Der Tourismus ist eine zentrale Branche in Tirol. Ressourcen effizient zu nutzen und nachhaltig zu agieren ist deshalb besonders wichtig. Über die Chancen und Herausforderungen, die sich daraus ergeben, diskutierten Experten beim 1. Tiroler Länder-Mitglieder-Forum von Vitalpin.
„Wir wissen, dass es den Tourismus braucht und wir wissen, dass es auch die Nachhaltigkeit im Tourismus braucht“, ist Vitalpin-Obmann Elmar Pichler Rolle überzeugt. Aus diesem Grund wolle man Unternehmen und Betriebe zum Austausch bringen: „Wir wollen, dass man in den Alpen gut leben und auch gut wirtschaften kann.“ Auch Manuel Lutz, Geschäftsführer von Vitalpin, bekräftigt: „Um in den Alpen bestehen zu können, müssen wir sparsam mit Ressourcen umgehen.“ Aus diesem Grund diskutierte eine Expertenrunde mit UnternehmerInnen in der Firma Hollu in Zirl. Diese gilt als Best-Practice-Beispiel für Ressourceneffizienz. Simon Meinschad, Geschäftsführer der Firma Holl, dazu: „Die Wirtschaft ist Teil der Gesellschaft. Das muss im Einklang funktionieren.“ Auf den Tourismus bezogen betont er: „Meiner Meinung nach wird nicht erkannt, welche wichtige Bedeutung der Tourismus wirklich hat.“ Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit hält Meinschad für das meistunterschätzte Thema in Bezug auf eine positive Zukunft.
Ressourceneffizienz im Bau
„Der Tourismus baut viel“, stellt der Betontechnologe Stephan Mösl klar. Er ist unter anderem Geschäftsführer der staatlich akkreditierten Materialversuchsanstalt Strass und will den vielfältigen Baustoff Beton ins richtige Licht rücken. Dieser werde als Klimakiller dargestellt, weil bei der Herstellung durch das Brennen von Kalkstein viel CO2 freigesetzt werde. Der Anteil des daraus entstehenden sogenannten Klinkers werde bei neuen Zementen aber reduziert, weshalb auch der CO2-Ausstoß geringer ausfallen würde. Das Problem sieht Mösl bei den Kosten: „Beim Bau geht’s ums Geld.“ Die Zementpreise würden durch die Mehrkosten von hochwertigen Zusatzmitteln steigen. Darüber hinaus brauche CO2-reduzierter Beton länger zum Aushärten, was eine längere Bauzeit zur Folge habe. „Gemeinsam finden wir Lösungen und können somit zusammen nachhaltigere Gebäude erschaffen“, ist Mösl dennoch überzeugt.
Ressourceneffizienz im Betrieb
Ressourceneffizienz müsse nicht immer ein „weniger“ bedeuten, sondern könne auch ein „mehr“ heißen, wie Clemens Unterberger, Abteilungsleiter für Systemmanagement und Kundenzufriedenheit bei Hollu, erklärt. So sei etwa ein gleichwertiger Input mit höherwertigem Output ebenfalls effizienter. „Wir müssen aber auch auf die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter schauen“, betont er bezüglich der personellen Ressourcen. Hier gehe es ebenso um angemessene Auslastung wie um Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch deshalb habe man sich für den Naturerholungspark inklusive Kneippanlage am Hollu-Gelände entschieden. „Die gesamtheitliche Betrachtung ist bei der Ressourceneffizienz wichtig“, so Unterberger. Wichtig sei der Einklang von natürlichen, finanziellen und personellen Ressourcen, „das ist auf langfristige Sicht entscheidend“.
Regulatorik & Ressourceneffizienz
„Wir müssen schauen, dass wir mit unseren Ressourcen haushalten“, gibt auch Josef Peer, Rechtsanwalt und Umweltspezialist, zu denken. Hier setze die Regulatorik ein. Dabei würden auch Genehmigungen, Raumplanung oder Wegerechte eine Rolle spielen. Oft sehe man nur die Spitze des Eisbergs, aber nicht das, was darunter liege. Bezüglich der Förderungen gibt er an: „Das Zuckerbrot ist schon da, aber die Peitsche fehlt noch“. Bei der Diskussionsrunde wurde auch deutlich, dass es der Regulatorik an Konnex zu den Fachleuten fehle. Laut Peer brauche es eine Schnittstelle zwischen Juristen und Bauexperten. Generell hinke die Regulatorik oft hinterher, Verfahren würden zu lange und aufwändig ausfallen. Einen Lösungsansatz sieht er im Lobbying: „Es braucht eine starke und einheitliche Stimme.“
Technologie & Ressourceneffizienz
Dass sich auch in der Technologie zahlreiche Möglichkeiten für Ressourceneffizienz auftun würden, weiß Michael Haberl von der Invenium Data Insights GmbH, einer Tochterfirma von A1. Big Data und KI könne man für eine nachhaltige touristische Mobilität und nachfrageorientierte Verkehrsplanung nutzen. „Das Ziel muss eine ressourceneffiziente, nachhaltige und bedürfnisgerechte Mobilität mit gleichzeitig weniger Verkehr sein“, erklärt Haberl. Über die Auswertung von Mobilfunkdaten könnten mittels KI große Datenstreams analysiert werden. So könne man beispielsweise nachvollziehen, wie sich Leute an welchen Standorten bewegen, was einer lösungsorientierten BesucherInnenlenkung dienen könnte. Problematisch sieht Haberl hingegen, dass verfügbare Technologie von touristischen Regionen oft gar nicht herangezogen werden.
Darüber, dass um das Thema Ressourcennutzung bald keine Branche herumkommen wird, sind sich die Experten einig – ebenso wie darüber, dass es insbesondere im Tourismus zukünftig noch an Bedeutung gewinnen wird. Doch an Lösungen in den verschiedensten Bereichen wird bereits gearbeitet, wie auch die Diskussion gezeigt hat.