Skip to main content
Rankings - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Rankings
Unternehmensverzeichnis - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Unternehmen
Newsletter - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Newsletter
ExpertInnen-Trio diskutiert

Ist die Wirtschaft noch zu retten?

Meinrad Knapp moderierte die Diskussionsrunde mit Susanne Kraus-Winkler, Markus Marterbauer und Gerald Loacker (v. l.).
ExpertInnen-Trio diskutiert

Ist die Wirtschaft noch zu retten?

Meinrad Knapp moderierte die Diskussionsrunde mit Susanne Kraus-Winkler, Markus Marterbauer und Gerald Loacker (v. l.).

Artikel teilen

Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, Ökonom Markus Marterbauer und Politiker Gerald Loacker diskutierten im Rahmen des Tiroler Adler Forums über die derzeitige wirtschaftliche Lage. Die Diagnosen fielen unterschiedlich aus.

 „Wir sind der Meinung, dass der Karren brennt“, stellte Christian Handl, Präsident der Tiroler Adlerrunde, im Rahmen des Adler Forums klar. Gerade die rückläufige Industrieproduktion und die steigenden Arbeitslosenzahlen würden darauf hinweisen. Aus diesem Grund kamen mit Susanne Kraus-Winkler als Tourismusstaatssekretärin, dem Wirtschaftswissenschaftler Markus Marterbauer und Gerald Loacker von den NEOS drei ExpertInnen zu Wort, die sich besonders den brisanten Themen Fachkräftemangel, Leistungsbereitschaft und der fortwährenden Teilzeit-Thematik widmeten.

Zu wenige Arbeitskräfte

„Der Arbeitsmarkt und die Einstellung zur Arbeit stellen uns vor große Herausforderungen“, so Susanne Kraus-Winkler. Sie schildert, dass aktuell im Tourismus mehr Beschäftigte als jemals zuvor benötigt werden. Insofern will die Tourismusstaatssekretärin unter anderem mit schnelleren Arbeitsbewilligungen Menschen aus dem Ausland gewinnen und sich so gegen das europäische Umfeld durchsetzen. „Arbeitsmarktpolitik ist nur erfolgreich, wenn man die Leute an die Hand nimmt“, hält Ökonom Markus Marterbauer dagegen. Er erkenne in diesem Sektor sehr viele tolle, aber eben auch schlechte Betriebe: „Im Tourismus ist die Hälfte der Leute im Niedriglohnsektor. Wir müssen den Betrieben helfen, die gut arbeiten.“ Generell kann der Wirtschaftswissenschaftler der Arbeitskräfteknappheit auch Gutes abgewinnen und zieht den Vergleich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1970er-Jahren.

Adlerforum2 fc Franz Oss

Arbeitskräftemangel, Leistung und Teilzeit-Arbeit standen im Fokus der Diskussion.

Zu viel Arbeitslosigkeit

Neos-Politiker Gerald Loacker sieht eine zentrale Problematik der aktuellen Wirtschaftslage in der Arbeitslosigkeit: „Wir müssen schauen, dass die Leute nicht langzeitarbeitslos werden.“ Er schlägt hierfür das dänische und schwedische Modell vor, bei dem die Arbeitslosenversicherung freiwillig ist und von rund 70 Prozent der Menschen in Anspruch genommen wird. Auch Tourismusstaatsekretärin Kraus-Winkler merkt an, dass ein Teil der Arbeitslosen im Tourismus gar nicht vermittelbar sei und man in diesem Sektor einen hohen Anteil an Hilfskräften beschäftigen würde. Eine Jobgarantie im kommunalen und gemeinnützigen Bereich für Langzeitarbeitslose hält Markus Marterbauer hingegen für zielführender als etwa degressives Arbeitslosengeld.

Mehr oder weniger Teilzeit?

Wenige Themen werden in letzter Zeit so emotional und kontrovers diskutiert wie die Teilzeit-Arbeit. Laut Politiker Loacker mache sich diese besonders deutlich bei den Krankenversicherungen bemerkbar: „Als Teilzeitkraft kaufe ich mir den Full-Service für einen Teil ein.“ Er wolle daher Gerechtigkeit zwischen Voll- und Teilzeit schaffen. Zudem kritisiert er die hohen Lohnkosten in Österreich: „Die sind so hoch, weil wir uns vieles leisten“, so Loacker, der dabei unter anderem auf Altersteilzeit und Bildungskarenz verweist. Susanne Kraus-Winkler ist davon überzeugt, dass mit einem verbesserten Kinderbetreuungsangebot auch mehr Frauen in die Vollzeit zu bekommen wären. Auch sie ist dafür, Vollzeit-Arbeit steuerlich attraktiver zu machen. Der Ökonom Markus Marterbauer sieht eine Lösung in gerechter verteilter Care-Arbeit und spricht sich auch für eine 32 Stunden Woche aus. Er sieht es als fortschrittlich an, dass auch junge Väter gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen.

Trotz ihrer unterschiedlichen Anschauungen sind sich die drei ExpertInnen in einer Hinsicht einig: Die Wirtschaft macht aktuell eine herausfordernde Zeit durch. Taten müssen folgen.

top.tirol Raika Erfolgsstory 2406

WUNSCHLISTE - Wenn die ExpertInnen eine Sache ändern könnten, wäre das:

Susanne Kraus-Winkler: weniger Bürokratie und mehr Flexibilität; andere Steuersysteme, die es ermöglichen, so zu wirtschaften, dass alle leben können

Markus Marterbauer: massive Investitionen ins Bildungssystem; vor allem für Kinder, die es nicht leicht haben, wie etwa MigrantInnen

Gerald Loacker: Föderalismus ändern; jede Gebietskörperschaft muss die Steuer selbst einheben, die sie auch ausgibt

26. September 2024 | AutorIn: Markus Wechner | Foto: Franz Oss

top.tirol Newsletter

Wir informieren Sie kostenlos und wöchentlich über Tirols Wirtschaftsgeschehen