Viele Start-ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen Gründer:innen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: For People Who Care.
Waschbares Papier, Ananasleder und ein kompromissloser Anspruch an Nachhaltigkeit – das Tiroler Label For People Who Care macht Taschen, Accessoires und bald auch Kleidung, die anders sind. Umweltfreundlich, plastikfrei, fair produziert – und dabei langlebig und durchdacht. Hinter dem Start-up stehen zwei Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Welten kommen: Johanna Bittner, Ärztin, und Anna Podgorni, einst Profi-Pokerspielerin. Gemeinsam zeigen sie, wie aus Haltung ein Geschäftsmodell wird.
Der Showroom von For People Who Care zeigt: Nachhaltigkeit kann auch stilvoll sein.
Problem
Die Modebranche zählt zu den größten Umweltsündern weltweit. Billigstproduktion, Mikroplastik, Wegwerfmentalität – Fast Fashion dominiert das globale Geschäft. Zu viel werde in Plastik verpackt und unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt, findet Bittner. Für sie und ihre Mitgründerin war klar: Das muss auch anders gehen.
In der Werkstätte in Wattens entstehen alle Produkte von Hand – lokal und fair.
Lösung
For People Who Care fertigt Produkte aus ungewöhnlichen, aber durchdachten Materialien: etwa aus waschbarem Kraftpapier oder Piñatex, einem lederähnlichen Stoff aus den Fasern von Ananasblättern – ein Nebenprodukt der Fruchternte. Die Taschen, Rucksäcke und Accessoires sind plastikfrei, vegan, maschinenwaschbar und widerstandsfähig. Selbst die Nähfäden bestehen aus recycelten PET-Flaschen. Produziert wird in der Werkstätte Wattens, mit europäischen Komponenten, fairen Löhnen – und einer lebenslangen Reparaturgarantie.
Der Unternehmensstandort selbst ist Teil der Philosophie: Die Produktion erfolgt in einer ehemaligen Swarovski-Schleifhalle, die von den Gründerinnen und ihrem Team in monatelanger Arbeit renoviert wurde – heute das Herzstück eines regionalen, ressourcenschonenden Konzepts mitten im Coworking-Space der Werkstätte Wattens.
Neben dem Direktvertrieb richtet sich das Start-up zunehmend an Unternehmen: Es entstehen maßgeschneiderte Produkte für Gastronomie, Hotellerie und Handel – wie Brotkörbe, Menükartenhüllen oder Saunataschen. Ein stark wachsendes Segment, das immer mehr zur zweiten tragenden Säule des Geschäftsmodells wird.
Vom Pokertisch zum nachhaltigen Produktdesign: Anna Podgorni in ihrem neuen Element.
Vision
Die Gründung während der Pandemie 2020 begann mit dem Nähen von Stoffmasken – inzwischen beschäftigt das Unternehmen acht Mitarbeitende. Als nächster Schritt steht die Erweiterung des Sortiments auf lokal produzierte Kleidung an, darunter T-Shirts, Hoodies und Trainingstaschen. Auch eine neue „All-In Bag“ ist in Entwicklung – eine besonders geräumige Tasche, die den vielseitigen Alltag nachhaltig erleichtert. Parallel dazu soll auch der Vertrieb national und international weiter ausgebaut werden.
Der Wundersack aus waschbarem Kraftpapier – vegan, stabil und vollständig plastikfrei.
Kennengelernt haben sich Bittner und Podgorni in Berlin. Die Liebe zur Natur führte sie später nach Innsbruck – und ihre gemeinsame Erfahrung als Vertriebsmitarbeiterinnen für ein nachhaltiges Modelabel prägte die Entscheidung zur Gründung. Als das ursprüngliche Label verkauft und die Produktion nach China ausgelagert wurde, sagten sie: So nicht. Es folgten erste Prototypen im Gästezimmer, eine Werkstatt in Wilten – und 2022 schließlich der Umzug in die neue Produktionshalle in Wattens.
Sie wollten damit zeigen, dass verantwortungsvolles Design keine Einschränkung ist – sondern eine Bereicherung. Denn Nachhaltigkeit sei bei For People Who Care kein Modetrend, sondern ein unternehmerisches Versprechen.