Fahrschulinhaber Peter Unteregger spricht im top.tirol Auto Interview über sinkende Führerscheinzahlen, warum junge Personen die in einer Stadt wohnen immer seltener einen Führerschein machen, warum Zweiräder boomen und was sich in Zukunft beim Führerschein ändern wird.
Herr Unteregger, wie geht es den heimischen Fahrschulen aktuell?
PETER UNTEREGGER: Die Situation hat sich nach Corona wieder etwas erholt, dennoch sind die Führerscheinzahlen kontinuierlich sinkend. Personen die einen Führerschein machen wollen, werden weniger, und so wie früher, dass sofort nach dem 18. Geburtstag der Führerschein gemacht wird, ist es nicht mehr.
Junge Menschen, die in Städten wohnen, machen immer seltener einen Führerschein. Wie ist die Situation in Tirol?
Junge Leute, die am Land wohnen, machen eher noch gleich mit 18 Jahren einen Führerschein, während diejenigen, die in der Stadt zuhause sind verstärkt auf Öffis, Fahrrad und Scooter setzen. Oft ist es aber so, dass der Führerschein dann einige Jahre später gemacht wird.
Wie entwickeln sich die Führerscheinzahlen generell?
Generell beobachten wir schon längere Zeit, dass die Zahlen nach unten gehen, auch wenn sie im heurigen Jahr wieder leicht ansteigen. Die Gründe dafür liegen sowohl in den Geburtenrückgängen, am zurückgegangenen Interesse am Autofahren, aber auch an den Kosten. Die Anschaffung und Erhaltung eines Fahrzeuges, sowie Treibstoff und Versicherung, schreckt viele davon ab einen Führerschein zu machen
Zuwächse gibt es dafür bei Zweirädern. Diese erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Wirkt sich das auch auf die Fahrschulen aus?
Dieses Jahr haben wir weniger Motorradkurse abgehalten und deshalb weniger Zweiradscheine ausgegeben. Tendenziell ist es aber schon so, dass die 125-Kubik-Motorräder stark zunehmen, weil die in Anschaffung und Erhaltung - im Vergleich zu einem Auto - deutlich günstiger sind. Besonders seit Corona, weil es anfangs schwierig war auf Urlaub zu fahren und deshalb Geld übriggeblieben ist, haben viele in günstige Motorräder investiert. Mopedführerscheine hingegen werden spürbar weniger nachgefragt. Zweitakt-Mopeds gibt es kaum noch und die neuen Viertakter sind für viele Jugendliche einfach zu teuer geworden.
Wie ist die Mitarbeitersituation in den Fahrschulen, gibt es ausreichend Fahrlehrer-Innen?
In unserer Fahrschule beschäftigen wir aktuell 16 FahrlehrerInnen Damit sind wir gut aufgestellt. Weil ich schon über 30 Jahre im Geschäft bin, weiß ich aber auch ganz genau, dass ich mich rechtzeitig darum kümmern muss, um genügend FahrlehrerInnen für die Saison einsetzen zu können. Hier haben wir sicher einen Vorteil, weil wir unsere FahrlehrerInnen selbst ausbilden können.
Ansonsten ist die Situation an Fahrlehrern ähnlich schwierig wie in vielen anderen Branchen auch, die mit dem Fachkräftemangel kämpfen. Dazu kommt leider noch, dass viele nicht mehr abends, am Freitagnachmittag, oder an Samstagen arbeiten wollen.
Was zeichnet einen guten Fahrlehrer aus?
Sehr viel Geduld, das blitzschnelle Anpassen an die jeweilige Person, die er oder sie auszubilden hat um die vom Fahrschüler mitgebrachte Motivation hochzuhalten. Motiviert sind die FahrschülerInnen nämlich immer, wenn sie zu uns kommen, um einen Führerschein zu machen.
Was wird sich bei den Führerscheinkursen künftig ändern? Stichwort: autonomes Fahren, Einparkhilfen, Elektroautos und Automatikgetriebe.
Stand der Dinge ist, dass ab 2028 der Automatikführerschein kommen soll. Das heißt: Die Fahrstunden und die Prüfung werden dann in einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe absolviert. Wer trotzdem mit Schaltgetriebe unterwegs sein will, muss mit einer zusätzlichen Einheit rechnen.
Die Änderung kommt daher, weil zum einen Elektroautos immer ein Automatikgetriebe verbaut haben, und zum anderen, dass Automobilhersteller kaum noch Schaltgetriebe anbieten.
In der zweiten Ausbildungsphase - die innerhalb eines Jahres nach der Führerscheinprüfung absolviert werden muss - lernen wir den SchülerInnen bereits jetzt, wie Systeme des autonomen Fahrens wie zum Beispiel: Abstandsradar und Spurhalteassistent arbeiten. Grundsätzlich glaube ich, dass junge Menschen mit modernen Assistenzsystemen schneller zurechtkommen als ältere Generationen. Das ist ähnlich wie mit den Smartphones.