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Fahrzeughandel: „Das Agenturmodell sehe ich skeptisch“

Fahrzeughandel: „Das Agenturmodell sehe ich skeptisch“

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Der Autohandel war in den vergangenen Jahren stark geprägt von Lieferproblemen und sich verändernden Anforderungen. Die geplante Form eines Agenturmodells, sieht Dieter Unterberger, Handelsobmann in der WK Tirol, eher skeptisch und auch in der Debatte um die individuelle Mobilität ortet er derzeit eine negative Stimmung. 

Lange Lieferzeiten, zahlreiche Anpassungen bei bereits bestellten Fahrzeugen, Lockdowns und steigende Preise, forderte die KFZ-Händler in den vergangenen Jahren zunehmend.

„Das waren wir als Händler nicht gewohnt, Kunden plötzlich nicht mehr so bedienen zu können, wie es früher war. Sie wünschen, wir spielen, funktionierte plötzlich nicht mehr und das war für uns alle eine große Umstellung“, erklärt Spartenobmann Dieter Unterberger.

Das mit den Lieferketten funktioniert mittlerweile wieder besser, doch die Anforderungen haben sich stark verändert. „Drückten uns die Hersteller früher die Ware regelrecht ins Haus, so müssen wir heute schauen, dass wir zu den Fahrzeugen kommen. War für den Verkäufer das Geschäft mit der Unterschrift des Kunden am Kaufvertrag früher erledigt, so fängt es heute erst damit an.    

Auch der Gebrauchtwagenmarkt war in den vergangenen zwei Jahren regelrecht "ausgetrocknet". Dadurch sind die Preise vergleichsweise stark angestiegen und die Händler waren gezwungen vermehrt am Markt anzukaufen um die Nachfrage zu decken“, so Unterberger.

Durch diese Herausforderungen mussten die Händler ihre bisherige Fokussierung auf Kundenorientierung, Bedarfsermittlung, Probefahrten und den Abschluss von Kaufverträgen komplett umdenken.

Große Herausforderungen

Die Kosten im Autohandel steigen stetig, unter anderem aufgrund hoher Energiekosten. Auch die Personalkosten und die Zinsen sind aufgrund der hohen Kapitalbindung durch den Wert der Fahrzeuge stark betroffen. Dazu kommt der Arbeitskräftemangel, von dem die Autowirtschaft ebenfalls betroffen ist. Unterberger: „Diese Entwicklung trifft uns gleich doppelt, denn zum einen müssen wir höhere Zinsen bedienen und zum anderen sind die Kunden zurückhaltender angesichts der steigenden Leasingraten.“

Agenturmodell

Fast alle Hersteller arbeiten in irgendeiner Form an einem Agenturmodell, einige haben es bereits umgesetzt. „Das Modell ermöglicht es den Herstellern, die Kontrolle über den Transaktionspreis zu erlangen und unter Umständen direkt mit den Kunden in Kontakt zu treten“, gibt Unterberger zu bedenken. 

Im herkömmlichen Händlersystem kann der Hersteller nur den Listenpreis kommunizieren, während der Kunde den Kaufpreis nur beim Händler erfährt.

Ein Vorteil des Agenturmodells besteht darin, dass die Kunden-Agent-Beziehung von Preisverhandlungen befreit wird.

Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass die Händler durch diese Entwicklung indirekt enteignet werden, da sie nicht mehr in direkter Geschäftsbeziehung mit dem Kunden stehen. „Auch bei vielen anderen Abläufen im Autohandel bin ich eher skeptisch, dass alles so funktioniert, wie die Hersteller sich das Vorstellen“, glaubt Dieter Unterberger. 

Negative Stimmung

„Leider ist in Sachen individuelle motorisierte Mobilität derzeit generell eine negative Stimmung in Medien und Politik zu spüren“, befindet der Spartenobmann. 

In der Diskussion würden die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse der jeweiligen Ballungsräume oft vernachlässigt und gerade diese wären essenziell wichtig, um angemessene Lösungen zu finden.

„Derzeit fehlt es an Technologieoffenheit in Bezug auf individuelle motorisierte Mobilität. Unter der Annahme, dass die Produktion regenerativer Energie künftig immer günstiger und effizienter wird, sollten auch alternative Antriebsmodelle zusätzlich zu batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in Betracht gezogen werden. Auch eFuels, obwohl in der Produktion ineffizient, könnten bei ausreichender regenerativer Stromversorgung als wertvolle Energieträger und Energiespeicher genutzt werden, anstatt sie zu verteufeln“, betont Unterberger abschließend. 

Die Pkw-Dichte in Tirol liegt bei 547 PKW je 1.000 Einwohner und ist damit niedriger als im Österreich-Schnitt mit 566 PKW.

 

20. Juni 2023 | AutorIn: Bruno König | Foto: Franz Oss

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