Kosmetik-, Tabak-, Öl- oder Gewürzdosen – fast jeder Haushalt hat Produkte aus dem Hause Pirlo im Regal stehen. Der Verpackungshersteller hat sich vor allem auf hochwertige und individuelle Lösungen spezialisiert.
Pirlo ist mit seinen Produkten in unterschiedlichen Branchen wie Lebensmittel oder Kosmetik vertreten. Dabei geht es aber nicht um den Inhalt, sondern um die Verpackung. Das mittlerweile mehr als 100 Jahre alte Unternehmen entwickelt und produziert individuell auf Kundenwünsche angepasste Metalldosen. Vom Design bis hin zur Fertigung passiert alles in einem Haus. Bevor die Dose samt Inhalt aber den Weg in die Regale findet, muss sie erst mal entwickelt werden. Die Prototypen dafür entstehen oft im 3D-Drucker. „Der Kunde kann sich das Modell live anschauen, es in die Hand nehmen, Versuche machen“, erklärt Volker Schöffel, Produktentwickler bei Pirlo. Der 3DDruck gehe nicht nur schneller, sondern sei auch wesentlich günstiger. Er ist aber nur ein Teil der Entwicklungsarbeit des Dosenherstellers. „Wir führen generell intensive Kundengespräche, machen Workshops mit den Kunden. Sie wollen sich immer mehr von der Masse abheben und haben dann spezielle Ansprüche an Form, Design und Farbgebung.“
VOM MODELL AUFS BAND
Diese Wünsche sind immer wieder eine Herausforderung und bedingen unter anderem auch Adaptierungen der Anlagen. „Man braucht unter Umständen spezielle Werkzeuge, die man anfertigen muss, teilweise auch spezielle Maschinen. Wir haben einen eigenen Werkzeugbau und ein technisches Büro, die kümmern sich darum, Maschinen zu modifizieren, um entsprechende Produkte herstellen zu können.“ Gerade diese Arbeit liefere Pirlo einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Bei den Metallverpackungen ist aktuell noch das ein oder andere Kunststoffteil integriert, das soll sich aber in Zukunft ändern. Denn gefordertwerden von den KundInnen mittlerweile immer öfter reinstoffliche Produkte. Das gelinge auch oft, erklärt Schöffel. „Die KundInnen müssen aber bereit sein, mehr zu bezahlen – die Rohstoffpreise von Metall sind rund doppelt so hoch wie jene von Kunststoff.“ Dafür werden die meisten Dosen nach Gebrauch recycelt – rund 90 Prozent der Metallverpackungen kommen zurück in den Kreislauf, so Schöffel.
LETZTER SCHLIFF
Gleichzeitig hat die Metalldose einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Verpackungsarten: Sie wirkt höherwertig, und damit auch das darin verpackte Produkt. Zusätzlich hat Pirlo mit seinen Lackieranlagen die Möglichkeit, Designs und Effekte abzubilden. Auch in der Prägung und im Druck ist Pirlo Vorreiter, zum Beispiel im Bereich der Mikroschrift. Die anstehenden Herausforderungen sind die vieler Tiroler Betriebe: steigende Rohstoffpreise, fehlende Arbeitskräfte. Die Lieferkettenschwierigkeiten der letzten Zeit spielen dem Metalldosenhersteller aber sogar in die Hände: Aktuell kommen viele Anfragen von KundInnen, die vorher in China gekauft haben. Sie wollen lieber einen europäischen Hersteller, der verlässlich liefert. Insgesamt sei das Unternehmen gut für die Zukunft gerüstet.
IN DER NISCHE
Herkömmliche Getränkedosen kommen bei dem Dosenhersteller definitiv nicht aus der Produktion. Hergestellt werden vor allem Spezialprodukte, für die die Konkurrenz oft keine passenden Anlagen hat. Der Nachbau einer von Pirlo entwickelten Dose dauert oft Monate oder Jahre oder ist aufgrund des Know-hows, das sich Pirlo im Lauf der Zeit angeeignet hat, gar nicht möglich.
HAUPTABSATZMÄRKTE
von Pirlo sind unter anderem Deutschland und Frankreich. Daneben exportiert der Dosenhersteller auch nach Polen, Israel, Australien, in die USA und die Schweiz. Insgesamt werden die Produkte aus Kufstein in über 40 Länder verschickt.
Zahlen zum Unternehmen
- Gründung: 1908 durch Oskar Pirlo
- MitarbeiterInnen in Tirol: 387
- 10 Lehrlinge
- Umsatz in Tirol: 75.400.000 Euro