Was erwartet Sie noch in Ihren letzten Monaten am Landestheater?
Ich freue mich auf einen feierlichen Abschluss meines langjährigen Engagements und werde versuchen, gemeinsam mit meinen TänzerInnen die letzten Vorstellungen in vollen Zügen zu genießen. Es waren großartige Jahre, die ich mit meinen TänzerInnen und meinem Publikum am Theater verbringen durfte. Ich möchte diese besondere Zeit in bester Erinnerung behalten. Mit vielen meiner TänzerInnen darf ich zum Glück weiterarbeiten und ich hoffe auch, dass uns unser Publikum treu bleibt.
Welche Angebote fehlen der Tiroler Kulturszene?
Am wichtigsten wären Aufführungsstätten, damit Konzerte und Events stattfinden können. Mir kommt vor, hier war die Situation schon mal viel besser. Ich merke es besonders jetzt, wie schwierig es ist, einen Raum zu finden, um zu arbeiten. Ich weiß nicht, ob das mit den Immobilienpreisen zusammenhängt oder damit, dass man von Seiten der Politik oder der Anrainer möglicherweise keine Veranstaltungen will. Aber wenn ich sehe, wie sehr die Menschen sich freuen, wenn mal etwas los ist, gibt mir das Hoffnung, dass hier auch wieder mehr passiert.
Seit Sie hier leben, welche Entwicklung konnten Sie in Tirol miterleben?
Ich bin natürlich sehr fokussiert auf mein Metier – den Tanz – und kann nur hier kompetent Auskunft geben. Als ich vor 14 Jahren begann, hatten wir vielleicht 30 Vorstellungen pro Jahr und zwölf TänzerInnen. Dass wir das auf über 90 Vorstellungen pro Jahr und eine Company mit 17 TänzerInnen ausbauen konnten, ist schon etwas, worauf ich sehr stolz bin.
Ich kann mich auch noch gut an die Jahre erinnern, in denen der Tanzsommer parallel zu meinen Vorstellungen im Congresshaus aktiv war. Dass wir beide gleichzeitig volle Häuser hatten, hat schon gezeigt, wie groß die Liebe zum Tanz in Tirol ist. Das waren großartige Zeiten und da sollten wir als Stadt wieder hin. Innsbruck hat sich in meiner Wahrnehmung zu einer Tanzmetropole gemausert, wofür neben uns und der Offszene vor allem auch die Tango- und Salsaszene mitverantwortlich sind.
Was sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre?
Ich will weiter kreativ in Tirol arbeiten und tolle Choreographien erarbeiten. Damit ich meinen eigenen Ansprüchen genüge, brauche ich TänzerInnen und die Möglichkeit aufzuführen. Wir sind glücklich, dass so viele TänzerInnen mit uns mitkommen. Wir arbeiten schon fleißig an neuen Ideen für unser Publikum. Die Begeisterung ist riesig.
Ohne Infrastruktur eines Theaters im Rücken ist das zwar schwieriger, aber die Freiheit, die ich und meine TänzerInnen nun haben, möchte ich für neue Projekte nutzen. Die moralische und auch finanzielle Unterstützung unserer Fans hilft uns dabei.
Wenn Tirol ein Tanzstück wäre, welches und warum?
Es wäre wohl ein Tanzstück geprägt von rauer Schönheit. Die Tiroler als Menschen, aber auch die Landschaft haben Ecken und Kanten. Tirol ist spannend und mystisch, aber eben auch wunderschön und vielfältig. Es gibt wohl nicht viele Orte, an denen das Wetter eine so große Rolle spielt und die unterschiedlichen Jahreszeiten so ausgeprägt sind. Es gibt eine große Tradition, eine große Naturverbundenheit, einen großen Stolz. Tirol ist schon ein besonderer Flecken Erde, und das müsste man spürbar machen.
Zur Person:
Enrique Gasa Valga ist Choreograph und Balletttänzer und war 14 Jahre lang Tanz-Direktor am Landestheater in Innsbruck. Unlängst gründete er die Enrique Gasa Valga Dance Company und möchte dort in Zukunft seinen Choreographien mit seiner Tanz-Company eine Bühne geben.