Bei KS Kneissl & Senn Technologie wird automatisiert, was möglich ist. Abrasive Materialien und Kleinserien erfordern Methoden abseits der üblichen Fertigungsroboter.
Im Werk von KS fliegen Funken und Staub: Das Unternehmen stellt eine breite Palette von Industriebedarfsprodukten her, von der Dichtung bis zum feuerfesten Vermiculite-Bauteil für Zentralheizungen. Bis 2009 wurden die feuerfesten Produkte rein mit Handmaschinen gefertigt, die zunehmende Komplexität der Teile und die Sorge vor Wiederholungsfehlern und Arbeitsunfällen bereitete aber den Weg zur Automatisierung – im Rahmen der besonderen Bedingungen und abseits von komplett autonomer Produktion. „Wir hätten es 2010 schon lassen müssen, hätten wir die CNC-Automatisierung nicht komplett vorangetrieben“, erinnert sich Franz Senn jun., Juniorchef des Unternehmens.
Evolution am Frästisch
Aus den genannten Gründen und dem Mangel an qualifiziertem Personal legte man sich 2009 eine dreiachsige CNC-Maschine von einem Tiroler Hersteller zu, 2014 kam das erste fünfachsige Modell. Im Bereich feuerfester Materialien war rasch klar, dass die auf Holz ausgerichteten Maschinen mit den mineralbasierten Werkstoffen ihre Mühe haben würden: Der entstehende Staub wirkt wie Schmirgelpapier und macht die Führungen des Fräskopfes ungenau. „Wir sandstrahlen uns die Maschinen förmlich selbst weg, indem wir damit arbeiten“, erklärt Senn.
Gemeinsam mit dem Hersteller begann die Anpassung, von Modell zu Modell wurden Dichtungen, Führungen und Wartungsintervalle optimiert.
Dicke Luft
Der Staub begründete den zweiten Bereich der Automatisierung neben den CNCs: das Zentralabsaugungssystem. Früher mussten die MitarbeiterInnen die Absaugung ständig von Hand entleeren, 2015 stellte man auf die automatische Anlage um – dadurch können die Mitarbeitenden länger an der Maschine bleiben und simple Handarbeit einsparen.
Klassische Formen der Automatisierung sind bei KS kaum möglich. Bei den oft kleinen Serien lohnt es sich nicht, einen Roboter jeweils neu anzulernen. Ab 2019 stiegen zwar die Mengen, doch selbst Roboterhersteller schüttelten ob der staubigen Tätigkeit die Köpfe. Mit hohen Investitionen vielleicht, das mache laut Senn wirtschaftlich aber wenig Sinn.
Optimierte Produktion
Da Roboter oder automatisierte Befüllungs- und Beschickungssysteme ausscheiden, setzt man derzeit bei der Planung an: In Zusammenarbeit mit dem MCI soll diese zwecks effizienterer Produktion durch KI unterstützt werden.
Bisher entscheidet in erster Linie die Einschätzung der MitarbeiterInnen darüber, wie effizient die kleinen Serien abgearbeitet werden. Nach drei Kriterien wird gruppiert: Vormaterial, Liefertermin und Kapazität. Am Ende zähle der Kundenwunsch, so Senn: „Diesen Spagat müssen wir machen, dass wir bestmöglich produzieren und die Lieferzeitvorgabe der KundInnen treffen.“
Ausgewogenes Spiel
Wie erhofft, sind Arbeitsunfälle und Wiederholungsfehler deutlich zurückgegangen. Senn sieht auch gewisse Nachteile der Automatisierung: Man brauche deutlich besser ausgebildetes Personal, sei abhängiger von Maschinenherstellern und IT im Generellen. Dennoch habe Automatisierung und Digitalisierung erst ermöglicht, dass das Unternehmen seit 2019 stark gewachsen ist. „Wir digitalisieren aber nichts, nur weil es im Trend ist“, ergänzt Senn.
Das Unternehmen in Zahlen:
- Bei KS Kneissl & Senn Technologie sind 10 CNC-Holzbearbeitungsmaschinen im Einsatz.
- Insgesamt hat das 2001 gegründete Unternehmen 19 CNC-Maschinen.
- In der Woche erledigen die 60 MitarbeiterInnen zwischen 300 und 400 Produktionsaufträge, es gibt 6 Produktbereiche.
- Für dieses Jahr erwartet man sich einen Umsatz von 23 Millionen Euro.
Unter dem Radar
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH produziert und vertreibt Schmiermittel, Dichtungen, feuerfeste Produkte, Förderketten und Gießereibedarf. Das Unternehmen ist rein im B2B-Sektor tätig, dadurch ist den EndkundInnen oft unbekannt, wessen Erzeugnisse zum Beispiel in ihren Kaminöfen oder ihrer Zentralheizung stecken.
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„Wir digitalisieren nichts, nur weil es im Trend ist.“ Franz Senn junior
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Eine 3D-Vermessung von Bauteilen wurde wieder verworfen – damit hätte man das Problem nur ins Büro verlagert.
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Franz Senn jun. ist geschäftsführender Gesellschafter von KS Kneissl & Senn Technologie GmbH und zuständig für Digitalisierung, Produktion & Abwicklung bzw. IT.