Tirols Industrie muss aufholen. Davon ist Max Kloger als neuer Präsident der Industriellenvereinigung Tirol überzeugt. Dazu wurde eine Fünf-Punkte-Strategie präsentiert. Als Maßstab dient ein europaweiter Index, in dem sich Tirol sich bald um zehn Ränge verbessern soll.
Energiepreise, die im Vergleich zum Ausland drei Mal höher sind, hohe Lohnnebenkosten, Arbeitskräftemangel und mehr, machen der Industrie zu schaffen. Und auch wenn in Tirol die MitarbeiterInnenzahlen noch stabil sind: „In Österreich hat die Deindustrialisierung in manchen Regionen bereits begonnen”, warnt Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, Max Kloger. „Tirol ist mit seiner kleinstrukturierten und vom Mittelstand geprägten Industrielandschaft ein wenig im Vorteil. Trotzdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis das auch hier geschieht.”
Fünf-Punkte-Plan
Als Heilmittel sieht Kloger die Schaffung besserer Rahmenbedingungen, um nicht nur den Bestand zu schützen, sondern den Standort Tirol auch für Neugründungen und Ansiedelungen attraktiver zu machen. Dazu hat die IV Tirol in einer neu vorgestellten Strategie fünf Themenbereiche ins Visier genommen, in denen bis 2030 24 Projekte umgesetzt werden sollen.
Messbarkeit
Wie genau die Vorhaben aussehen, die das bewerkstelligen sollen, wird in den kommenden Wochen und Monaten präsentiert werden. Aktuell gehe man auf die betreffenden Partner zu, sagt Kloger. Ein klares und vor allem messbares Ziel hat die IV aber bereits im Auge: Im Regional Competitive Index (RCI), mit dem die Europäische Kommission im Drei-Jahres-Takt die Wettbewerbsfähigkeit von 234 europäischen Regionen bewertet, liegt Tirol aktuell auf Platz 67. „Filtern wir aber ländliche und Metropol-Regionen, mit denen wir nur bedingt vergleichbar sind, landen wir auf Rang 30 von 76 Industrieregionen”, erklärt der IV-Präsident. „Bis 2030 wollen wir es unter die Top 20 schaffen.”
Partner statt Politiker
Ein nicht unerheblicher Partner bei der Umsetzung der Strategie wird die Politik sein, insbesondere bei Vorhaben wie der Verschlankung der Verwaltung. Sich in die Tagespolitik einmischen wolle die IV aber nicht, versichert Kloger: „Die Einsicht, dass Veränderungen nötig sind, ist in der Politik angekommen.” Deswegen sehe man sich als Partner, die mit einer externen Perspektive Dinge anstoßen können. „Was aber nicht heißt, dass wir nicht auch Know-how und konkrete Lösungen beitragen können und werden. Aber selbst Politik machen, werden wir nicht.”
Dauerthema Arbeitszeiten
Ein allerdings mittlerweile nicht mehr vermeidbares Politikum stellt der Ruf nach einer generellen Arbeitszeitenverlängerung dar. Die von der Industriellenvereinigung Österreich lautgewordene Forderung danach will Kloger so nicht mittragen. Er sieht die Situation differenzierte – wohl nicht zuletzt, weil die Strategie für 2030 auch vorsieht, den Talentpool von Mitarbeiterinnen stärker anzuzapfen. Dazu brauche es andere Grundvoraussetzungen, um Vollzeitanstellungen erst einmal zu ermöglichen und attraktiv zu machen: „Deswegen fordern wir auch das Recht auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr.”
Komplett an mehr Arbeit wird der Weg aber nicht vorbeiführen: „Schlüsselkräfte arbeiten bereits jetzt deutlich mehr und werden das auch in Zukunft tun”, sagt er. Ein pauschaler Ruf nach einer 41-Stunden-Woche ergebe aber keinen Sinn: „Es muss dort mehr gearbeitet werden und gearbeitet werden können, wo es Sinn ergibt. Nur eines ist klar. Mehr Wohlstand mit weniger Arbeit, das wird sich nicht ausgehen.