Ressourcen schonen, Innovation fördern, Klima schützen – eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist dafür der Schlüssel. Aber wie weit ist Tirol auf diesem Weg? top.tirol hat mit der Expertin Ingeborg Freudenthaler über den aktuellen Stand gesprochen.
Frau Freudenthaler, wie ist der aktuelle Stand der Kreislaufwirtschaft in Tirol?
Ingeborg Freudenthaler: Tirol ist in Sachen Kreislaufwirtschaft durchaus fortschrittlich, die Entwicklungen wurden primär von innovativen Entsorgungsunternehmen getrieben. Die Sammlung und das Recycling von Wertstoffen – wie etwa Lithium-Ionen-Akkus – werden laufend verbessert. Trotzdem gibt es bei der richtigen Entsorgung und Wiederverwertung von Batterien noch große Herausforderungen und dringenden Handlungsbedarf.
Sehen Sie bei heimischen Unternehmen Aufholbedarf?
Ja, es gibt eindeutig Nachholbedarf – insbesondere bei Herstellern und Handel. Entsorgungsbetriebe investieren bereits hohe Summen in Brandschutz und sichere Prozesse, aber die Produktverantwortung der Hersteller und Vertreiber ist gesetzlich gefordert und wird oft noch nicht konsequent wahrgenommen. Die Entsorgungsbranche trägt große Risiken, während Hersteller und Handel stärker in die Pflicht genommen werden müssten – etwa durch Rücknahmesysteme, mehr Investitionen und ein echtes „Denken von der Wiege bis zur Bahre“ bei den betroffenen Produkten.
Was sind aktuell die größten Hürden für die Umsetzung in Betrieben?
Zu den größten Herausforderungen zählen die Komplexität der Umstellung, hohe Investitionskosten, fehlende Fachkräfte und das nötige Know-how. Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben, die oft zusätzliche Verwaltungsarbeit und technische Anforderungen mit sich bringen. Besonders der Umgang mit gefährlichen Abfällen stellt viele Betriebe vor große Aufgaben. Auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und die Anpassung von Produktionsprozessen sind Herausforderungen, die überwunden werden müssen.
Was wäre nötig, um den Wandel hin zu einer zirkulären Wirtschaft in Tirol richtig voranzubringen?
Um die Prinzipien einer umfassenden Kreislaufwirtschaft in Tirol nachhaltig zu etablieren, braucht es eine Kombination aus gezielter Kooperation zwischen Unternehmen, Politik und Forschung und kontinuierlicher Weiterbildung. Bürokratieabbau sowie eine schnellere Abwicklung der Behördenarbeit sind von entscheidender und dringlicher Notwendigkeit, um künftig Innovation besser fördern und aktuell noch existierende Hürden für Unternehmen effektiv abbauen zu können.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Ingeborg Freudenthaler leitet seit 1991 als Geschäftsführerin das Entsorgungsunternehmen Freudenthaler. Mit rund 60 Beschäftigten erwirtschaftet der Familienbetrieb einen jährlichen Umsatz von etwa 20 Millionen Euro.