Die aktuelle Erhebung des IV-Tirol-Geschäftsklimaindex zeigt, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in Tirol auch im dritten Quartal weiter verschlechtert hat.
Nach zwei Jahren Rezession setzt sich die negative Stimmung unter den heimischen Industriebetrieben unverändert fort. Der Geschäftsklimaindex der Industriellenvereinigung (IV) Tirol fällt im dritten Quartal 2024 mit einem Wert von 5 Punkten erneut auf sein bisheriges Zehn-Jahres-Tief zurück, das bereits im dritten Quartal 2023 erreicht wurde.
Massiv gestiegene Kosten, vor allem im Bereich der Lohnstückkosten, aber auch bei den Energiepreisen, schwächelnde Nachfrage nach Tiroler Industrieprodukten auf den wichtigsten Absatzmärkten und wachsende geopolitische Unsicherheiten prägen das Bild der Tiroler Industrie. So wird die derzeitige Geschäftslage nur noch von 8 Prozent der befragten Unternehmen als „gut“ bewertet – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 19 Prozent im zweiten Quartal 2024. Im Vergleich dazu stieg der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als „durchschnittlich“ einstufen, von 58 auf 77 Prozent. 15 Prozent beschreiben ihre Lage derzeit als „schlecht“.
Rückgang bei Aufträgen und Auslandsaufträgen
Auch beim Auftragsbestand sei die Lage demnach alarmierend. Die schwache Nachfrage aus dem Ausland und die anhaltende Unsicherheit auf den internationalen Märkten belasten die Auftragsbücher der exportorientierten Tiroler Industrie. Nur noch 12 Prozent der befragten Unternehmen bewerten diese als „gut“, während 30 Prozent von einer „schlechten“ sowie 58 Prozent von einer durchschnittlichen Auftragslage berichten.
Diese Bewertungen spiegeln sich auch in den jüngsten Konjunkturprognosen des WIFO und des IHS wider, die eine noch schwächere wirtschaftliche Dynamik vorhersagen als bisher angenommen. Laut den aktuellen Prognosen des WIFO wird das reale BIP in Österreich im Jahr 2024 um 0,6 Prozent sinken, bevor es 2025 voraussichtlich um 1 Prozent wachsen wird. Das IHS schätzt die Lage ähnlich ein. Die Analysen zeigen, dass sich die Rezession, die Industrie und Bau bereits seit zwei Jahren heimsucht, nun auch in allen anderen Branchen angekommen ist.
Schwache Produktionsaussichten und Preisentwicklung
Ebenfalls deutlich verschlechtern werde sich die Produktionstätigkeit für die nächsten drei Monate. Nur noch zwei Prozent der Unternehmen rechnen mit einer guten Auslastung im Vergleich zu 13 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres. Während 18 Prozent eine negative Entwicklung prognostizieren, erwarten immerhin 80 Prozent der befragten Industriebetriebe eine durchschnittliche Entwicklung der Produktionstätigkeit.
Problematisch sei zudem die Entwicklung der Verkaufspreise: Hier erwarten über die Hälfte der Unternehmen sinkende Preise – bei gleichzeitig steigenden Kosten. Ein Anstieg der Preise werde allerdings nicht erwartet. Die Unsicherheiten über die Preisentwicklung belasten die strategische Planung der Unternehmen erheblich und sind ein Beleg dafür, dass die explodierenden Lohnstückkosten in Österreich der exportorientierten Industrie keinen Spielraum mehr im internationalen Wettbewerb ermöglichen.
Forderungen an die Politik
Angesichts dieser schwierigen Lage richtet sich der Appell der Tiroler Industrie an die politischen Entscheidungsträger, möglichst rasch eine neue Bundesregierung zu bilden und die notwendigen Reformen umzusetzen. „Österreich darf sich keinen politischen Stillstand leisten. Wir brauchen eine handlungsfähige Regierung, die den Industriestandort Österreich wieder auf Vordermann bringt“, fordert IV-Tirol-Präsident Max Kloger.
Insbesondere brauche es laut Kloger spürbare Entlastungen bei den Energiepreisen sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten. Zudem betont er die Notwendigkeit, die Abgabenquote auf 40 Prozent zu senken und gleichzeitig den Bürokratieabbau voranzutreiben.