr tägliches Brot. Dabei machen auch – fiktive – Verbrechen vor Tirol nicht halt.

Genau, sieht man ja an der Totenfrau. Auch die zweite Staffel der Netflix Serie, die Ende Mai abgedreht wurde, spielt wieder in Tirol. Anders als in der Romanvorlage wird weiterhin diese herrliche Landschaft neben Anna Maria Mühe eine Hauptrolle spielen. Es wird düster und blutig, noch krasser als Staffel eins. Dass die Romanfigur, die mir meinen Durchbruch als Schriftsteller beschert hat, in meinem Heimatland verfilmt wird, ist ein großes Geschenk für mich.

Apropos Durchbruch, wie entwickeln sich die Tiroler Verlage aktuell?

Ich denke, wir sind sehr breit aufgestellt und können stolz auf unsere Verlagslandschaft sein. Ich habe meine ersten sieben Bücher beim wunderbaren Haymon Verlag veröffentlicht, bevor ich zu einem großen deutschen Publikumsverlag gewechselt bin. Ohne Haymon wäre meine schriftstellerische Karriere nicht so verlaufen. Ich bin dem Verleger Markus Hatzer bis heute dankbar und wir sind freundschaftlich verbunden. Er hat damals an mich geglaubt und mir die Möglichkeit gegeben, mich zu entwickeln. Ich bin „gewachsen und veredelt in Tirol“, könnte man sagen.

Macht Ihnen KI und Textgenerierung Sorgen?

Als Autor von Romanen mache ich mir keine Sorgen. KI kann mittlerweile zwar enorm viel, aber bestimmte Dinge werden wahrscheinlich nie funktionieren. Emotion zu transportieren, wird nicht gelingen. Wenn ich eine meiner Romanfiguren leiden, lieben und hassen lasse, dann durchlebe ich das beim Schreiben selbst. Und nur so funktioniert es, nur so können LeserInnen auch mitfühlen. Die Emotion muss echt sein, die emotionale Dramaturgie muss stimmen, ein Roman ist kein journalistisch-informativer Text, Kreativität kein Baukasten, aus dem man sich einfach so bedienen kann. Es braucht Herz, nicht nur Bytes.

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Seltsame Sally Diamond“ von Liz Nugent. Ein krasses Buch. Extrem spannend, perfekt erzählt, beklemmend schön, monströs und dunkel. Ein absoluter Page Turner. Muss man unbedingt lesen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person:

Der gebürtige Osttiroler Bernhard Aichner arbeitete nach seinem Germanistikstudium zunächst als Fotojournalist und Werbefotograf, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem Thriller „Totenfrau" gelang ihm 2014 der internationale Durchbruch. Die Trilogie wurde in 16 Sprachen übersetzt und von Netflix sowie dem ORF verfilmt. Aichner wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Österreichischen Staatsstipendium für Literatur. Heute zählt er zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Thrillerautoren.

16. August 2024 | AutorIn: Anna Füreder, Michaela Ehammer | Foto: Bernhard Aichner

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